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Wie läuft es bei der Initiative Tierwohl Rind?

Bisher macht sich Rindfleisch aus Haltungsform 2 noch rar in den Supermarktregalen. Die Fleischbranche beklagt, dass der Handel die Ware nicht nachfragt. Landwirte erhalten keine Zuschläge.

Lesezeit: 3 Minuten

„Ich bekomme plötzlich keinen Zuschlag mehr für meine Initiative Tierwohl (ITW) Rind-Zertifizierung“, erklärte ein Bullenmäster gegenüber top agrar. Sein Händler habe ihm mitgeteilt, dass es aktuell keine Abnehmer für die Ware gibt. Dr. Patrick Klein, ITW-Sprecher erklärt auf Nachfrage: „Die ITW Rind befindet sich nach wie vor im Aufbau und das in einem schwierigen Marktumfeld.“ Leider führe das manchmal dazu, dass Schritte in die richtige Richtung mehrfach angegangen werden müssen.

LEH fragt keine ITW-Ware nach

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Ein Kenner der Fleischbranche bestätigte das Problem und erklärte: „Der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) will derzeit keine ITW-Ware in Haltungsform 2 haben. Teilweise sind die wenigen Kunden, die es gab sogar wieder abgesprungen. Der LEH will offenbar sofort auf Haltungsform 3 umstellen und ITW überspringen.“

Auf Nachfrage bei Aldi bekennt sich der Handelsriese zwar zur ITW, erklärt aber auch: „Wir bauen unser Sortiment an Frischfleisch aus den Haltungsformen drei und vier kontinuierlich aus. So auch beim Rindfrischfleisch, wo wir inzwischen mehrere Rindfrischfleisch-Artikel unter den Eigenmarken in Haltungsform 3 und Haltungsform 4 anbieten. Mit der Kampagne #Haltungswechsel will Aldi bis 2030 das komplette Frischfleisch- und Trinkmilch-Sortiment sowie die gekühlten Fleisch- und Wurstwaren auf die höheren Haltungsformen 3 (Außenklima) und 4 (Premium) umstellen. Davon ausgenommen sind Markenprodukte und internationale Spezialitäten.

Ein anderes Bild zeichnet das Handelsunternehmen Lidl: „Bis 2025 soll die Haltungsstufe 2 der Mindeststandard für unser gesamtes Frischfleischsortiment der Lidl-Eigenmarken, ausgenommen internationale Spezialitäten, sein“, erklärt Sprecherin Gloria Funke. Schon jetzt seien alle Geflügelfrischfleischprodukte sowie nahezu das gesamte Schweinefrischfleischsortiment auf Haltungsform 2 oder höher umgestellt. „Zudem wollen wir die Haltungsstufen 3 und 4 in unseren Eigenmarkenprodukten weiter ausbauen, bis 2024 sollen diese mindestens 25 % unseres Frischfleischsortiments ausmachen“, so Funke.

Durch den Start der Initiative Tierwohl für Rind im letzten Jahr wolle Lidl sukzessive auch die Rind- und Kalbfleischprodukte auf Haltungsform 2 als Mindeststandard umstellen. „Wir sind hierbei allerdings, wie die gesamte Branche, auf die ausreichende Warenverfügbarkeit von Erzeugerseite angewiesen“, erklärt sie. Zeitgleich habe Lidl die höheren Haltungsformstufen 3 und 4 im Blick. "Bereits heute setzen wir dafür in unserem Sortiment verstärkt auf Rindfleisch aus Haltungsformstufe 4. Unser Angebot in Haltungsformstufe 3 werden wir darüber hinaus zeitnah deutlich ausbauen", so die Lidl-Sprecherin.

Erst 400 Rinderbetriebe bei ITW

Wie ein Kenner der Branche berichtet, gibt es momentan erst gut 400 Betriebe die bei ITW angemeldet sind. Fokke Stöver vom Berufsverband Rindermast nennt einen möglichen Grund dafür: „Das Risiko liegt bisher allein bei den Bauern“, bemängelt der Vorsitzende. „Wir finden die ITW super, aber es braucht eine stabile Abnahme und mehr Verbindlichkeit für Landwirte.“ Das räumt auch Dr. Patrick Klein von der ITW ein: „Wir müssen Rinderhaltern immer noch sehr deutlich sagen, dass sie darauf achten sollen, Sicherheit bei der Abnahme ihrer Tiere zu haben, bevor sie die ITW-Anforderungen in ihren Betrieben umsetzen.“ Nach wie vor warte die ITW auf Milchkühe, deren Fleischmenge notwendig ist, um ganze Sortimentsbereiche umzustellen. „Wir sind aber zuversichtlich, dass uns das gemeinsam mit der Milcherzeugung und dem Handel in 2024 gelingen wird“, erklärt der ITW-Sprecher.

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