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Haltungsform: Weidemilch nur noch in Stufe 3?

Milch aus Weidehaltung soll im künftigen fünfstufigen System in Haltungsform 3 anstatt 4 eingruppiert werden. Das stößt auf Unmut bei Politik und Verbänden. Warum ist das so und was ist die Lösung?

Lesezeit: 4 Minuten

Der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) plant, Weidemilch künftig in Stufe 3 "Frischluftstall" der neuen fünfstufigen Haltungsform einzuordnen. Damit stünde sie mit Milch aus Laufstallhaltung oder Offenfrontställen auf einer Stufe. Die niedersächsische Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte lehnt diese Pläne gemeinsam mit einem breiten Bündnis ab. Mit einem Brief haben sie sich gemeinsam an Haltungsform.de gewendet. Zu den Unterzeichnenden gehören das Grünlandzentrum, die Arbeitsgemeinschaft bäuerlicher Landwirtschaft (AbL), der Bund deutscher Milchviehhalter (BdM), Greenpeace, das Landvolk Niedersachsen, Land schafft Verbindung, der NABU, Provieh sowie Vision 360 Agrar.

"Milch aus Weidehaltung ist kosten- und arbeitsintensiv. Mit Labeln, die sich in Haltungsform 3 einordnen, wird dieser Mehraufwand allerdings nicht honoriert", sagte Miriam Staudte. Die Weidehaltung leiste einen wichtigen Beitrag zum Erhalt des wertvollen Grünland in Niedersachsen und sei die artgerechteste Form der Rinderhaltung.

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Für die Milchviehhaltung in Stufe 4 fordert haltungsform.de allerdings nicht nur Weidegang sondern zusätzlich einen ganzjährig nutzbaren Laufhof. Betriebe, die das nicht erfüllen können, bzw. Label, die den Laufhof zusätzlich zur Weide so nicht fordern, fallen dann aus der höheren Haltungsformstufe raus.

Die Haltungsform-Kennzeichnung, die bisher vier Stufen umfasste, wird ab Sommer 2024 auf fünf Stufen erweitert. Die vierte Stufe wird aufgeteilt, wobei konventionelle Tierwohl-Programme weiterhin in die vierte Stufe fallen und Bio-Programme eine separate fünfte Stufe erhalten.

Die Bezeichnungen aller fünf Stufen werden an die staatliche Tierhaltungskennzeichnung angepasst und sollen Verbrauchern eine transparente Orientierung über das Tierwohl-Niveau bieten.

Gegenwind der Bündnispartner

Ein Label für Weidemilch ist "ProWeideland". Dr. Arno Krause vom Grünlandzentrum Niedersachsen/Bremen erklärt, dass die Kriterien für dieses Label mit vielen Stakeholdern ausgearbeitet wurden, praktikabel in der Umsetzung sind und einen hohen Standard erfüllen. "Ich bin besorgt, was die Umstellung der Haltungsformen angeht. Die neue Ausgestaltung der Stufen ist nicht kompatibel mit unserem Konzept. Mit der Eingruppierung in Stufe 3 würde die Werthaltigkeit von Weidesystemen herabgesetzt werden", sagt er.

Hinzu komme laut Anne Hamester von Provieh das wöchentliche Versprechen des LEH, auf mehr Tierwohl zu setzen. "Dieses Versprechen muss nun eingelöst werden", fordert sie. Bei den bislang vier Haltungsformstufen stellt der LEH auf die Stufen 3 und 4 um. "Ich frage mich, ob bald Stufe 4 und 5 an diese Stelle rücken und Weidemilch ganz hinten runter fällt", äußert sich Hamester kritisch.

Greenpeace befürchtet, dass Weidemilch zu einem Nischenprodukt werden oder sogar ganz verschwinden könnte, wenn sie lediglich in Stufe 3 Platz findet. "Bei diesem Thema zeigt sich eindeutig, was passiert, wenn die Bundespolitik hinterherhinkt und es der Wirtschaft überlässt, Kriterien für eine Haltungskennzeichnung zu etablieren", so Stephanie Töwe von der Umweltorganisation.

Weide erhalten, Wertschöpfung generieren

"Label für Weidemilch gehören in Haltungsform 4. Auch, um mehr Wertschöpfung für diese Betriebe zu erzielen", sagt Frank Kohlenberg vom Landvolk Niedersachsen. Dem höheren Aufwand für Tierhalter müssten entsprechend höhere Erlöse gegenüberstehen. "Die verschiedenen Verbände aus diesem Bündnis sind oft nicht einer Meinung. Trotzdem haben wir bei diesem Thema alle den gleichen Konsens", sagt Kohlenberg.

Die verschiedenen Verbände aus diesem Bündnis sind oft nicht einer Meinung. Trotzdem haben wir bei diesem Thema alle den gleichen Konsens."
Frank Kohlenberg

Auch Steffen Hinrichs vom BdM und Ottmar Ilchmann von der AbL plädierten für Weidehaltung in Stufe 4, um dem weiteren Abbau der Weidehaltung entgegenzuwirken.

Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte schlägt vor, das Kriterium "Laufstallhaltung mit Weidegang (mind. 120 Tage je 6 Stunden)" aus Haltungsform 3 herauszulösen und in Stufe 4 zu verschieben. Das Kriterium "Laufstallhaltung mit ganzjährig nutzbarem Laufhof" in Stufe 4 müsste gestrichen werden sodass die Haltungsform 4 dann mit "Weide" anstatt "Auslauf/Weide" betitelt ist.

Nachdem das Bündnis einige Fragen an Haltungsform.de gestellt und eine wenig aussagekräftige Antwort bekommen hatte, plagt Staudte das Gefühl, dass es seitens des Handels keine große Offenheit gibt, die genannten Bedenken ernst zu nehmen.

Arno Krause verdeutlicht noch einmal das Ziel des Briefes an Haltungsform.de: "Wir wollen weiterhin einen offenen Dialog führen. Eine differenzierte fünfstufige Haltungsformkennzeichnung ist ein Gewinn für alle. So erhalten wir eine gute, pragmatische und hilfreiche Kennzeichnung."

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