Markus Legge wollte 2009 auf seinem Biobetrieb in Monschau (NRW) den Weg zur Vollweide gehen. Dafür sprachen 40 ha zusammenhängendes Grünland, dagegen, dass diese nicht arrondiert am Stall liegen. Sein erster Plan war, direkt auf der 3 km entfernten Weide ein neues Melkhaus zu bauen. Im Winter hätte er die 120 Kühe aber wieder im Stall mit alter Melktechnik melken müssen. Stattdessen tüftelte er die Idee aus, zwei fahrbare Melkroboter während der Weidesaison draußen und im Winter im Stall zu nutzen.
Er ließ zwei Lely A3 Roboter jeweils in Container bauen. Jeder Container lief autark mit eigenem 6.000 l Kühltank, eigener Druckluft und Stromversorgung. Auf der Weide befestigte Legge jeweils ein Areal von rund 40 m² mit Spalten als Fundament für die Roboter, Warte- und Separationsbereiche und Kraftfuttersilos. Darunter liegen jeweils 80 m3 Güllegruben, die Gülle und Waschwasser auffangen. Das ganze kostete rund 460.000 €. Weitere 8.000 € investierte er in den Ladewagen, mit dem er die Roboter zwischen Hof und Weide transportiert.
Ein Roboter weniger
Bei der Auffahrt zur Weidefläche in der Nordeifel fällt ins Auge: Es gibt nur noch einen Roboter. „Durch die Trockenheit der letzten Jahre mussten wir oft Futter zukaufen“, erklärt Legge. Hinzu kam, dass die Kuhzahl, nicht zu dem Grasaufwuchs in Trockenjahren bei Vollweide passte. Zudem lag die Tagesleistung der Systeme unter 1.600 kg Milch – für ihn zu wenig. „Ich habe Ende 2020 einen Roboter abgeschafft, abgestockt und den verbliebenen stärker ausgelastet“, sagt der Landwirt.
Das AMS melkt nun rund 75 Kühe. „Das sind in diesem System eigentlich zu viele. Ich muss mehr nachtreiben“, sagt Legge. Denn am Roboter liegen 20 ha Grünland, die auf drei Weiden für ein Kurzrasenweidesystem aufgeteilt sind. In seinem ABC-Weidesystem müssen die Kühe, um zu frischem Gras zu gelangen, durch den Roboter laufen.
Morgens gehen die Kühe von Fläche A zu B, abends von B zu C usw. Morgens und abends treibt Legge Nachzügler in den Wartebereich. „Bei nasser Witterung laufen die Kühe schlechter. Ansonsten reicht zum Treiben oft ein Rufen“, erklärt er. Legge erreicht im Jahresschnitt bei etwa 75 % Weideanteil in der Gesamtration und rund 3,2 kg Kraftfutter/Kuh täglich 21,8 kg Energie-korrigierte Milch. Die Melkfrequenz lag im September mit vielen altmelkenden Kühen, bei 1,8. Im Frühjahr erreicht er rund 2,2 Melkungen.
Bei nasser Witterung laufen die Kühe schlechter. Ansonsten reicht zum Treiben oft ein Rufen. - Legge
Kameraüberwacht
Den verbliebenen Roboter hat er mit mehr Technik ausgestattet: Eine Klauenwaschanlage stabilisiert die Klauengesundheit und sorgt für eine sauberere Standfläche. Die nachgerüstete Zellzahlmessung ersetzt für den Landwirt die Milchkontrolle. Während Legge 2011 seine Daten noch über wackeliges Handynetz laden musste, sendet seit drei Jahren ein Funkrouter alles nötige ins Büro. Die Druckluftversorgung und der Brunnen laufen mittlerweile zentral. „Die kleinen Anlagen an den Robotern waren andauernd kaputt“, sagt er und betont: „Der Roboter steht und fällt mit der Pflege durch den Besitzer.“
Erleichterung im Alltag bringt eine Überwachungskamera am Roboter. Diese dient nicht dazu, Diebstahl zu verhindern, sondern hilft bei der Tierbeobachtung. „Wenn ich wissen will, ob eine Kuh zur Klauenpflege im Separationsbereich steht, muss ich nur aufs Handy schauen“, sagt Legge. Er kann den Vorwartebereich, den Roboter und die vorderen Weideteile sehen.
Zurück zu Holstein
Markus Legges Herde ist bunt. Beim Besuch vor 12 Jahren war er gerade dabei, in seine HF-Herde die Rassen Schwedisches Rotvieh und Montbéliard in Rotation einzukreuzen. Die Tiere sollten robuster und mit Vollweide besser ausfütterbar werden. Auch Fleckvieh stand kurz auf seiner Wunschliste. „Schwarz- und Rotbunte sind aber einfach melkwilliger und das brauche ich hier am Roboter“, erklärt Legge. Seit fünf Jahren setzt er wieder auf HF und nutzt Triple A.
Die Kühe stehen von April bis Oktober auf der Weide. Einen Unterstand benötigt der Betrieb dort nicht. Die Abkalbung findet im Herbst und Winter im Stall statt. Gemolken wird durchgängig, um die Melktechnik stetig zu nutzen.
Minimalismus auf der Weide ist der Fokus von Legges Betrieb. „Bei jeder Entscheidung überlege ich mir als Ein-Mann-Betrieb, wohin mich das führt.“ Die Wahl zum Melkroboter brachte, trotz der Investitionskosten in Kombination mit Vollweide und den dazugehörigen Leistungen, für ihn vor allem Lebensqualität mit. „Für mich ist der Auftrieb im Frühjahr das Fest – wenn der Stall leer bleibt“, sagt der Landwirt. Und dennoch gibt es laut Legge bisher keine Nachahmer, auch wenn sich sein System schon viele Landwirte angeschaut haben. „Problem sind wohl meist die Kosten“, sagt er. Seine Entscheidung rückgängig machen würde er im Rückblick auf die vergangenen zwölf Jahre nicht.