Wie ist es um die finanzielle Vorsorge von Bäuerinnen bestellt? Darüber diskutierten die Landfrauen im diesjährigen Bäuerinnenforum, das am Samstag im Rahmen der Grünen Woche in Berlin stattfand.
„Versorgungslücken bei der finanziellen Absicherung der Frauen auf den Höfen müssen geschlossen werden“, sagte LandFrauenpräsidentin Petra Bentkämper in ihrer Eröffnungsrede. So habe die deutschlandweite Studie zur Lebens- und Arbeitssituation von Frauen in der Landwirtschaft der Universität Göttingen, des Thünen-Instituts und vom dlv ergeben: Es gibt viel Handlungsbedarf. Auf die Frage, ob die Frauen sich für das Alter ausreichend abgesichert fühlten, antworteten 30,6 % mit „Nein“; etwa 26 % wussten es nicht recht.
Tatsächlich herrsche bei dem Thema eine große Unsicherheit: Viele Frauen würden sich nicht auskennen, Sorge haben, nicht alles erfassen zu können, oder gar mit falschen Informationen versorgt sein, so die Beobachtung der Diskutantinnen und Diskutanten. „Eine Befragung unter den top agrar-Leserinnen hat auch ergeben, dass viele Frauen den Kopf schlichtweg zu voll haben, um sich mit dem Thema auseinanderzusetzen“, so top agrar-Redakteurin Katharina Meusener.
Welche Möglichkeiten gibt es, sich zu informieren?
In ihrer Funktion als alternierende Vorsitzende der SVLFG-Vertreterversammlung wies Juliane Vees auf das Angebot der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau hin: Auf der Homepage seien Informationen von Auszeit bis Vorsorge gebündelt. Man arbeite außerdem an einem Beratungsprogramm. Gleichzeitig hob die Landwirtin die „Holschuld“ der Frauen hervor: „Jede von uns sollte sich mal an die eigene Nase fassen und überlegen, was sie alles schon geregelt hat. Werden Sie aktiv! Lassen Sie sich beraten.“
Auch Sascha Straub von der Verbraucherzentrale Bayern ist überzeugt: Frauen müssen die Altersvorsorge selbst in die Hand nehmen – einmal gemeinsam mit dem Partner, aber auch allein. Er schlug eine breit angelegte „Aufweckkampagne“ vom dlv vor. Außerdem bekräftigte er: „Die Beratungskapazitäten müssen ausgebaut werden.“ Petra Bentkämper forderte in diesem Zusammenhang, das Thema bereits in der Schule, der Ausbildung oder im Studium aufzugreifen.
Sichtlich bewegt, gestand eine Zuschauerin vor Ort gegen Ende der Veranstaltung: „Ich bin inzwischen 60 Jahre alt und habe es versäumt, mich um meine Altersvorsorge zu kümmern. Das belastet mich.“ Petra Bentkämper anwortete mit: „Für mich sind Sie eine Art Botschafterin. Wir brauchen die ehrlichen Frauen, die aufstehen und sagen, sie hätten sich bisher nicht darum gekümmert.“
Es ist nie zu spät, sich mit der eigenen Altersvorsorge zu beschäftigen.
Einig waren sich alle Diskussionsteilnehmer: Zu spät ist es nie, sich mit der eigenen Vorsorge auseinanderzusetzen. „Das Thema etwa am Küchentisch mit der Familie anzusprechen, erfordert allerdings Mut“, gab Katharina Meusener von top agrar zu bedenken und ermutigte die Frauen gleichzeitig, immer wieder das Gespräch darüber zu suchen.
In ihrem Schlusswort machte Landfrauen-Vizepräsidentin Christine Reitelshöfer deutlich: „Jede Frau ist für sich selbst verantwortlich und sollte das auch an die nächste Generation weitergeben.“