Der Dachverband der Molkereien und Milchverarbeiter in Deutschland geht davon aus, dass Milchprodukte im Supermarkt in den kommenden Wochen noch einmal deutlich teurer werden.
"Bei Milchprodukten mit längeren Kontraktlaufzeiten sind die Preissteigerungen im Laden teils noch nicht wirklich angekommen, das wird erst in den kommenden Wochen und Monaten geschehen", teilte Björn Börgermann, Geschäftsführer des Milchindustrie-Verbandes, auf Anfrage der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ) mit.
Gemeint ist damit Milch, aber auch Käse. "Steigerungsraten von 20 % könnten durchaus möglich sein", so Börgermann. Am Ende sei dies aber Verhandlungssache zwischen Molkereien und Handelsunternehmen.
Backwaren bis 30 % teurer
Der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes des Deutschen Bäckerhandwerks, Daniel Schneider, warnte in der "Bild", Essen dürfe "kein Luxus sein". Besonders die Lebensmittelbranche sei von steigenden Energie-, Rohstoff- und Personalkosten betroffen. Die Produktionskosten für Backwaren seien um 25 bis 30 % gestiegen. "Die Preise für Backwaren werden deutlich nach oben gehen", warnte auch Schneider.
Karsten Schmal, Vize-Präsident des Bauernverbandes, fordert unterdessen, dass Erlössteigerungen "vollumfänglich" an die Landwirte weitergegeben werden: "Egal ob bio oder konventionell - die Milcherzeugerpreise müssen steigen." Die höheren Ausgaben für Energie, Futter oder Düngemittel "lassen den bisherigen Anstieg beim Milchgeld de facto verpuffen", so Schmal gegenüber der NOZ. Zudem seien die Landwirte in Sorge, ob beispielsweise Futtermittel für Kühe künftig überhaupt noch ausreichend zur Verfügung stehen.
Inflationsrate im April bei 7,4 % (2.5.2022)
Özdemir soll handeln
Die Branchenverbände fordern Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir zum Handeln auf. "Irgendwann ist nicht mehr die Frage, wie viel Rohstoffe für unser Essen auf dem Weltmarkt kosten, sondern ob wir überhaupt noch welche bekommen", sagte Christian von Boetticher, Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie der Bild.
Boetticher forderte Özdemir auf, "vom Grünen-Programm endlich auf aktives Krisenmanagement" umzuschalten. Im Hinblick auf steigende Lebensmittelpreise und zusätzlich 50 Mio. Hungernde weltweit könne man "keinem Menschen erklären, dass deutsche Landwirte 20 % Anbauflächen künftig lediglich biologisch bewirtschaften und zehn Prozent sogar als ökologisches Brachland stilllegen sollen", sagte von Boetticher.