Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Agrarantrag 2024 Maisaussaat Erster Schnitt 2024

topplus Neues Ungras

Zunehmende Probleme mit der Aleppo-Hirse

Die Aleppo-Hirse gilt als nahezu unverwüstlich und breitet sich vom Osten Österreichs her immer mehr aus. Wir zeigen, was zu tun ist.

Lesezeit: 6 Minuten

Die Aleppo-Hirse (Sorghum halepense), auch Wild-Sorghum genannt, ist zu einem bedeutenden Ungras in der Landwirtschaft geworden. In den letzten Jahren hat sich die Art immer mehr Raum erschlossen, mehr und mehr Betriebe in Österreich sind betroffen. Dies zeigte auch eine Onlineumfrage aus dem Jahr 2022 ­unter landwirtschaftlichen Betrieben (n = 181). Mehr als 25 % der Betriebe gaben an, dass die Art auf ihren Feldern vorkommt. Gleichzeitig berichtete die Mehrheit der Befragten von einem mittleren bis hohen Bekämpfungsaufwand. Was sind die Gründe für die Aus­breitung und wie kann das Ungras am besten bekämpft werden?

Schnell gelesen

Die Aleppo-Hirse bildet hohe, dichte, sehr konkurrenzfähige Bestände.

Das mehrjährige Ungras breitet sich von der Steiermark ausgehend über ganz Österreich aus.

Die fingerdicken Rhizome wachsen schnell und werden zusätzlich bei der ­Bodenbearbeitung verteilt.

Milde Winter und Sommerkulturen wie Ölkürbis und Soja fördern die Verbreitung des Ungrases.

Früherkennung, Spot-Behandlung und tiefes Pflügen helfen bei der Eindämmung. Bei starkem Befall müssen Herbizide eingesetzt werden.

Das Wichtigste zum Thema Österreich freitags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Nahezu unverwüstlich

Die Pflanze ist ein horstbildendes, ­ausdauerndes und hochwüchsiges (bis 250 cm) C4-Gras. Der Blütenstand ist eine offene Rispe, die 15 bis 20 cm Länge erreichen kann. Die Pflanze gilt als nahezu unverwüstlich, denn sie bildet durch das Wachstum ihrer Wurzelausläufer dichte, sehr konkurrenzfähige Bestände. Die sogenannten Rhizome sind fingerdick und liegen in mäßiger Tiefe im Boden (siehe Foto rechts). Aufgrund ihrer Größe und Konkurrenzwirkung kann die Aleppo-Hirse nahezu jede Kulturpflanze überwachsen und damit unterdrücken sowie beträchtliche Schäden anrichten. Betroffen sind daher besonders niedrigwachsende Kulturen wie Sojabohne oder Ölkürbis (siehe Aufmacherbild). In Mais sind zumeist die Feldränder befallen.

Wenig beachtet wurde bisher, dass die Pflanze auch ein Reservoir für wirtschaftlich bedeutende Virosen für Mais und Hirse (Sorghum) ist, beispielsweise für das Maisverzwergungsvirus. Das Virus wird dann durch Blattläuse von der Aleppo-Hirse auf die Kulturpflanzen übertragen.

Hotspots in der Steiermark

Die Aleppo-Hirse wurde erstmalig 1972 in der Südoststeiermark im Raum Bad Radkersburg in Maisfeldern beschrieben. Insgesamt wurden bis heute fast 200 Funde aus verschiedenen Quellen zusammengetragen.

Teilt man Österreich in insgesamt 2.625 Rasterzellen auf, wurde die Art bisher in 93 Rasterzellen mit einer oder mehreren Populationen auf Ackerflächen gefunden. Dies entspricht ungefähr 3 % aller Rasterzellen – Tendenz steigend (siehe Übersicht 1). In der Steiermark hat sich die Art von den aufgeführten ­ersten Vorkommen in benachbarte Rasterzellen ausgebreitet.

Die „Hotspots“ der Aleppo-Hirse befinden sich gegenwärtig in den Bezirken Südoststeiermark und Leibnitz. In Ober- und Niederösterreich und im Burgenland sind weitere, verstreute Populationen, aber auch größere Cluster in den letzten Jahren beobachtet worden. Im Westen Österreichs, z. B. in Tirol, ist die Art eta­bliert, gilt aber als selten. Es wurden dennoch bereits stellenweise Vorkommen an Acker- und Wiesenrändern beobachtet.

Maisbetonte Fruchtfolgen fördern Ausbreitung

Die Aleppo-Hirse hat – ähnlich wie andere Hirse-Arten (u. a. Gelbe Borstenhirse, Hühnerhirse; siehe Übersicht 2) – von der Ausweitung des Maisanbaus und dem Fokus der chemischen Bekämpfung auf dikotyle Unkräuter (Einsatz von Triazinderivaten) in den 1970er- und 1980er-Jahren profitiert. Gegenwärtig spielen immer noch maisbetonte Fruchtfolgen im Zusammenspiel mit dem Anbau spätreifender Maissorten oder Fruchtfolgen mit einem hohen Anteil an Sommerungen (Sojabohne, Öl-Kürbis) eine wichtige Rolle. Gleichzeitig leisten wärmere Temperaturen im Sommer und der Rückgang der Frosttage dieser wärmeliebenden Art Vorschub, denn die Rhizome würden sonst leicht erfrieren.

Ausbreitung über Rhizome

Ein wesentlicher Faktor ist auch der überbetriebliche Maschineneinsatz. Dadurch werden Rhizom-Teilstücke von Feld zu Feld, auch über längere Distanzen, verbreitet. Untersuchungen dokumentierten, dass die räumliche Ausbreitung im Feld einem bestimmten Muster folgt. Rhizome, die ins Feld gelangen, bilden rasch kleine Nester. Die Wurzelausläufer dieser Nester werden in Richtung der Bodenbearbeitung sehr leicht verschleppt, und zwar um mehr als ein bis acht Meter pro Jahr. Es entstehen dadurch weitere Nester („Satelliten“) in den folgenden Jahren.

Hinzu kommt, dass die einzelnen Nester selbst innerhalb eines Jahres stark wachsen (Vergrößerung um das 2- bis 17-fache). Die Nester verschmelzen dann miteinander und innerhalb kurzer Zeit hat sich die Aleppo-Hirse über das gesamte Feld ausgebreitet.

Samen werden zwar reichlich produziert, aber ihre Rolle bei der Ausbreitung unter den hiesigen Bedingungen ist unklar. Vermutlich tragen dazu ­Konkurrenzeffekte durch die Kultur und andere Unkräuter sowie eine hohe Empfindlichkeit der Sämlinge gegenüber Kontrollmaßnahmen bei. In der Literatur wird auch von einer allgemein geringen Überlebensrate der Sämlinge ausgegangen.

Grünland: Unkraut oder ­Futterpflanze?

Die Pflanze wurde in vielen Regionen der Welt als Futterpflanze eingeführt und kultiviert, denn sie hat gute Futtereigenschaften bei hohen Erträgen. Sie ist im Grünland sehr konkurrenzfähig und breitet sich über ihre Rhizome ähnlich aus wie in den Äckern. Auch hierzulande kommt die Aleppo-Hirse in Wiesen vor, das Ausmaß ist bisher sehr begrenzt. In außereuropäischen Ländern wie den USA oder Aus­tralien gilt die Pflanze inzwischen ebenfalls aufgrund der teilweise aggressiven Ausbreitung auf den Weideflächen als Unkraut.

In einigen Regionen Österreichs ist die Art – vor allem auf Ackerflächen – allgegenwärtig und besiedelt still und heimlich weitere Regionen.

  • Früherkennung und gezielte Maßnahmen zur Bekämpfung erster Nester (händisches Entfernen, Spot-Behandlung) sind daher äußerst wichtig, um eine Etablierung und Ausbreitung auf Ackerflächen zu verhindern.
  • Tiefes Pflügen im Spätherbst oder im Winter scheint die Bestände der Aleppo-Hirse deutlich zu reduzieren, insbesondere dann, wenn die Rhizome ausreichend an die Oberfläche gebracht werden und dem Winterfrost ausgesetzt sind bzw. austrocknen können.
  • Eine frühe Aussaat der Kultur wird auch mit einer geringeren Konkurrenzwirkung durch die Aleppo-Hirse in Verbindung gebracht.
  • Die Fruchtfolge beeinflusst das Auftreten der Aleppo-Hirse deutlich, eine weite Fruchtfolge (mit Winterungen) kann hier sehr hilfreich sein.

Bei starkem Befall spritzen

Bei starkem Befall führt jedoch häufig kein Weg am Einsatz von Herbiziden vorbei. Es gibt wirksame Herbizide, die in den einschlägigen Publikationen zur Wirkstoffauswahl und wissenschaftlichen Publikationen aufgeführt sind. In dikotylen Kulturen können Graminizide eingesetzt werden (v. a. Clethodim, aber auch Fluazifop-P, Qui­za­lo­fop-P). Speziell in Mais gibt es gräserwirksame ALS-Hemmer und 4-HPPD-Hemmer, die eine Bekämpfung der Pflanze ermöglichen (Nicosulfuron, Rimsulfuron + Isoxaflutole, Tembotri­one).

Im Grünland hilft am ehesten wiederholtes Mähen, um die Rhizombildung und das Nachwachsen von Trieben zu vermindern. Dies verringert letztlich die Wuchskraft der etablierten Pflanzenbestände.

Mehr zu dem Thema

top + Das Abo, das sich rechnet: 3 Monate top agrar Digital für 9,90€

Unbegrenzter Zugang zu allen Artikeln, Preis- & Marktdaten uvm.

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.