Die Lage der ukrainischen Landwirte ist weiter verzweifelnd. Treibstoff, Saatgut, Futter- und Düngemittel fehlen. Der Krieg hat weiter starke Auswirkungen auf die Tätigkeit der Landwirte in der Ukraine. Diese Worte werden von Wiktor Hajsyński, dem Miteigentümer eines landwirtschaftlichen Betriebs in der Nähe von Vinnitsa in Podolien, bestätigt. Mit kugelsicheren Westen und Helmen gerüstet sind Landwirte auf den Feldern unterwegs, um die Aussaat zu sichern.
Fokus auf lokalen Markt
Der fehlende Marktzugang und der daraus resultierende Mangel an finanziellen Mitteln ist eines der Hauptprobleme bei der diesjährigen ukrainischen Frühjahrsaussaat. Der Seeweg ist durch russische Militärschiffe blockiert, die Bahnkapazitäten sind unzureichend. Aufgrund des Kraftstoffmangels konzentrieren sich die Landwirte in der Ukraine derzeit auf die wichtigsten Aktivitäten. „Um Geld für den Kauf von Treibstoff und Saatgut zu haben, müssen wir zunächst die Ernte der vergangenen Saison verkaufen.“ Doch aufgrund der unterbrochenen Logistiknetze und der Blockade der ukrainischen Häfen können die Händler ihre Tätigkeit vorerst nicht wieder aufnehmen, berichten Landwirte, deren Namen aus Sicherheitsgründen nicht genannt werden sollen. Aus diesem Grund hätten sie Schwierigkeiten, überhaupt Geld für die Bezahlung ihrer Mitarbeiter aufzubringen.
„In diesem Jahr sind wir gezwungen, uns hauptsächlich auf den lokalen Markt zu konzentrieren. Das lohnt sich auch im Hinblick auf die Ernährungssicherheit des Landes", sagt ein ukrainischer Landwirt. Er fügt hinzu, dass die derzeitige Aussaatkampagne die schwierigste in der gesamten Geschichte der Ukraine nach der Unabhängigkeit sein wird. Sie dürfe jedoch unter keinen Umständen aufgegeben werden.
Weitere Probleme gibt es bei der Verfügbarkeit von Ersatzteilen für die Maschinen. Es stellte sich heraus, dass ein großer Teil davon in den von den Russen zerstörten Städten produziert wurden: Melitopol, Mariupol und Charkiw. Daher haben die Landwirte Probleme bei der Reparatur von Traktoren und Co. Die Teile, die jetzt verfügbar sind, würden doppelt so viel wie vor dem Kriegsbeginn im Februar kosten.
Dramatische Bilder von Tierhaltungsbetrieben
Die Verluste der Ukraine in der Viehwirtschaft betragen bisher rund 15 %. Laut Olena Dadus, stellvertretende Direktorin der Abteilung für Agrarpolitik des Wirtschaftsministeriums, ist diese Zahl für die Ernährungssicherheit der Ukraine nicht entscheidend. Aber der Anblick der zerstörten und bombardierten Bauernhöfe, einschließlich der Ställe und der leidenden Tiere sei herzzerreißend.
Das Ministerium ergreife alle Vorsichtsmaßnahmen, um die Tierhaltung insbesondere in friedlichen Gebieten zu steigern und sicherzustellen. Zu diesem Zweck werde den landwirtschaftlichen Betrieben spezielle Kredit- und Förderungsprogramme angeboten, so Olena Dadus.