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Wie ein Tropfen Agrardiesel das Fass zum Überlaufen bringt

Die Landwirtschaft ist über Tage Medienthema Nummer 1, der Bauernpräsident präsenter als der ARD-Wetterfrosch. Die Ampelparteien werden nervös. Eine Kolumne von Rainer Münch zu den aktuellen Geschehnissen.

Lesezeit: 3 Minuten

Eine Kolumne von Rainer Münch zur Agrardiesel-Debatte, Bauernprotesten und Co.:

Wir wissen nicht, was Robert Habeck angetrieben hat, als er in den frühen Morgenstunden einer langen Dezembernacht sein Plazet gab, die Sparaxt an den Agrardiesel und die Kfz-Steuerbefreiung anzulegen. War es der wohlverdiente Aquavit nach endlosen Stunden mit so anstrengenden Menschen wie Olaf Scholz und Christian Lindner? War es die ihm vertraute Strategie des Fischverkäufers von der heimatlichen Küste, „ich muss verrückt sein, ich pack noch eine Milliarde von den Bauern oben drauf“? Oder war es schlicht die Sehnsucht des früheren Landwirtschaftsministers, endlich mal wieder echte Bauern mit ihren Traktoren live und in Farbe aus nächster Nähe zu sehen?

Sollte letzteres der heimliche Wunsch des Vizekanzlers gewesen sein - er ist ihm reichlich erfüllt worden. Dass ausgerechnet der Deutsche Bauernverband sich diesem Anliegen Habecks angenommen hat, hat manche überrascht, die sich an vergangene Traktor-Sternfahrten in die Bundeshauptstadt erinnern. Hatte der in die Jahre gekommene Bauernverband 2019 nur staunend beobachten können, was andere auf die Straßen brachten, konnte er diesmal zeigen, dass er trotz fortgeschrittenen Alters sein Handwerk nicht verlernt hat: Binnen drei Tagen eine Bauerndemonstration in Berlin organisiert, ungeachtet von Feiertagen und Jahreswechsel eine Aktionswoche quer über die Republik auf die Beine gestellt und zum krönenden Abschluss eine Großdemo mit Bauern und anderen Enttäuschten geplant.

Ärger über Ampel reicht weit über die Hoftore hinaus

Erstaunlich die Erkenntnis, dass Straßenbesetzungen, Autobahnblockaden und sonstige Volksbelästigungen dem Zuspruch keinen merklichen Abbruch bescherten. Selbst absonderliche Auffassungen darüber, was es denn bedeute, der Politik einen heißen Januar zu bereiten, haben das Bild allenfalls am Rande und nur kurzzeitig trüben können. Offenbar reicht der Ärger über die Ampel weit über die Hoftore hinaus, hinein in Kreise der Bevölkerung, für die der Agrardieselpreis eine ähnliche Bedeutung hat wie der Sack Reis, der in China umfällt. Unversehens finden sich die Bauern an der Spitze der wachsenden Ampelfrust-Bewegung wieder. Wo soll das noch hinführen?

Manchmal reicht ein Tropfen Agrardiesel, der das Fass zum Überlaufen bringt."
Rainer Münch

Für die Bauern ist entscheidend, was hinten raus kommt. Das grüne Nummernschild bleibt, ebenso der Unmut bis tief in Ampelkreise über die Abschaffung der Agrardieselbeihilfe, trotz eingeräumter Galgenfrist. Die Landwirtschaft ist über Tage Medienthema Nummer 1, der Bauernpräsident präsenter als der ARD-Wetterfrosch. Die Ampelparteien werden nervös, der Kanzler bleibt standhaft, aber gewohnt wortkarg und Boris Pistorius eilt allen davon. Manchmal reicht ein Tropfen Agrardiesel, der das Fass zum Überlaufen bringt. Vielleicht hätte man damals im Dezember doch noch eine Nacht drüber schlafen sollen.

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