Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir plant bekanntlich ein Werbeverbot für „ungesunde Lebensmittel“. Auch sonst wird immer wieder darüber diskutiert, ob das Essen beispielsweise in Kantinen nicht bestimmten Regeln unterworfen werden soll – die Currywurst lässt grüßen. In der Bevölkerung kommt das nach einer aktuellen Umfrage im Auftrag des Bundesverbandes der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) aber nicht gut an.
Jeder Zehnte wünscht sich den Nanny-Staat
Auf die Frage „Wer ist für eine ausgewogene Ernährung verantwortlich?“, antworteten 88 % aller Teilnehmer, dass jeder Mensch selbst entscheiden sollte, was er isst. Gerade einmal jeder Zehnte meint, dass der Staat den Verzehr bestimmter Lebensmittel wie Fleisch oder Süßwaren stark einschränken sollte. Und verschwindende 2 % der Umfrageteilnehmer fänden es gut, wenn der Staat bei Ernährungsfragen regulierend eingreifen und eine bestimmte Ernährung für alle vorschreiben würde.
Eine mit Abstand absolute Mehrheit der Deutschen will sich also nicht vorschreiben lassen, was er oder sie auf den Teller bekommt. Gleichwohl hat am vergangenen Freitag der „Bürgerrat für Ernährung“ seine Arbeit aufgenommen, mit dem Ziel, eben solche Empfehlungen für den Bundestag zu entwickeln. Die sind zwar unverbindlich, wie immer wieder betont wurde.
Dennoch hatte es schon im Vorfeld viel Kritik am Auswahlverfahren, der Ausrichtung und dem allgemeinen Nutzen dieses Bürgerrats mit 160 zufällig ausgewählten Teilnehmern gegeben. Aber egal, wie die Ergebnisse am Ende aussehen: Es ist nicht unbedingt zu erwarten, dass die Empfehlung lautet: Lasst die Leute essen, was sie wollen.
Was denken Sie? Sollte der Staat – ob per Vorschrift oder durch Nudging – dafür sorgen, dass sich die Bürger „besser ernähren“? Oder sollte das die individuelle Entscheidung jedes Einzelnen bleiben?