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topplus Reportage

„Hitze macht Kulturen zu schaffen“

Gregor Hendler führt einen Ackerbaubetrieb im Weinviertel und vermarktet übers ganze Jahr seine Erdäpfel, die er auf 20 ha anbaut. Ohne Bewässerung werden Kulturen verschwinden.

Lesezeit: 5 Minuten

Im Korneuburger Becken, bei Harmannsdorf-Rückersdorf bewirtschaftet Gregor Hendler seine Felder. Mitte September herrscht Trockenheit. „Wir haben nur 600 mm Jahresniederschlag und diesen vorwiegend im Winter“, sagt Hendler. Den Maisfeldern in der Nähe seiner Lager- und Maschinenhalle am Ortsrand sieht man den Wassermangel schon an.

Pfluglos unterwegs

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In der Maschinenhalle stehen ein Traktor mit Spritze, „der viel im Einsatz ist“ und eine Kartoffellegemaschine, die mit einem John Deere 7920 gezogen wird. Auffallend sind die Spinnennetze am Pflug, „den räumen wir nur mehr hin und her, weil er im Weg ist, seit einigen Jahren arbeiten wir komplett pfluglos“.

Eine Notwendigkeit, um das wenige Wasser im Boden zu halten und den Kulturen zur Verfügung zu stellen. „Auch Begrünungen sind in unserem Betrieb ein Muss“, sagt der Landwirt, der seinen Facharbeiter in Obersiebenbrunn und den Landwirtschaftsmeister in Warth gemacht hat.

Biobetrieb führt er keinen, Grund ist die sinkende Nachfrage nach Bioprodukten und die Fruchtfolge. Diese ist mit Winterweizen, Zuckerrübe, Sommergerste im Herbstanbau, Mais, Körnererbsen und Kartoffeln sehr intensiv, biologisch würde es sich zeitlich nicht ausgehen, ist Hendler sicher.

Wirtschaftlich hängt der Betrieb ganz klar an den Erdäpfeln. Wettertechnisch wird es schwieriger, gute Erträge zu ernten, doch im Schnitt sind es 24 t/ha, die er aus der Erde holt. „Die Körnererbsen sind die ideale Vorfrucht und machen ein schönes Saatbeet für die Erdäpfel“, sagt Hendler, deshalb pflanzt er diese Kultur an. Maschinell ist ebenfalls alles auf den Kartoffelanbau ausgerichtet. Einige Geräte werden überbetrieblich genutzt. Am Traktor sitzen er, sein Vater und ein weiterer Verwandter, wenn Not am Mann ist. „Wir vermarkten die komplette Erdäpfelernte direkt. Der Großteil der rund 500 t geht an Restaurants, Heurigen, Kantinen und Großküchen in Wien“, sagt Hendler. Im Gegensatz zu allen anderen Kulturen am Betrieb, ist diese am lukrativsten.

Lieferung an die Gastronomie

Vor einigen Jahren wurde eine Lagerhalle errichtet, die mit Sortieranlage und Kühllager ausgestattet ist, zusätzlich wird ein Teil als Maschinenhalle und Werkstatt genutzt. „Im Frühjahr kaufen wir noch 4 ha Frühkartoffeln dazu, damit wir die Kunden das ganze Jahr über beliefern können“, sagt Hendler. Sein Vater fährt zwei bis dreimal die Woche mit dem Lkw ausliefern, dabei nimmt er auch Zwiebeln, Knoblauch und andere Lebensmittel aus der Region mit.

20 ha Erdäpfel legen die Hendlers im Jahr. Seit heuer auf ihren neuen Pachtflächen. „Wir haben unsere Betriebsfläche von 80 auf 120 ha erweitern können, weil ein Kollege in Pension gegangen ist“, sagt der Landwirt. Früher habe die Familie einzelne Feldstücke für ein Jahr gepachtet, um die Kartoffeln für die Kundschaft zu kultivieren. „Jetzt haben wir genügend Fläche, um unsere fünfjährige Pause bei den Erdäpfeln auf unseren eigenen Fläche einzuhalten“, sagt Hendler.

„Aufgrund der fehlenden Nachfolge werden ​

noch mehr Betriebe in den nächsten Jahren zusperren ​

und ihre Flächen auf den Markt bringen.“​
Gregor Hendler

Betriebe sperren zu

Mit dieser Betriebsvergrößerung hätte Hendler während seiner Schulzeit nicht gerechnet. Der 32-Jährige hat zusätzlich zur landwirtschaftlichen Ausbildung auch Abschlüsse als Tischler und Metallfacharbeiter. Er hat mehrere Praktika bei Betrieben im In- und Ausland absolviert. „Das war wichtig, um auch andere Arbeitsweisen kennenzulernen“, meint Hendler, für den immer klar war, dass er den elterlichen Betrieb übernimmt.

Von 70 auf 15 Bauern im Ort

Doch in vielen Fällen hat die nächste Generation andere Pläne. „In den kommenden Jahren werden noch mehr Betriebe schließen und ihre Flächen auf den Markt kommen“, sagt der Landwirt. Der Strukturwandel macht hier nicht Halt, in den 70er-Jahren gab es noch 70 Bauern in der Ortschaft, aktuell sind es 15. Doch viel weiter zu wachsen, ist nicht der Plan des Familienbetriebs. Durch die Direktvermarktung sei man arbeitstechnisch fast am Limit. Die Fruchtfolge ist intensiv und bedeutet viel Zeit am Traktor. Die Hitze im heurigen Jahr sorgte für Ernteausfälle. „Heuer rechnen wir mit 6 bis 8 t Mais, in guten Jahren haben wir 10 bis 12 t. Beim Weizen blieb die Premiumqualität aus und mit 4.500 kg/ha liege man unter dem Durchschnitt der letzten Jahre.

Bei den Zuckerrüben sind Erträge zwischen 60 und 80 t realistisch, sofern sie trotz fehlenderBeizmittel aufgehen. „Heuer haben wir fast die Hälfte unserer Rübenfläche zweimal anbauen müssen, um schließlich noch einmal umzubrechen und Mais zu säen, weil der Derbrüsselkäfer so viel Schaden angerichtet hat“, sagt Hendler. Statt der Beizung mit Neonicotinoiden müsse er jetzt drei- bis viermal mit der Spritze fahren und trotzdem bleibt der Erfolg oft aus. Auch bei den Erdäpfeln wird es schwieriger, da wirksame Pflanzenschutzmittel verboten worden sind.

Grundwasser liegt tief

Neben den Auflagen und Verboten, ist es vor allem das Wetter, das den Bauern zu schaffen macht. In dieser Region ist es die Trockenheit, die Bewässerung wird zu einem wichtigen Thema. „Wir haben zwar in der Ortschaft Brunnen, das Grundwasser liegt aber sehr tief, bis jetzt ist noch kaum Bewässerung möglich, sie wird aber nötig sein, wenn wir weiterhin gewisse Kulturen anbauen wollen“, sagt Hendler. In den nächsten zehn Jahren rechnet er noch nicht mit einer Bewässerung, schreitet der Klimawandel voran, müssen die Kulturen angepasst werden. „Beim Mais nehmen wir schon viel frühere Reifezahlen, damit wir rechtzeitig vor den Niederschlägen im Herbst ernten können, so passen wir uns ans Wetter an“, sagt Hendler.

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