Dieser Beitrag erschien zuerst beim Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben.
Der Lebensmitteleinzelhandel macht immer mehr Druck: Deutsche Landwirte sollen auf höhere Haltungsformen umstellen. Aldi Süd will 2030 nur noch Fleisch aus Haltungsform 3 und 4 anbieten. Das gilt für Frischfleisch, Wurst und verarbeitete Fleischware sowie für Trinkmilch.
„Der Kunde nimmt uns höhere Haltungsformen gerne ab“, betonte Stephan Schoch, Nachhaltigkeitsmanager im Bereich Landwirtschaft bei Aldi Süd. Haltungsform (HF) 3 und 4 machen bei frischem Rindfleisch aktuell 50 % vom Umsatz bei Aldi Süd aus, so Schoch. Welche Mengen an Rindfleisch hinter den einzelnen Haltungsstufen stehen, beantwortete er nicht.
Schoch versicherte den Rindermästern bei der Generalversammlung des Berufsverbandes Rindermast (BVRM) aber, dass der Standort Deutschland wichtig sei. Mit Schoch auf dem Podium saßen Albert Stegemann (CDU), Gunnar Rohwäder (Tönnies) und André Schröder Brockshus (Bullenmäster).
Kein Markt für ITW
Gunnar Rohwäder, Manager Landwirtschaft bei Tönnies, bestätigte zwar, dass die höheren Haltungsformen an Fahrt aufnehmen, verwies aber auch darauf, dass Konsumenten weiterhin stark preisgetrieben einkaufen. Gleichzeitig betonte er: „Deutsche Rindermast hat Zukunft. Der BVRM hat sich genau zur richtigen Zeit gegründet.“
André Schröder Brockshus mästet rund 900 Bullen in konventionellen Ställen mit Spaltenboden im Raum Oldenburg. Er hat keine festen Lieferverträge und verkauft seine Tiere in Haltungsform 1. „Den Tieren mehr Platz zu geben, finde ich interessant. Aber das muss sich monetär lohnen“, sagte Schröder Brockshus und erklärte: „Für Haltungsform 3 muss ich auf meinem Hof aus jeder Bucht zwei Tiere herausnehmen. Das sind auf meinem Betrieb 30 % weniger Bullen. Der aktuelle Aufschlag für HF 3 reicht dann nicht, um die geringere Tierzahl auszugleichen.“
ITW (HF 2) kann der Bullenmäster anbieten, doch habe kein Händler Interesse daran. Auch Rohwäder sagte: „HF 2 wird vom Markt aktuell noch nicht so stark berücksichtigt, HF 3 hat zumindest einen kleinen, aber wachsenden Anteil.“
Neubau rechnet sich nicht
Der Vertreter von Aldi Süd riet den Rinderhaltern, sich auf den Weg hin zu höheren Haltungsformen zu machen. Der Haltungswechsel für 2030 sei gesetzt. Für Bullenmäster Schröder Brockshus und etliche Rindermäster aus dem Publikum komme ein Umbau bei den momentanen Marktgegebenheiten trotzdem nicht infrage.
Der Mäster stellte zudem klar: „Wir müssen das Rad in der Rinderhaltung nicht neu erfinden für einen Stall der Zukunft. Wir haben bereits gute Ställe mit Tierwohl. Über das Platzangebot kann man sich unterhalten.“ Ein Neubau rechne sich aktuell nicht. Das sah auch Albert Stegemann von der CDU so: „Künftig brauchen Jungbauern wieder Möglichkeiten zu investieren.“
Schröder Brockshus’ Wunsch für die Zukunft: „Wir brauchen ein Ja zum deutschen Standort, und zwar von der ganzen Wertschöpfungskette. Das bedeutet auch, in Hochpreisphasen nicht zu Ware aus dem Ausland zu greifen.“