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Start-Up-Gründer lobt Innovationen aus der Landwirtschaft - Ein paar Beispiele

Agrar-Betriebe leisten mehr als nur Nahrung zu erzeugen. Sie sind Spielräume für neue Ideen. Warum sich diese verengt haben, wieso wir sie brauchen und welche Werkzeuge sie wieder stärken.

Lesezeit: 5 Minuten

Victor große Macke ist ausgebildeter Landwirt und koordiniert Innovationsprojekte im Agrarsektor. Während seines Studiums an der HS Osnabrück gründete er das AgTech-Start-up Farmerscent, das innovative Lösungen für die Nutztierhaltung entwickelt. Für top agrar hat er über Innovationen in der Landwirtschaft geschrieben.

Wer den landwirtschaftlichen Fortschritt der vergangenen Jahrzehnte betrachtet, darf zurecht beeindruckt sein. Die alltäglich harte Arbeit wurde durch Maschinen wesentlich erleichtert. Wissenschaftliche Durchbrüche im Bereich der Chemie und Biologie veränderten die Branche maßgeblich und erhöhten die Erträge. Die Betriebe wandelten sich von Höfen zu wirtschaftlichen High-Tech-Unternehmen.

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Heute sind es Mikrochips und Daten, die das komplexe und dynamische Ernährungssystem effektiver gestalten sollen. Doch sind landwirtschaftliche Betriebe in Zukunft überhaupt Teil dieses Systems? Denn zur Wahrheit gehört, dass viele Betriebe in diesem Wettrennen den Anschluss verlieren. Denn die Spielräume werden enger.

Warum Innovation Spielraum braucht

Innovationen entstehen selten am Reißbrett. Häufig kommen sie vielmehr durch Gedankenexperimente à la „Was wäre eigentlich, wenn..“ und durch das Ausloten von Möglichkeiten, die den Status Quo neu ordnen und schließlich verbessern.

In diesem Zusammenhang gewinnen Spielräume an Bedeutung, da sie die Grenzen des Denkbaren und somit die in Betracht gezogenen Optionen erweitern. Noch effektiver ist es, wenn wir nicht nur auf unsere eigene landwirtschaftliche Perspektive setzen, sondern Allianzen mit Partnern eingehen, die einen vollkommen anderen Blickwinkel auf die Herausforderungen mitbringen. Solche Kooperationen entstehen in EIP-Agri-Projekten.

Weg vom Elfenbeinturm

Bei der Suche nach Innovationen hilft der sprichwörtliche Elfenbeinturm selten weiter, wenn Lösungen also lediglich im theoretischen Rahmen Anwendung finden und nicht auf die Praxis zugeschnitten sind. Dass solche Lösungen vor allem nicht zu den komplexen Prozessen in der Agrar- und Lebensmittelwirtschaft passen, wurde auf europäischer Ebene erkannt. Mit EIP-Agri wurde ein Instrument geschaffen, das den landwirtschaftlichen Betrieb ins Zentrum der Innovationsdynamik stellt.

Europaweit arbeiten Landwirte mit unterschiedlichen Partnern, wie Forschungseinrichtungen und Start-ups zusammen, um gemeinsam nach neuen Wegen zu suchen. Diese interdisziplinäre Herangehensweise wird finanziell gefördert und brachte in Deutschland bereits mehr als 350 Projekte aus unterschiedlichen Betriebszweigen an den Start.

Eines davon ist das Projekt „Clean Air“. In Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern der Materialforschungs- und Prüfanstalt der Bauhaus-Universität Weimar, einem Schweinehalter und der Firma Lynatox GmbH, die Produkte für die Luftreinigung in Innenräumen herstellt, entsteht eine innovative Abluftreinigungsanlage.

Diese basiert auf dem Prinzip der Photokatalyse. Hierbei werden mithilfe eines Katalysators und UV-Licht Schadstoffe wie Ammoniak oder Methan abgebaut, sodass die Emissionen nachweislich gesenkt werden können. Angestoßen wurde das Projekt vom Schweinehalter selbst, um die Luftqualität für das angrenzende Wohngebiet zu verbessern.

Die Landwirtschaft hat einiges zu bieten, um die gesellschaftliche Transformation mitzugestalten."
Victor Große Macke

Natürlich sind Forschungsprojekte nicht für jeden Landwirt ein geeignetes Mittel, um Innovationen auf dem eigenen Betrieb zu fördern. Hier bietet die Initiative „AgTechBridge“ des Agrar-Accelerators Seedhouse aus Osnabrück eine interessante Alternative.

Wie der Name schon andeutet, soll eine Brücke zwischen Start-ups und Landwirten geschlagen werden, um Win-Win Situationen zu erzeugen. Landwirte und Gründerteams können sich erst online und dann bestenfalls persönlich über konkrete Herausforderungen und Problembereiche austauschen, in denen Potenzial für Innovationen steckt. Landwirte können sich auf einer Online-Plattform registrieren und angeben, in welchen Bereichen sie nach Innovationen suchen.

Basierend auf dem eigenen Interessensprofil werden den Landwirten Startups vorgestellt, die Testbetriebe suchen, um ihre Innovation weiterzuentwickeln. Quasi eine Dating App für Innovationen und Landwirtschaftliche Betriebe. Entscheiden sich die Parteien für eine Zusammenarbeit, wird der landwirtschaftliche Betrieb zum Testbetrieb und der Landwirt zum wertvollen Feedback-Geber. Er setzt neue Technologien, Methoden oder Produkte frühzeitig ein und liefert Feedback aus der Praxis. Für die Start-ups ist dieses Feedback von großem Wert, denn es hilft ihnen, ihre Produkte besser auf die Bedürfnisse der Praxis abzustimmen.

Landwirtschaft kann mehr

Ob Innovationen auf dem Acker oder im Stall allein die Antwort auf die drängenden Probleme der Landwirtschaft sind, darf hinterfragt werden. Doch spätestens mit Beginn der Energiewende wissen wir, welchen bedeutenden Beitrag landwirtschaftliche Betriebe zur Lösung gesamtgesellschaftlicher Aufgaben leisten können. Dort entstand ein komplett neues Spielfeld, auf dem sich die Betriebe bewegen konnten – zum Wohl der Gesellschaft und der Landwirte.

In Zukunft werden sich weitere Möglichkeiten eröffnen. Man denke nur daran, dass das gesamte europäische Bauwesen bis zum Jahr 2045 klimaneutral sein soll. Ohne den Einsatz von nachwachsenden, pflanzlichen Rohstoffen wird dieses Ziel wohl kaum erreichbar sein. Die Erschließung dieser neuen Möglichkeiten erfordert jedoch den Aufbau der erwähnten Allianzen.

Um in diesem Feld Lösungen anbieten zu können, sollte die Landwirtschaft den Dialog mit Architekten, Materialwissenschaftlern und Bauunternehmen nicht scheuen. Denn die Landwirtschaft hat einiges zu bieten, um die gesellschaftliche Transformation mitzugestalten.

Über den Autor

Victor große Macke ist ausgebildeter Landwirt und koordiniert Innovationsprojekte im Agrarsektor. Während seines Studiums an der HS Osnabrück gründete er das AgTech-Start-up Farmerscent, das innovative Lösungen für die Nutztierhaltung entwickelt.

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