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topplus Melkhygiene

Weg mit dem Dreck!

Von einem sauberen Melkstand profitieren Mensch und Tier. Wie geht man dabei vor?

Lesezeit: 5 Minuten

Wann haben Sie ihren Melkstand zuletzt richtig gründlich gereinigt? Plan und Wirklichkeit liegen dank unzähliger anderer Aufgaben bei dem Thema wohl oft auseinander. Warum sich im Melkstand nicht nur die normale Spülung der Milchleitungen lohnt und wie sich Reinigungsschaum bewährt, erklären Professor Marc Boelhauve, Leiter der Agrarbiotechnologie und Tierhygiene an der Fachhochschule Soest (NRW), und Christian Twehues, Produktmanager bei Desintec in Münster (NRW).

Schnell gelesen

- Die regelmäßige Grundreinigung des Melkstands sorgt für ein hygienisches ­Arbeitsumfeld.

- Alkalische Schaumreiniger lösen, wie Seifen, Fette und Eiweiße und erleichtern die Arbeit mit dem Hochdruckreiniger.

- Bei der Auswahl der Reiniger sollten Landwirte auf eine hohe Materialverträglichkeit achten.

- Die Reinigung entfernt mit dem Schmutz auch potenzielle Krankheitserreger aus dem Melkbereich.

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Gründlich mit Schaum

Standard ist, nach jedem Melkvorgang mit reichlich Wasser und Druck frischen Kot, Urin und Milchreste aus dem Melkstand zu entfernen. Manche Betriebe haben stationäre Hochdruckreiniger installiert, bei anderen reicht ein Wasserschlauch mit großem Durch­messer. Bei einer effektiven Grundrei­nigung ist das Abwaschen mit Wasser lediglich der erste von mehreren Schritten.

Zum Start benötigt man einen leistungsfähigen Hochdruckreiniger mit einer Flachstrahldrüse. „1 800 l/h sind ein Richtwert für die Mindestleistung des Geräts. Erfahrungsgemäß geht auch etwas weniger", sagt Twehues. Die „Dreckfräse“ bzw. Spiraldrüse ist zu aggressiv für die Materialien und daher im Melkstand ungeeignet. Mit dem Hochdruckreiniger wird grober Schmutz entfernt und fester Dreck eingeweicht.

Um Fette und Proteine – also organische Bestandteile aus Kot, Harn und Milch – zu lösen, kommt ein alkalischer Schaumreiniger zum Einsatz. „Wer einmal mit gutem Schaum reinigt, macht es nicht mehr ohne“, berichtet Twehues aus der Praxis. Dazu benötigt man eine Schaumlanze, die sich mit den passenden Adaptern aus Edelstahl an die Hochdruckreiniger-Lanze schrauben lässt. Der Aufsatz ermöglicht eine Verdünnung von meist 1 bis 5 % und das Aufschäumen. Manche Hochdruck­reiniger haben diese Funktion integriert.

Der komplette Melkstand lässt sich in der Regel mit Schaum einweichen. Aussparen sollten Landwirte alle Teile, die man auch nicht mit Wasser behandeln würde, beispielsweise empfindliche Elektronik. „Ein guter Reiniger in passender Dosierung ist nach einer Einwirkzeit von 15 bis 20 Minuten noch als Schaum sichtbar“, sagt Twehues. Nach dem Abspülen sollten bei regelmäßiger Reinigung alle organischen Bestandteile und Biofilme weg sein.

Alkalische Stallreiniger haben einen hohen pH-Wert, teilweise über 12. „Das führt zu einem super Reinigungsergebnis, senkt aber die Materialverträglichkeit“, sagt der Experte. Das ist für Fliesen, Edelstahl, Spalten und Co. kein Problem, kann aber die Technik sowie Gummi, Lack etc. angreifen. Bei sensiblen Materialien bietet sich daher ein spezieller Schaumreiniger für Maschinen an.

Milch- und Urinstein lösen

Gelbe Schlieren und raue Beläge, die ggf. noch auf den Oberflächen liegen, sind oft mineralischen Ursprungs, beispielsweise Urinstein und Milchstein. Auch diese lassen sich wie im vorherigen Schritt lösen – dieses Mal mit saurem Schaumreiniger. Die sauren Schaumreiniger sind ebenfalls wohlmöglich korrosiv und gehören daher gezielter auf verschmutzte Stellen und in richtiger Dosierung ausgebracht. Auch hiernach müssen Landwirte mit reichlich Wasser nachspülen.

Stall- und Maschinenreiniger sind keine Handseifen. - Twehues

Wichtig dabei: „Stall- und Maschinenreiniger sind keine Handseifen“, betont Christian Twehues. Durch den teils hohen pH-Wert können die Reiniger Haut und Augen stark reizen. Die Sicherheitsdatenblätter der Produkte geben Aufschluss darüber, welcher Schutz bei der Reinigung nötig ist. Oft sind das Schutzkleidung und Schutzbrille.

Hygienisch ein Plus

Ein Antrieb, Zeit in die Grundreinigung des Melkstands zu stecken, sind optische Gründe: An einem sauberen Arbeitsplatz arbeitet es sich besser. Aber auch die Tiergesundheit soll profitieren, wie Professor Marc Boelhauve weiß: „Hierbei ist zum einen die erhöhte Rutschgefahr durch Kotreste zu nennen.“ Biofilme am Boden können je nach Oberfläche den Halt für die Kuh, aber auch für die Melker verschlechtern. „Zum anderen ist ein nur oberflächlich gewaschener Melkstand auch ein Reservoir für Mastitiserreger“, so der Experte.

Wenn beispielsweise das Vorgemelk auf den Boden gemolken wird, kommt es über die dadurch verursachten Spritzer (auch Richtung Zitze) zu einem ­Risiko des Eintrags in das Euter. „Durch die Schaumreinigung wird der fettlösliche Anteil des Schmutzes, der sich allein mit Wasser nicht abtransportieren lässt, entfernt. Und mit dieser Schicht auch eine Menge Erreger“, sagt Boelhauve. Eine Desinfektion im Melkstand, also eine Abtötung der nach der Grundreinigung noch vorhandenen Erreger, ist laut Bouelhauve nur dann empfehlenswert, wenn ein akutes Problem durch stark steigende Mastitisraten besteht.

Ein Tipp des Experten, damit es gar nicht erst soweit kommt: Bei der Grund­reinigung des Melkbereichs sollten Landwirte und Landwirtinnen direkt auch an alle anderen alltäglichen Gebrauchsgegenstände denken: Dipp­becher, Sprühflaschen, Tücher, Aufbewahrungsbehälter usw. Diese können Reservoirs für Euterkeime sein, die sich darüber in der Herde verbreiten. •

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