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topplus Eutergesundheit im Fokus

Herdenmanagerin setzt auf Milchleistung durch Kontinuität

Manuela Illgen arbeitet seit 20 Jahren bei der Agrargenossenschaft Langenchursdorf. Ihr größtes Augenmerk liegt auf der Eutergesundheit und der Mitarbeiterführung.

Lesezeit: 7 Minuten

Stressige Tage gibt es hier eigentlich nicht“, sagt Manuela Illgen. Damit fasst sie das durchdachte Management der Agrargenossenschaft Langenchursdorf in Callenberg (Sachsen) in wenigen Worten zusammen.

Schnell gelesen

  • 620 Kühe gehören zur Agrargenossenschaft Langenchursdorf. Die Jungviehaufzucht ist ausgelagert.

  • Die Milchleistung lag vor 20 Jahren bei 7.650 kg Milch. Die Zellzahlen waren ­extrem hoch. Mit einem stärkeren Fokus auf Eutergesundheit änderte sich das.

  • 13.000 l Herdenschnitt ist das erklärte Ziel für dieses Jahr. Die Tiere stehen in Altgebäuden.

  • Rund 18 Mitarbeitende kümmern sich im Kuhstall um das Wohlergehen der Herde. Die Arbeit erfolgt in Schichten.

  • Der politische Einfluss bereitet den Herdenmanagern die größten Zukunftssorgen.

Für die 59-jährige Herdenmanagerin beginnt der Arbeitstag um 7.00 Uhr im Büro oberhalb des Doppel 16er-Side by Side-Melkstandes. Die erste Schicht melkt zu dem Zeitpunkt bereits die 620 Kühe. Manuela Illgen schaut sich zunächst die Alarmlisten ihres Herdenmanagementsystems an. Darin finden sich Tiere, die zum Beispiel in der Milch abgefallen sind oder einen hohen Leitwert haben. „Jedes Tier bekommt vor der ersten Kalbung einen Smaxtec-Bolus, der Temperatur, Wiederkauaktivität und Bewegung misst“, erklärt sie. Gibt es dort Auffälligkeiten, taucht auch das in ihrer Liste auf. „Gegen halb acht sind die Frischabkalber im Melkstand. Die melke ich mit, weil ich die alle kennen möchte“, erklärt sie. Daraufhin entscheidet Manuela, was sonst noch für Aufgaben anstehen den Tag über.

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Strukturierte Abläufe

Als sie vor 20 Jahren auf den Betrieb kam, gab es noch kein so ausgeklügeltes Managementsystem. „Der Betrieb hatte massive Probleme mit hohen Zellzahlen. Die Milchleistung war mit rund 7.650 kg dagegen niedrig“, erinnert sie sich. Die Zellzahlen haben sich inzwischen im Schnitt bei unter 100.000 eingependelt. Die Milchleistung kratzt an der 13.000 l-Marke. Geschafft hat die Herdenmanagerin das durch konsequentes Handeln und eine gute Mitarbeiterführung.

Kärcher für die Hochboxen

„Ich habe mich von Beginn an der Eutergesundheit verschrieben“, erklärt sie und hält bis heute daran fest. Sie hat verschiedene Routinen beim Melken, in der Haltung und im Management etabliert: Die Kühe liegen auf mit Kalk eingestreuten Hochboxen. „Wir haben uns gegen Tiefboxen entschieden, da wir schlecht mit Maschinen in unseren verwinkelten Stall kommen, um die Boxen vernünftig zu pflegen“, erklärt sie. Außerdem wird der Kuhstall zweimal im Jahr komplett gekärchert, um den Keimdruck zu reduzieren. „Das wirkt sich positiv auf die Eutergesundheit aus, wäre mit Tiefboxen aber nicht umsetzbar.“ Die Liegeboxen werden zweimal täglich gereinigt und mit Kalk eingestreut.

Feste Routinen - auch im Melkstand

Auch im Melkstand gibt sie eine feste Routine vor: vier Tiere vormelken, säubern, anhängen und nach dem Melken dippen. Beim Trockenstellen zählen sie und ihre Mitarbeitenden ebenfalls auf feste Abläufe: Jeden Dienstag stellt das Team Kühe trocken, die in sechs bis sieben Wochen kalben. „So viel Zeit geben wir ihnen zur Erholung“, erklärt sie.

Betriebsspiegel

Betrieb Agrargenossenschaft Langenchursdorf, Callenberg (Sachsen)

Milchkühe: 620 Holsteins

Herdenleistung: 12.895 kg/Kuh und Jahr

Nutzungsdauer: 33 Monate

Lebenstagsleistung: 19 l/Tag

Zellzahl: 90.000/ml

AK im Kuhstall: 18

Kühe, die zu dem Zeitpunkt mehr als 15 l Tagesgemelk haben, stellen sie grundsätzlich antibiotisch trocken. Manuela Illgen steht auf dem Futtertisch der Agrargenossenschaft Langenchursdorf in Callenberg (Sachsen) und zuckt mit den Schultern während sie die Gruppe der trockenstehenden Kühe beobachtet: „Vielleicht ginge es auch anders, aber dafür bin ich nicht mutig genug. Ich glaube, ich habe zu viele schlechte Erfahrungen gemacht“, sagt die gelernte Zootechnikerin.

Aus Fehlern lernen

In der Vergangenheit kam es vor, dass sie es nicht schaffte, Kühe zum Trockenstellen bis auf 15 l runterzufüttern. Sie bekamen einen Zitzenversiegler und fingen sich während der Trockenstehphase eine Euterentzündung ein. „Ich weiß nicht, ob es an der Milchleistung lag oder daran, dass wir möglicherweise mit dem Zitzenversiegler einen Erreger ins Euter geschoben haben“, gibt sie zu.

Auf dem Betrieb werden vor dem Trockenstellen von jeder Kuh Viertelgemelksproben genommen. Wird ein Erreger entdeckt, werden alle vier Viertel antibiotisch trockengestellt. Ist kein Erreger zu finden, nimmt Manuela Illgen einen Schalmtest vor. Wenn auch der unauffällig ist und die Kuh um die 15 l Tagesgemelk hat, verzichtet sie auf Antibiotika und die Kuh bekommt Zitzenversiegler.

Wir kennen es eigentlich gar nicht, dass Kühe nach der Kalbung festliegen."
Manuela Illgen

Drei Wochen sind die Trockenen dann in einem abgetrennten Bereich im Kuhstall auf Hochboxen untergebracht. Dort bekommen sie eine Ration aus Gras- und Maissilage, Stroh und Mineralien. Nach drei Wochen wechseln die Tiere in einen anderen Stall auf Stroh. Dort gibt es die Vorbereiterration, die angesäuert ist und Kraftfutter enthält. „Durch das Ansäuern mobilisiert die Kuh Calcium. Daher kennen wir es eigentlich gar nicht, dass Kühe nach der Kalbung festliegen“, erklärt die 59-Jährige. Dreimal pro Woche kommt routinemäßig der Tierarzt. Ihm werden Tiere zur Trächtigkeits- und Sterilitätsuntersuchung und zur Puerperalkontrolle vorgestellt.

Futterqualität hat Priorität

Nebenan in der Futterhalle läuft die Mühle, die gerade Futterkomponenten vermahlt und mischt. „Für eine gute Euter- und Tiergesundheit ist die Futterqualität das A und O“, ist Manuela Illgen überzeugt. Bei der Agrargenossenschaft Langenchursdorf sind nicht die Mitarbeitenden im Stall für die Futterbergung zuständig, sondern das Ackerbauteam. „Wir haben das Glück, dass der Leiter für den Bereich Tier auch der Leiter für den Bereich Pflanze ist und dieser genau weiß, wie wichtig gutes Futter für Erfolg im Stall ist“, sagt die Landwirtin. Zusätzlich bespricht sie sich mindestens einmal die Woche mit ihrem Fütterungsberater über den Zustand der Kühe und die Inhaltsstoffe der Milch. Neue Rationen werden immer dann berechnet, wenn ein neues Silo angefangen wird.

Fünf Fütterungsgruppen

Aktuell gibt es fünf Fütterungsgruppen im Stall: „Wir haben eine Elitegruppe mit rund 50 l Tagesgemelk“, erklärt Manuela Illgen. Die Gruppe besteht aus etwa 140 Kühen, die drei Mal täglich gemolken werden. Außerdem gibt es eine weitere Gruppe mit etwa 220 Tieren. Dort sind Tiere mit etwas weniger Leistung untergebracht, und auch solche, die lahm sind oder Probleme mit den Füßen haben. „Der Grund dafür ist, dass es hier mit Gummimatten versehenen Spaltenboden gibt, wo kein automatischer Schieber fährt.“ Einmal täglich wird der Bereich gereinigt. Bei den Hochleistenden ist der Boden planbefestigt und mit einem automatischen Schieber ausgestattet. Auch bei den altmelken Kühen erfolgt das Abschieben automatisch. In dieser Gruppe befinden sich tragende Tiere, die unter 35 l Tagesgemelk haben. Diese Gruppe geht zwei Mal täglich zum Melken.

Offen für Neues

Manuela Illgen probiert gerne Neues aus: Zuletzt hat sie in einem Teil des Stalls Ventilatoren umpositioniert. „Wir testen, ob sich die Kühe lieber in die Liegeboxen legen, wenn die Ventilatoren direkt darüber ausgerichtet sind“, erklärt sie.

Eine klare Entscheidung hat sie für sich im Abkalbebereich getroffen: „Dort habe ich mich gewissermaßen für die Kuh und nicht für das Kalb entschieden“, sagt sie. Zuvor hatte der Betrieb die Buchten nach jeder Kalbung gemistet und desinfiziert. Häufig kam es danach zu Grätschungen der Kühe, weil das frische Stroh keinen Halt gab. Jetzt wird der Bereich alle sechs Wochen gemistet und gekärchert.

Zwei Kühe pro Abkalbebucht

In den Abkalbebuchten sind immer zwei Tiere untergebracht. Nach dem Kalben wechseln die Kühe in den Frisch­abkalbebereich auf Stroh. Etwa eine Woche später gehen die frisch abgekalbten rüber in den großen Kuhstall.

Die Kälber wechseln nach dem Abtränken mit etwa drei Monaten auf einen Aufzuchtbetrieb, der ebenfalls zur Genossenschaft gehört. Wenige Wochen vor dem Kalben kehren sie zurück auf den Betrieb. Sie bekommen einen Smaxtec-Bolus und ein Halsband. Außerdem wird eine Stallkarte angelegt, auf der zusätzlich zur digitalen Erfassung alles schriftlich dokumentiert wird. „Wir haben bereits alles digitalisiert und schätzen das sehr“, erklärt Manuela Ilgen. Wenn es mal schnell gehen muss, ist die Karte allerdings für jeden griffbereit und auf den ersten Blick erkennbar, ob und womit die Kuh schon mal behandelt wurde.

„Ich habe schlaue und gut ausgebildete Mitarbeiter und vertraue ihnen.“
Manuela Illgen

Gemeinsam mit 15 Festangestellten und drei Auszubildenden betreut sie den Kuhstall. Ziel für dieses Jahr ist, die 13.000 l zu knacken. Wie es Manuela Illgen gelingt, dass so viele Mitarbeiter gemeinsam konsequent Abläufe einhalten, begründet sie so: „Als Führungskraft musst du dabei sein, mitmachen und vor allem viel reden.“ Gleichzeitig schafft sie Freiräume: Die Melker entscheiden selbst, ob eine Kuh behandelt wird oder nicht. „Ich habe schlaue und gut ausgebildete Kräfte und vertraue ihnen“, erklärt die Herdenmanagerin.

Anderen Betrieben rät sie, vorhandene Potenziale zu nutzen, wie zum Beispiel den Eutergesundheitsbericht der Milchleistungsprüfung. „Es liegen viele nützliche Daten vor, man muss sie allerdings auch lesen und damit arbeiten wollen.“

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