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Insektenzucht: Wie viel Potenzial steckt drin?

Durch ihren hohen Proteingehalt eignen sich Insekten als Nahrungs- und Futtermittel. Bisher steckt der Sektor aber in der Pionierphase. Zum Verzehr von Insekten sind bisher wenige Verbraucher bereit.

Lesezeit: 4 Minuten

Wurm-Burger statt Hackfleisch-Patties, geröstete Grillen statt Chips: In Deutschland sorgen essbare Insekten derzeit noch für mehr Ekel als Genuss. Während die proteinreichen Krabbeltiere in vielen Ländern schon zu den Grundnahrungsmitteln gehören, sind hierzulande nur wenige Insekten-Produkte erhältlich. Neben der Humanernährung stellen Insekten für die Nutztierfütterung eine mögliche Alternative zu herkömmlichen Proteinquellen wie Soja oder Fischmehl dar. Allerdings fehlt es bei der heimischen Zucht noch an Erkenntnissen und Regelungen – vor allem für die Haltung, Tötung und Zulassung verarbeitender Betriebe.

Noch in der Pionierphase

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„Der Insektensektor in Deutschland befindet sich – vorsichtig gesagt – noch einer sehr fragilen Pionierphase“, so Dr. Philipp Zimmermann, Gründer des Insekten- Start-ups „entosiast“, im Rahmen eines Talks zu neuen Businessmodellen für Landwirte auf der Grünen Woche. Mit seinem Start-up klärt der Veterinär über die Hintergründe und Vorteile von Insekten auf und berät Landwirte über die Möglichkeiten der Zucht und Verarbeitung.

Für Landwirte sind derzeit allerdings noch viele Fragen offen, etwa wie sie die richtige Insektenart sowie Aufzucht- und Verwendungsform finden. Dennoch ist das Potenzial von Insekten Zimmermann zufolge groß. „Insekten enthalten qualitativ hochwertiges Eiweiß und Fett und sind damit gut als Nahrungs- und Futtermittel geeignet.“ Die Reproduktionsgeschwindigkeit von Insekten, besonders der Schwarzen Soldatenfliege, sei zudem sehr hoch und die Substratverwertung liege bei einem sehr geringen Flächenbedarf auf hohem Niveau. Wenn sich die Larven verpuppen, schlüpfen nach wenigen Tagen die adulten Fliegen, aus denen Landwirte eine eigene Population aufbauen könnten.

Für Landwirte sind derzeit allerdings noch viele Fragen offen, etwa wie sie die richtige Insektenart sowie Aufzucht- und Verwendungsform finden. - Dr. Philipp Zimmermann

Solange die richtigen Parameter eingehalten werden, gilt die die Zucht der Schwarzen Soldatenfliegenlarve als verhältnismäßig einfach. Da die Parameter jedoch genau einzuhalten und zu überwachen sind, ist die Zeitintensität nicht zu unterschätzen.

Geeignet für Nutztierfütterung?

Weitere Vorteile von Insekten sind laut Zimmermann der geringere Wasser- und Nahrungssubstratverbrauch im Vergleich zur produzierten Biomasse sowie der niedrigere Ausstoß von CO2 und Methan im Vergleich zur klassischen Nutztierhaltung. Außerdem lassen sich ihm zufolge organische Reststoffe aus der Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie in der Insektenzucht effizient weiterverwerten. Die Hinterlassenschaften von Zuchtinsekten, der sogenannte Insect-Frass, eignen sich als organische Dünger-Alternative in der Landwirtschaft.

Ob sich Insekten als Proteinkomponente in Futtermitteln durchsetzen, bleibt abzuwarten. Die Probenda GmbH etwa darf seit kurzem als erstes deutsches Unternehmen offiziell Schweine- und Hühnerfutter aus der Schwarzen Soldatenfliege herstellen. Trotz ähnlicher Aminosäuregehalte von Insektenprotein im Vergleich zu Sojaprotein variieren die Gehalte einzelner Aminosäuren. Ein Einsatz des Insektenmehls kommt also nur bei entsprechendem AS-Ausgleich infrage (mehr dazu hier).

Forschungsprojekt gestartet

Bislang gestaltet sich eine wirtschaftliche Produktion von Insektenprotein vielerorts schwierig, da die Produktions- und Aufbereitungsverfahren noch nicht mit konventionellen Proteinfuttermitteln konkurrieren können.

Bislang gestaltet sich eine wirtschaftliche Produktion von Insektenprotein vielerorts schwierig. - Auszug

Das Projekt „Nachhaltige und resiliente Kultivierung von Insekten für den innovativen Einsatz in der Futter- und Lebensmittelherstellung“ will deshalb nun wissenschaftliche Beiträge leisten, um zukünftige Proteindefizite zu minimieren. Der Einsatz von Insektenprotein könnte die Nachhaltigkeit der Nutztierhaltung verbessern und Lücken im Nährstoffkreislauf schließen, heißt es. Im Fokus steht die vielversprechende Schwarze Soldatenfliege, die mit einer hohen Futterverwertung punktet und bis zu 50% des Futters in neue Körpermasse umsetzt.

Wer isst Insekten?

In Deutschland sind essbare Insekten noch unüblich und häufig mit Ekel verbunden. Weltweit konsumieren jedoch bereits rund 2 Milliarden Menschen Insekten. Speiseinsekten oder insektenhaltige Lebensmittel gelten EU-weit als neuartige Lebensmittel und müssen nach der Novel-Food-Verordnung vorab gesundheitlich bewertet und zugelassen werden.

Bislang spricht offenbar das Bauchgefühl vieler Menschen gegen den Verzehr von Insekten. Dem Bundeszentrum für Ernährung zufolge zeigen zahlreiche Verbraucherbefragungen, dass sich in Deutschland ungefähr 20 % der Bevölkerung vorstellen kann, Insekten zu essen. In einer Umfrage des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) von 2016 waren es sogar nur 10 %. Weitere rund 30 % sagten in dieser Umfrage, sie würden Insekten als eine Art Mutprobe essen. Als Hauptgrund für diese Zurückhaltung wird die Ekelbarriere genannt, gefolgt von Hygienebedenken und fehlenden Gewohnheiten.

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