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Bauernproteste und Agrardiesel: Ran an die Ursachen der Unzufriedenheit!

Die Proteste der Landwirte haben viele Probleme freigelegt. Wer den Betrieben neue Perspektiven aufzeigen möchte, muss ran an das toxische Gemisch der Ursachen, meint top agrar-Chefredakteur Matthias Schulze Steinmann.

Lesezeit: 3 Minuten

Ein Kommentar von top agrar-Chefredakteur Matthias Schulze Steinmann:

Was haben Olaf Scholz, Christian Lindner und Robert Habeck da alles losgetreten? Sie haben den Landwirten, und selbst dem überrumpelten Agrarminister, über Nacht ein inakzeptables Sparpaket vor den Latz geknallt. Und sie haben mit ihren Plänen das geschafft, was selbst kein Verband allein geschafft hätte: Die Bauern vom Ökolandwirt bis zum konventionellen Schweinehalter geeint – und sie geschlossen auf die Straße getrieben.

Der eindrucksvolle Protest der Landwirtinnen und Landwirte, mehr als 100.000 Schlepper auf den Straßen, die breite Unterstützung aus dem Transportgewerbe und dem Handwerk, die erfolgreiche Abgrenzung von radikalen Mitteln und unerwünschten Mitstreitern. Das alles ist ein großer Erfolg.

Und der Rückhalt der Bevölkerung spricht Bände, allen Versuchen zum Trotz, die Landwirte in die rechte Ecke zu stellen und alte Klischees vom „wohlhabenden“, „ewig jammernden“ und „hochsubventionierten“ Bauern aufzuwärmen.

Die Menschen haben ein Gespür dafür, dass die Landwirte nicht für weniger Arbeit, mehr Geld oder eine bessere Work-Life-Balance demonstrieren. Und sie verstehen, dass die Ursachen für die Unzufriedenheit sehr viel tiefer reichen.

Es braucht kein Zurück in die Vergangenheit

Nach dem erfolgreichen Ende der Aktionswoche und der Großdemo vor dem Brandenburger Tor ist die Lage noch immer sehr dynamisch. Und doch zeichnet sich ein gewaltiges Momentum für die Anliegen der Branche ab. Alle Beteiligten sollten diese Chance weiterhin beharrlich, aber unter Rücksichtnahme auf die Bevölkerung nutzen. Nicht nur, um die Einschnitte beim Agrardiesel abzuräumen, sondern um Lösungen für die Ursachen und Hintergründe der aufgestauten Unzufriedenheit zu finden.

Dafür braucht es kein Zurück in die Vergangenheit oder eine Absage an Themen wie Tierwohl, Klima- und Artenschutz. Sondern faire Rahmenbedingungen und ein Preisschild für genau diese Leistungen.

  • Die Betriebe warten auf einen Kehraus bei der überbordenden Bürokratie, die wie Mehltau über den Betrieben liegt, und einen Schlussstrich unter die dadurch ausgelöste „Fake-Work“, also Arbeit, die keinen Sinn ergibt und keine Probleme löst.
  • Die Zeit ist reif für ein Wettbewerbsrecht, das Augenhöhe zwischen den 250.000 Landwirten und dem Lebensmitteleinzelhandel schafft, dessen vier Große 80 % des Marktes unter sich aufteilen.
  • Das System der Gemeinsamen Agrarpolitik gehört vom Kopf auf die Füße gestellt.
  • Und nicht zuletzt geht es auch darum: Um Sachverstand bei politischen Entscheidungen. Darum, Betroffene zu Beteiligten zu machen. Um Anerkennung und Respekt für die Landwirtschaft und die Menschen im ländlichen Raum.

Noch kurz vor Weihnachten hätte der Agrardiesel zum Sargnagel für viele Betriebe werden können. Dank des entschlossenen, friedlichen Protestes der Landwirtinnen und Landwirte besteht die Hoffnung, dass er zum Gegenteil davon werden könnte, einer Chance, die überfälligen Veränderungen endlich entschlossen anzugehen.

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