Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Agrarantrag 2024 Maisaussaat Erster Schnitt 2024

topplus "Blick von außen"

Ohne Landwirtschaft keine Kirche

Pastor Matthias Jehsert erinnert an die uralte und enge Verbindung zwischen Kirche und Landwirtschaft. Er hat einen Rat, wie dieses Verhältnis erfolgreich in die Zukunft getragen werden kann.

Lesezeit: 3 Minuten

Kirche – und im weitesten Sinne Kultur – im ländlichen Raum ist seit jeher undenkbar ohne ein intensives Verhältnis zur Wertschöpfung. Diese liegt bis heute weitgehend bei unserer heimischen Agrarwirtschaft. Überschüsse ermöglichten schon im Spätmittelalter den Ausbau des Sozial­wesens in den Städten; zahlreiche Stifte und Spitäler zeugen davon, ebenso die bis heute erhaltene religiöse Kunst und Architektur. Nach der Reformation wurde das Stiftungswesen weitgehend vom Patronat abgelöst – und dieses erst im 20. Jahrhundert durch staat­liche Zuschüsse. Zugleich sind kirchliche Körperschaften in vielen Regionen bis heute mit eigenem Grundvermögen ausgestattet. Gerade in den dünn­besiedelten Gegenden Brandenburgs, ­Sachsen-Anhalts, Mecklenburg-Vorpommerns, aber auch Oberfrankens oder der Pfalz gilt darum: Ohne Landwirtschaft keine Kirche.

Land- und Energiewirte brauchen sinnvolle Rahmenbedingungen

Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Umgekehrt sind die Kirchen soziale Akteure im ländlichen Raum, mitunter gar die einzig verbliebenen. Sie verantworten nicht allein das religiöse Leben, sondern auch Perspektiven für Kultur, Bildung, Integration, Regionalentwicklung und zunehmend für das interkulturelle Miteinander. Ihr diakonischer Einsatz ist vielerorts unverzichtbar, sei es als Träger der Jugendhilfe, von ­Kindergärten, Beratungsstellen und Friedhöfen, sei es bei der häuslichen Seelsorge oder im Hospizdienst. Chöre und Konzerte gedeihen auf kirchlichem Grund, Bastelkreise, Orts-Feste und auch schonmal ein Kicker-Turnier.

Nicht zuletzt prägt der Kirchturm manches Dorf, manche Landschaft. So kommen die Erträge des agrarisch genutzten Pfarr- und Kirchenlandes dem Gemeinwohl zugute. Deshalb sollte auch ein Interesse an sinnvollen Rahmenbedingungen für die betrieblichen Entscheidungen der Land- und zunehmend der Energiewirte einleuchten.

Gleichwohl hört man immer wieder von Zielkonflikten, die sich aus der ­gesamtgesellschaftlichen Verantwortung für Gegenwart und Zukunft ergeben und von denen gerade die Kirchen durch ihren Einsatz für die „Bewahrung der Schöpfung“ betroffen sind. Ernährungssicherheit versus Klimaschutz, Flächenversiegelung durch Photovoltaik, Wiedervernässung, Windkraft, Nachhaltigkeit im Landbau oder die wirtschaftliche Erschließung von Regionen für Naturschutz oder Tourismus treten als Themen immer wieder zutage. Selbst Artenschutz-Projekte auf Kirchplätzen sind nicht immer kollisionsfrei umzusetzen.

Umso wichtiger ist es, in derartigen Fragen das Bewusstsein für die eigene Rolle etwa als Verpächter und die ­eigenen Interessen zu schärfen und ein konstruktives Miteinander zu pflegen. So kann zwischen Kirche und Landwirtschaft auch in den nächsten Jahrzehnten, bei allem Wandel und un­abhängig von der konfessionellen Bindung, Vertrauen herrschen, wie es im Erntedankfest zum Ausdruck kommt.

Pastor Matthias Jehsert, Pfarrer in Retzin a. d. Randow

top agrar-Rubrik "Der Blick von außen"

Dieser Text stammt aus der Rubrik "Der Blick von außen", die jeden Monat in der top agrar-Heftausgabe erscheint. Der Streitpunkt zeigt, wie die Landwirtschaft von außen gesehen wird und ist nicht die Meinung der Redaktion. Wie stehen Sie dazu? Wir freuen uns auf Ihren Kommentar weiter unten.

Mehr zu dem Thema

top + Das Abo, das sich rechnet: 3 Monate top agrar Digital für 9,90€

Unbegrenzter Zugang zu allen Artikeln, Preis- & Marktdaten uvm.

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.