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Wie sieht die Vermarktung von Vieh in Zukunft aus?

Die Tierhaltung ist im Umbruch und verändert auch die Erzeugergemeinschaften. Die UEG und der VzF gehen dabei ganz neue Wege.

Lesezeit: 5 Minuten

Die Unabhängige Erzeugergemeinschaft Hohenlohe-Franken (UEG) und der Verein zur Förderung der ­bäuerlichen Veredelungswirtschaft (VzF) arbeiten ab Juli zusammen. Was heißt das konkret?

Heiko Plate (VzF-Geschäftsführer): Wir gründen eine neue Gesellschaft, die die Vermarktung übernimmt. Das gesamte operative Geschäft rund um Schwein, Rind und Schaf wird dort umgesetzt und erfolgt über Geschäftsbesorgungsverträge, die die UEG und die VzF GmbH mit der neuen Gesellschaft abschließen. Bei den Gesellschaftern wird es künftig keinen Viehhandel mehr geben.  

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Betrifft die Zusammenarbeit nur den Viehhandel? Warum fusionieren Sie nicht?

Uwe Rüttiger (UEG-Geschäftsführer): Nein, wir bündeln unsere Kräfte auch generell. Es geht darum, Stärken, die jede Organisation für sich aufgebaut hat, künftig gemeinsam zu nutzen. ­Beispielsweise hat die UEG sich stark auf den Lebensmitteleinzelhandel (LEH) konzentriert. Gleichzeitig hat die VzF die Nase bei der Digitalisierung und Produktbegleitung vorne.

Plate: Eine Fusion bringt keine ­Vorteile. Im Gegenteil, unsere Pläne ­lassen sich in einer neuen Firma ein­facher umsetzen, da keine langwierigen ­Geschäftsbewertungen nötig sind. So bleiben die bekannten Unternehmen als Gesellschafter bestehen.

Was haben Ihre Mitglieder von ­dieser Zusammenarbeit?

Plate: Stabilität und vor allem eine Perspektive. Wir wollen ein Vollsor­timenter für die Betriebe sein, der in ­allen Haltungsstufen von 1 bis 5 ­betreuen kann. Das schließt die Vermarktung ausdrücklich mit ein. ­Jeder Tierhalter soll mit seinen Plänen bei uns ein Zuhause finden. Sind wir mal ehrlich: Der starke Rückgang bei den Schweinen in Deutschland hatte nur zum Teil finanzielle Gründe. Viele Höfe schließen, weil ihnen die Perspektive fehlt oder sie sich die ­Herausforderung nicht zutrauen.

Was wird sich für die Landwirte ab Juli konkret ändern und was nicht?

Rüttiger: Im Tagesgeschäft wird der Landwirt das kaum spüren, denn Ansprechpartner und Standorte bleiben. Unsere Vermarktung wird aber effektiver und bietet mehr Möglichkeiten. Parallel kümmern wir uns im Hintergrund um die neuen Anforderungen: Tierwohl, Nachhaltigkeit, Lieferkettengesetz, CO2-Fußabdruck. Wir können beispielsweise ab Mitte des Jahres für jeden Betrieb einen CO2-Fußabdruck pro kg Schweinefleisch darstellen.

Für viele Tierhalter ist die stärkere Kommunikation innerhalb der Kette vor allem lästig!

Rüttiger: Das verstehe ich. Manche Dinge lassen sich aber nicht zurückdrehen oder sind Gesetz. Wir zwingen auch niemanden in eine Integrationsschiene, die nicht zu ihm passt.

Machen wir es konkret: Ein Schweinehalter möchte auf Haltungsform 3 oder 4 umstellen. Wie helfen Sie ihm?

Andreas Neumann (VzF-Vertriebsleiter): Wir können ihm mit unseren Erfahrungen bei HF3 und 4 von Beginn an vor Ort betreuen. Das geht von der betriebswirtschaftlichen Kalku­lation über die Umbauberatung bis über die Bankgespräche bis hin zur Vermarktung. Wir haben bereits eine Warteliste auf der Abnehmerseite für die höheren Haltungsformstufen.

Rüttiger: Hier zeigt sich die Stärke des Verbunds. Wir haben auf süddeutschen Betrieben mit VzF-Beratern den Umbau des Deckzentrums durchgespielt. Die Landwirte waren begeistert.

Spielen finanzielle Vorteile gar keine Rolle bei der Kooperation?

Rüttiger: Finanzielle Vorteile spielen immer eine Rolle, aber Kosteneinsparungen dürfen nicht der Grund für eine Zusammenarbeit sein. Natürlich sind wir mit einem Umsatzvolumen von ca. 350 Mio. € pro Jahr und rund 2.500 Kunden ein echtes Schwergewicht am Markt. Zudem sind wir ­offen für weitere Partner, was uns Marktmacht bringt. Dennoch sind Stückzahlen nicht unser Fokus.

Welche Voraussetzungen müssen neue Partner denn mitbringen?

Plate: Es gibt da kaum Ausschlusskriterien. Es können auch Genossenschaften und private Händler mitmachen. Wichtig ist der Wille zur Zusammen­arbeit. Klar ist aber auch: Wir werden niemanden aufnehmen, der ausschließlich finanziellen Unterschlupf sucht. 

Bei langen Tiertransporten verdient nur die Tankstelle.
Uwe Rüttiger

Versprechen Sie sich künftig auch eine bessere Verhandlungsposition in der Schlachtviehvermarktung und auch höhere Erlöse für die Landwirte?

Plate: Natürlich! Das hat aber weniger mit der Größe unserer Kooperation zu tun, als vielmehr mit dem breiten und bundesweiten Angebot. Wenn ein Abnehmer für ein Programm aus einer bestimmten Region Tiere sucht, können wir das leicht organisieren. Wie gesagt, es geht um Stabilität, d. h. was jetzt gut funktioniert, bleibt. Aber ebenso geht es um eine nachvollziehbare Lieferkette, mit verlässliche CO2-Dokumentationen und weiteren Transparenzdaten, die sowohl die Schlachtindustrie als auch dem LEH deutlich mehr Sicherheit gewährt.

Die UEG liegt im Süden, die VzF eher im Norden. Wird es einen stärken Austausch von Tieren geben?

Rüttiger: Nein, es geht uns nicht um Tiertourismus. Bei langen Tiertransporten verdient nur die Tankstelle. ­Regionale Preisunterschiede haben wir aber sicherlich gut im Blick, um das beste für die Tierhalter rauszuholen. 

Wie wird der Viehhandel in fünf bis zehn Jahren aussehen?

Plate: Für den reinen Viehhandel, der nur Tiere von Landwirt A zu Schlachthof B liefert, wird es schwierig. Er kann ja nur über den Preis punkten. Gerade der Frischfleischmarkt wird sich diversifizieren, in ITW, Haltungsform 3, 4 oder Bio. Wer höhere Haltungsformen anstrebt, wird viel investieren müssen und braucht Sicherheiten, zum Beispiel durch eine vertikale Integration. Das fordern auch die Banken. Aber es wird auch Betriebe geben, die weiterhin möglichst günstig Fleisch erzeugen.

Rüttiger: Solange die Landwirte Geld verdienen, wird das System weiterlaufen. Ich bin zuversichtlich: Die Gesellschaft erkennt mittlerweile den Wert der heimischen Fleischerzeugung.

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