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Pflanzliche Alternativprodukte

Das vegane Ei aus Ackerbohnen

Das Start-up „Perfeggt“ entwickelt als erstes deutsches Unternehmen eine pflanzliche Ei-Alternative aus Ackerbohnen. Was steckt dahinter? Wir haben mit der Gründerin im Interview gesprochen.

Lesezeit: 5 Minuten

Was war zuerst da – die Henne oder das Ei? Diese Frage stellt sich für das Start-up „Perfeggtnicht. Während sich etwa in den USA, Brasilien und Australien bereits einige Unternehmen mit Ei-Alternativen etabliert haben, soll nun auch das erste vegane Ei in Deutschland kommen.

Das junge Berliner Unternehmen hat dazu kürzlich eine Finanzierung in Höhe von 2,5 Mio. € erhalten und plant für 2022 den Markteintritt. Das zehnköpfige Team entwickelt derzeit ein Produkt, das wie ein fertig aufgeschlagenes verquirltes Ei (als Rührei) verwendbar sein soll. Wir sprachen mit Tanja Bogumil, Mitgründerin und CEO von Perfeggt, im Interview.

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top agrar: Frau Bogumil, Sie sind Mitgründerin von „Perfeggt“. Derzeit entwickeln Sie die erste vegane Alternative für Ei in Deutschland. Zugegeben ist das Ei in seiner Textur und Form einzigartig. Wie soll es gelingen, ein äquivalentes Ersatzprodukt herzustellen?

Tanja Bogumil: Es ist tatsächlich eine Herausforderung, die überaus komplexen Eigenschaften des Eis und dessen Aroma nachzubauen. Denn das Ei geliert, bindet, klärt und lockert auf. Dies möchten wir nachbilden. Hier kommt die Expertise und Erfahrung von Bernd Becker zum Tragen, der unsere Produktentwicklung leitet. Er hat zuvor über 25 Jahre die Forschung und Entwicklung bei der Rügenwalder Mühle geleitet und dort den vegetarischen und veganen Bereich mit aufgebaut.

Die Grundzutat für unser Produkt ist die Ackerbohne. Wir verarbeiten diese so, dass nur die Proteine verbleiben, die wir brauchen und ergänzen diese mit pflanzenbasierten Lipiden, um die Komponenten des Eis nachzubilden. Zum Produktionsverfahren können wir uns zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht äußern.

Warum setzen Sie auf die Ackerbohne? Woher beziehen Sie diese?

Bogumil: Die Ackerbohne zeichnet sich durch ihren hohen Proteingehalt und ihre heimische Anbaumöglichkeiten aus. Sie kann die Fruchtfolge auflockern und die Biodiversität erhöhen. Mit Perfeggt wollen wir den heimischen Anbau fördern, um Wertschöpfungsketten in Deutschland und Europa zu erschließen. Deswegen sind wir auf der Suche nach weiteren Kooperationspartnern, um den nachhaltigen Anbau voranzutreiben.

Wir befinden uns aktuell noch in einer Übergangsphase, in der es uns noch nicht möglich ist, unsere Rohstoffe in ausreichendem Volumen lokal zu decken. Leider ist auch die Menge regional angebauter Ackerbohnen in Bio-Qualität nicht ausreichend. Zum einen wächst die gesamte Bio-Sparte im Lebensmittelbereich und es kann zu Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Bio-Rohstoffen kommen.

Wie wird Ihr Produkt aussehen und wie viel wird es kosten?

Bogumil: Unser erstes Produkt ist anwendbar wie ein fertig aufgeschlagenes und verquirltes Ei und kann als Rührei oder Omelette zubereitet oder zum Backen genutzt werden. Für weitere Darreichungsformen arbeiten wir unter anderem eng mit der Wageningen University & Research zusammen. Preislich liegen wir knapp über dem Preis für ein Demeter-Ei. Damit bewegen wir uns in einem ähnlichen Preisfenster wie bereits am Markt etablierte Milch- oder Fleisch-Proteinalternativen.

Welche Vertriebskanäle haben Sie im Visier?

Bogumil: Unser Fokus liegt in den nächsten Monaten auf der Markteinführung von Perfeggt in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Wir wollen unser Produkt ab Anfang 2022 zunächst über die Gastronomie und im Foodservice-Bereich anbieten. Im Verlauf diesen Jahres soll Perfeggt dann auch im Lebensmitteleinzelhandel erhältlich sein.

Der Konsum von Eiern in Deutschland ist konstant bis leicht steigend, derzeit ist hier kein Rückgang erkennbar. Mit welchem Marktwachstum Ihrer Ei-Alternative und anderen veganen Ersatzprodukten rechnen Sie in den nächsten Jahren?

Bogumil: Eier gehören zu den beliebtesten tierischen Proteinen und werden überall gegessen. Allein in Deutschland liegt der Pro-Kopf-Verbrauch bei 239 Eiern jährlich, laut des Berichts zur Markt- und Versorgungslage Eier 2021 der BLE. Allerdings ist der Markt für pflanzenbasierte Ei-Produkte, im Gegensatz zu Milch oder Fleisch, noch fast unberührt.

Laut Prongosen wird der pflanzenbasierte Ei-Markt der am schnellsten wachsende pflanzenbasierte Markt der kommenden Jahre sein. Wenn die Weltbevölkerung weiter so wächst, wie es aktuell vorhergesagt wird, braucht es alternative Produktionsquellen für diese Proteine. Noch nie zuvor waren alternative Proteine so weit im Massenmarkt verbreitet, wie es heute der Fall ist.

kurz kommentiert

Nachdem sich zahlreiche Fleisch- und Milchalternativen auf pflanzlicher Basis am Markt etabliert haben, war es nur eine Frage der Zeit, bis die erste Alternative zum Ei folgt. Die Bereitschaft für den Konsum pflanzlicher Ersatzprodukte ist in den letzten Jahren enorm gestiegen. Während der Fleischkonsum der Deutschen zum Teil rückläufig ist, ist beim Verzehr von Eiern dennoch ein Aufwärtstrend erkennbar. Und auch wenn das Ei auf absehbare Zeit weder verdrängt noch ersetzt werden wird, zeigt etwa ein Blick in die USA ("Just Egg"), dass Produkte wie "veganes Rührei" Anklang finden. Da es für pflanzliche Produkte immer auch Landwirte braucht, können sie versuchen, diese Entwicklungen für sich zu nutzen. Etwa, wenn Perfeggt nach Ackerbohnen aus regionalem Anbau sucht und dafür angemessene Preise zahlt.Bisher ist es dem Unternehmen aber noch nicht vollständig gelungen, seine Ackerbohnen aus heimischem Anbau zu beziehen. Unternehmen wie Perfeggt sollten beim Bezug ihrer Rohstoffe unbedingt auf Regionalität setzen. Das wäre nachhaltiger und würde die heimische Produktion unterstützen, auch wenn viele Konsumenten diese Aspekte beim Kauf bisher offenbar vernachlässigen.

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