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Carbon Farming

Studie findet Weg zur starken CO2-Reduktion in Ernährungswirtschaft

Laut einer Studie könnte die Nahrungsmittelproduktion bis 2050 netto auf negative Emissionen kommen. Durch die Kombination aus pflanzenbasierter Ernährung, Produktionsumstellung und CO2-Speicherung.

Lesezeit: 4 Minuten

Eine veränderte Produktion von Nahrungsmitteln und andere Ernährungsgewohnheiten könnten nicht nur die Emission von Treibhausgasen massiv verringern, sondern sogar negative Emissionen in enormem Ausmaß einbringen. Mit dem aktuellen Kurs dagegen wäre zu erwarten, dass die Emissionen aus der Landwirtschaft dagegen bis 2050 um etwa 75 % ansteigen.

Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie, die im Fachjournal „Plos Climate“ veröffentlicht wurde. Das Forscherteam wurde vom WWF zusammengestellt. Das Science Media Center Germany (SMC) fasst die Ergebnisse zusammen.

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Hebel bei der Ernährung ansetzen

Bis zu 33 Gigatonnen negative Emissionen pro Jahr seien demnach im Jahr 2050 möglich, wenn verschiedene Hebel der Produktion und des Konsums von Nahrungsmitteln genutzt würden. Zum Vergleich: Im Jahr 2022 wurden weltweit 36,6 Gigatonnen Kohlendioxid ausgestoßen.

Netto würde das unter Berücksichtigung der verbleibenden Emissionen aus dem Lebensmittelsystem zu negativen Emissionen von jährlich 13 Gigatonnen CO2-Äquivalenten führen. Die vom SMC befragten Forschenden äußern starke Zweifel an den Studienergebnissen.

Wiederkäuer und Düngemittel ein Problem

Die globale Nahrungsmittelproduktion ist laut den Forschern für etwa ein Drittel der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Neben Kohlendioxid (CO2) würden dabei vor allem Methan (CH4) durch die Haltung von wiederkäuenden Nutztieren und Lachgas (N2O) durch den Einsatz von Düngemitteln anfallen, schreiben sie.

Dabei würden global so viele Treibhausgase ausgestoßen, dass allein diese Emissionen ausreichen, um das 1,5-Grad-Klimaziel zu verfehlen – selbst dann, wenn alle anderen menschengemachten Emissionen klimawirksamer Gase schnell und vollständig verringert würden, heißt es.

Gemeinhin gelte daher der Umstieg auf eine weitgehend pflanzenbasierte Ernährung als wichtiger Hebel, um Emissionen in diesem Sektor zu verringern. Auch veränderte Bewirtschaftungsmethoden seien vielversprechend – zum Beispiel, indem Landwirte weniger und präziser düngen oder das Futter von Rindern mit methanmindernden Zusätzen versehen.

Globales Lebensmittelsystem-Modell

In der aktuellen Studie analysierten die Forschenden die Potenziale unterschiedlicher Methoden zur Emissionsminderung und für das Erzielen negativer Emissionen. Dafür nutzten sie ein globales Lebensmittelsystem-Modell. Mit diesem untersuchten sie, wie in einer Welt mit fast zehn Milliarden Menschen Verbraucherentscheidungen, klimafreundliche Technologien und die Verringerung von Lebensmittelabfällen Treibhausgasemissionen senken können und sogar negative Emissionen möglich scheinen lassen.

Ähnlich zu früheren Studien berechnen sie die größten Vorteile bei einer Umstellung auf eine pflanzliche Ernährung. Weitere wesentliche Beiträge zur Emissionsminderung ergeben sich aus der Düngemittelproduktion unter Einsatz von Wasserstoff als Energiequelle, Agroforstwirtschaft, der Behandlung der Ackerböden mit Biokohle zur Verminderung der Lachgas-Emissionen und Futtermittelzusätzen in der Viehzucht.

Die negativen Emissionen ergeben sich zum einen aus der schonenderen Landnutzung durch eine Ernährungsumstellung und in deutlich größerem Umfang durch Ausbringung von Gesteinsstaub auf den Äckern, so dass CO2 im Boden gebunden wird, sowie aus der Züchtung von Meeresalgen. Mit dieser verschwinden dann große Mengen Kohlenstoff in großen Meerestiefen. Auch die teilweise Umstellung auf Agroforstwirtschaft soll negative Emissionen beitragen können.

Dr. Florian Schierhorn

Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Strukturwandel, Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien (IAMO), Halle (Saale)

„Wenn durch die aktuelle Studie der Eindruck entstehen sollte, dass Brachflächen das Klimaproblem quasi nebenbei lösen werden, dann ist das weit verfehlt. Die größten Impulse Richtung Klimaschutz durch die globale Landwirtschaft müssen von der Nachfrageseite kommen und da muss es weg von der stark fleischbasierten Ernährung gehen. Dann können große Mengen Treibhausgasemissionen vermieden werden. Dass die globale Landwirtschaft unter Netto-Null kommen kann, wie diese Studie sagt, ist aus meiner Sicht weit verfehlt – insofern halte ich den Studientitel für wenig zielführend.“

Dr. Anne Biewald

Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachgebiet „Landwirtschaft“, Umweltbundesamt (UBA), Dessau-Roßlau

„Insgesamt können Almaraz et al. nur auf Grund von sehr starken und teilweise unfundierten Annahmen zu dem Ergebnis, dass die globale Landwirtschaft in Zukunft eine Kohlenstoffsenke werden könnte. Aus Sicht des Umweltbundesamtes muss weiterhin alles getan werden, um die landwirtschaftlichen Emissionen zu reduzieren. Dies ist nur möglich durch eine Umstellung der Ernährung, die einhergeht mit der Abstockung von Tierbeständen. Die technologischen Minderungs- und Speicherungsmaßnahmen sollten geprüft werden, können aber letztendlich sehr wahrscheinlich nur einen begrenzten Beitrag leisten.“

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