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topplus Sauen und Ferkel für Neuland

Trockener Auslauf dank Jaucherinne

Als einer der Ersten hat Alexander Nienhaus in die neuen Ausläufe seines Ferkelstalls eine ­Jaucherinne einbetoniert. Sie reduziert Geruch und verbessert so die Akzeptanz der Schweinehaltung.

Lesezeit: 7 Minuten

Vom Nebenerwerb zurück in den Vollerwerb – entgegen dem aktuellen Trend hat Alexander Nienhaus an seinem Traumberuf festgehalten. In der Facharbeit an der Höheren Landwirtschaftsschule lotete der Junglandwirt die Möglichkeiten für den elterlichen Betrieb mit 120 Sauen aus. Sein Fazit: Es geht nur mit Haltungsform Stufe 4. So baute er den Hof 2021 nach Neuland-Kriterien um – angefangen mit der Ferkelaufzucht. Welche Bedingungen Neuland konkret fordert, lesen Sie im Kasten am Ende des Beitrags.

Schnell gelesen

– Sauenhaltung in Vollzeit: Dieses Ziel verfolgte Alexander Nienhaus nach der Höheren Landbauschule.

– Eine neue Perspektive für seinen ­Betrieb hat er mit der Umstellung auf ­Haltungsform Stufe 4 für Neuland ­gefunden.

– Dank einer Jaucherinne halten sich die Geruchsemissionen in Grenzen. Den Mist lagert er offen in der angrenzenden Halle, bis er ihn an eine Biogasanlage abgibt.

– Den Ferkelstall hat der Junglandwirt schon umgebaut. Bald folgen die Sauen.

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Kreativität gefragt

Im laufenden Betrieb hat Alexander Nienhaus den bestehenden Stall auf Güllekellerniveau abgesenkt und um planbefestigte, überdachte Ausläufe mit Jaucherinne erweitert. „Das war nicht so einfach, weil es kaum Berater für alternative Haltungsformen gibt“, erzählt der Betriebsleiter. Die meisten Ideen hat er sich daher selbst zusammengesucht.

Pro Bucht stallt er 50 Ferkel auf. Das macht 0,6 m²/Tier. Die Erweiterungskosten beliefen sich inklusive Mistlager auf rund 300 € netto pro Stallplatz.

Aktuell sind 500 Ferkel eingestallt. Ein fester Neuland-Mäster nimmt rund 90 % der Tiere ab, ein zweiter den Rest. Doch der Stall bietet noch Luft. Und das nicht ohne Grund: Seit etwa fünf Jahren plant Alexander Nienhaus seinen neuen Sauenstall. „Wir hatten zum Glück noch eine Genehmigung für eine Erweiterung auf 300 Sauen“, erklärt er.

Jetzt wurde alles für 200 Sauen umgenehmigt – dafür inklusive Einstreu und Auslauf. Geplant ist ein Gruppensäugen mit jeweils 8 Sauen. Dazu kommen Deckzentrum und Wartestall nach Neuland-Richtlinien. Mit der erforderlichen Umstellung der Säugezeit von vier auf fünf Wochen kommt Nienhaus auf eine optimale Auslastung in der Aufzucht: Künftig möchte er dort alle drei Wochen 400 Ferkel einstallen.

Futter selbst produzieren

Mit dem neuen Stall will der Betriebsleiter außerdem beim Futter auf eine Eigenmischung umstellen. So kann er den selbst erzeugten gentechnikfreien Mais in Form von CCM einsetzen. Auf 75 ha baut er außerdem Gerste und Triticale an. Ein Versuch mit Sojabohnen scheiterte aufgrund von Trockenheit.

Die Ferkel nutzen den Auslauf nun seit rund zwei Jahren. Alexander Nienhaus sind schon einige Punkte aufgefallen, die er heute anders angehen würde.

So ist das Gefälle im Auslauf mit 3 % etwas zu stark geraten. Immer wieder verschiebt sich deshalb Stroh in den äußeren Auslaufbereich. 2 % Neigung wären im Nachhinein optimal. „Dafür ist eine gute Planung und Absprache mit dem Bauunternehmen wichtig“, rät der Landwirt Berufskollegen.

Rohrsystem hält Stroh frisch

Immer wieder einbauen würde er eine Jaucherinne, um das Stroh möglichst lange trocken zu halten. Dafür holte Alexander Nienhaus seinen Stalltechniklieferanten IBO und das Unternehmen Funke Kunststoffe ins Boot. In einem Pilotprojekt installierten sie 2021 die JGS Rinne in den neuen Ausläufen. Dabei handelt es sich um waagerecht einbetonierte PVC-Rohre, die überschüssige Flüssigkeit in einen Sammelbehälter leiten. Im Abstand von je einem Meter sitzen mehrere abnehmbare, geschlitzte Rinnendeckel. Platziert ist das System am äußeren Ende des Auslaufs, denn hier sollen Tränken und Kontaktgitter die Tiere zum Koten anregen.

„Mit etwas Planung läuft das System auch ohne viel Handarbeit. Bei mir sind es nurzehn Minuten pro Tag. - Alexander Nienhaus

„Leider gelangen immer wieder Feststoffe in die Rohre. Anfangs saßen sie alle zwei Wochen zu“, erzählt Nienhaus. Mit einem Spülschacht hat der Hersteller das Problem aber nun in den Griff bekommen. Der Behälter ist außen am Stall angebracht und ähnlich wie eine Tränke an die Wasserver­sorgung des Stalls angeschlossen. Das ­angestaute Wasser rauscht aufgrund des erhöhten Wasserspiegels in einem Schwall durch die Rinne. So werden Kot und Strohreste bis in die Sammelgrube gespült, wie die Abbildungen auf der linken Seite verdeutlichen.

Hin und wieder beobachtet er, wie Ferkel spielerisch mit der Rüsselscheibe über die geschlitzten Rinnendeckel reiben. „Wäre noch mehr Struktur oder ein Profil auf der Oberfläche, würden die Ferkel sie bestimmt optimal sauber halten“, überlegt der Landwirt.

Die Schweine anlernen

Damit keine ungewollten Kotecken entstehen, setzt Alexander Nienhaus auf strukturierte Funktionsbereiche. Drinnen sollen die Tiere vor allem fressen. Auch hier ist der Boden planbefestigt. Auf 7 m Länge sind zwei Trockenfutterautomaten installiert. „In der Mast wären vielleicht 10 m Buchtenlänge denkbar, aber für die Ferkel wird der Weg nach draußen dann zu weit“, erklärt der Landwirt. Dort sollen sie schließlich ihr Geschäft verrichten. Alte Tränken im Innenbereich des Stalls hat er deshalb stillgelegt. Wasser gibt es nur noch draußen über der Ablaufrinne.

Was außerdem hilft: Die Tiere anfangs etwas dichter aufstallen und später einige Ferkel absor­tieren. Denn bei optimaler Belegdichte nehmen die Tiere die geplanten Funktionsbereiche besser an. Trotzdem hat der Landwirt beim Kontrollgang immer eine Schaufel dabei, um eventuelle Kotstellen im Innenbereich sofort zu beseitigen, bevor sie sich etablieren.

Eine automatische Einstreuanlage gibt mehrmals täglich etwas Stroh aus – drinnen und draußen. Insgesamt benötigt Alexander Nienhaus 150 Quaderballen pro Jahr. 2023 konnte er vor dem Regen noch reichlich Gerstenstroh einlagern. Jetzt im Winter wird einmal pro Woche mit dem Hoflader ausgemistet. Im Sommer erhöht sich der Bedarf auf zweimal pro Woche, weil die Tiere aktiver sind und mit Wasser spielen, um sich abzukühlen. Liegt weniger Mist im Auslauf, haben sie außerdem besseren Kontakt zum kühlenden Betonboden.

Strom sparen dank Auslauf?

Für die Ferkelaufzucht benötigt Alexander Nienhaus nur noch halb so viel Heizenergie wie früher, weil er den Stall im Schnitt 5 bis 6 °C kühler fährt. Auf Rüsseltüren hat er bei den kleinen Ferkeln bewusst verzichtet. Stattdessen hängen Streifen aus dickem Kunststoff im Durchgang zum Auslauf. Beim Ausmisten lässt er Edelstahlschieber he­runter, damit die Schweine sicher im ­Inneren des Stalls bleiben.

„Schwanzbeißen ist inmeinem Stall kein Themamehr – trotz Ringelschwanz.Wichtig sind Bewegung,Stroh und Management.“ - Alexander Nienhaus

Die Tiere halten sich nämlich gern draußen auf. Ein Vorhang mit 90 % Windbrechung schirmt grobe Witterungseinflüsse vom Auslauf ab. So ist es hier im Winter noch 5 °C wärmer als draußen vor dem Stall. Atemwegserkrankungen bereiten den Tieren deshalb keine größeren Probleme.

Kaum noch Kannibalismus

Auch mit Schwanzbeißen hat Alexander Nienhaus dank des neuen Stallsystems wenig Stress. „Das klappt jetzt mit Ringelschwanz besser als vorher bei den kupierten Tieren“, freut sich der Betriebsleiter. Sein Erfolgsrezept ist ein konsequentes Management. Bei ersten Auffälligkeiten bietet er den Tieren zusätzliche Einstreuzeiten und Heu zur Beschäftigung an. Beißer müssen die Bucht sofort verlassen.

Gute Erfahrungen hinsichtlich der Genetik hat er für sein System mit dem Tempo-Eber und der TN 70-Sau von Topigs gemacht.

Was fordert Neuland?

Neuland – nicht zu verwechseln mit dem Bioverband Naturland – ist ein 1988 gegründeter Verein, der sich für den Erhalt bäuerlicher Betriebe einsetzt. Die Bestandsobergrenze in der Schweinehaltung liegt bei 250 Sauen und 950 Mastschweinen. Die Anfor­derungen lassen sich in Haltungsform Stufe 4 einordnen. Dazu zählen Strohausläufe, ausschließlich planbefestigte Böden und doppelt so viel Platz wie vorgeschrieben.

Verpflichtend sind ­außerdem intakte Ringelschwänze und regionales, gentechnikfreies Futter. Die Vermarktung erfolgt bei Neuland über Metzger, Gastronomie, Großküchen und Kantinen. Mittlerweile gehört aber auch der Lebensmitteleinzelhandel zur Kundenstruktur. Neuland betreibt dafür zwei Vertriebsstandorte im ­Norden und Westen Deutschlands. ­Alexander Nienhaus liefert an Neuland West in Bergkamen (NRW). Im Süden Deutschlands läuft die Vermarktung über das Programm Hofglück, welches dort aus Neuland entstanden ist.

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