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topplus Zinkoxid und Antibitotika vermeiden

So behandeln Sie Ferkeldurchfall wirkungsvoll

Die neuen Vorgaben des Tierarzneimittelgesetzes erschweren die Behandlung von Ferkeldurchfall. Wie können Sauenhalter reagieren?

Lesezeit: 6 Minuten

Dieser Beitrag ist zuerst im Wochenblatt für Landwirtschaft und Landlebenerschienen.

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  • Seit Januar müssen auch bei Sauen und Saugferkeln antibiotische Behandlungen erfasst werden.
  • Neue Wichtungsfaktoren für Wirkstoffe mit Humanvorbehalt können die betriebliche Therapiehäufigkeit erhöhen.
  • Landwirte sollten nicht aus Angst vor Überschreiten der Kennzahl 2 auf eine begründete Behandlung verzichten.
  • Vorbeugend gegen Durchfall wirken Bestandsimmunität, Impfungen, Hygiene und das Fütterungsmanagement.

Sauenhalterkämpfen bei Ferkeldurchfall mit zwei Behandlungsproblemen:Antibiotikagaben im Abferkelstall sind seit Januar 2023 meldepflichtig. Antibiotika mit besonderer Bedeutung im Humanbereich werden höher gewichtet und zählen mehrfach. Dazu gehören etliche Präparate, die bei Ferkeln eingesetzt werden. Diese verschlechtern die Einstufung des Betriebs.

Zudem reglementiert die EU den Einsatz von Zinkoxid aufgrund seiner negativen Umweltwirkung seit Juni 2022. Da es gegen Coli-Durchfälle hilft, wurde Zinkoxid früher auch in therapeutischer Dosierung eingesetzt. Heute liegt der futtermittelrechtliche Höchstwert für Zink im Ferkelfutter bei 150 mg/kg Futter.

Viren, Bakterien, Parasiten

Typische Durchfälle im Saugferkelalter werden durch Bakterien, Viren oder Parasiten ausgelöst. Die wichtigsten bakteriellen Erreger sind E. coli und Clostridium perfringens Typ A. Clostridium perfringens Typ C dagegen wird nur noch selten nachgewiesen.

Rotaviren treten insbesondere bei Immunitätsproblemen im Bestand auf. Sie können schon kurz nach der Geburt, aber auch später noch zu Durchfall oder Erbrechen führen. Viren lassen sich nicht antibiotisch bekämpfen, lediglich die bakteriellen Begleiterreger. Das gilt auch fürCorona-Viren, zu denen auch der PED-Erreger gehört. Zum Glück läuft aktuell bei uns keine akute PED-Welle, die zu hohen Ferkelverlusten führt.

Als parasitäre Erreger können Kokzidien der Art Cystoisospora suis Durchfall bei etwas älteren Saugferkeln hervorrufen, frühestens ab dem fünften Lebenstag. Auch sie lassen sich antibiotisch nicht bekämpfen.

In der Ferkelaufzucht spielt ebenfalls E. coli als Erreger des typischen Absetzdurchfalls und der Ödemkrankheit eine wichtige Rolle. Weitere Bakterien wie die Erreger der Ileitis und der Dysenterie und des Spirochaetendurchfalls (Brachyspira pilosicoli) können Probleme machen. Auch Salmonellen können Durchfall auslösen.

Erste Hinweise auf die Ursache gibt das Krankheitsbild im Stall. Dies allein ermöglicht aber keine Erregerdiagnose. Sind überhaupt Bakterien die Ursache, und wenn ja, welche? Oder handelt es sich um Viren oder Kokzidien, die nicht auf Antibiotika ansprechen?

Tupfer oder Kotprobe?

Eine sorgfältige Diagnose durch Labordiagnostik ist unerlässlich, um zu entscheiden, ob eine antibiotische Behandlung überhaupt sinnvoll ist. Es sollten Sektions­tiere zur Untersuchung geschickt werden oder Tupfer und Kotproben von unbehandelten Ferkeln. Für eine kulturelle Untersuchung auf Bakterien werden Tupfer mit Medium gebraucht, für eine PCR-Unter­suchung dagegen Trockentupfer ohne Medium. Um auf Parasiten zu untersuchen, reicht ein Tupfer nicht aus, da eine größere Kotmenge benötigt wird. Durch Sektion von Ferkeln kann man sowohl den Erreger nachweisen als auch Darminhalt und Darmschleimhaut beurteilen.

Falls Bakterien Ursache des Problems sind, können mithilfe des Resistenztests gezielt wirksame Antibiotika ausgewählt werden. Außerdem kann man so Behandlungsalternativen aufzeigen, die die Therapiehäufigkeit nicht durch einen Wichtungsfaktor hochtreiben.

Null Antibiotika?

Kranke Tiere haben einen Anspruch auf wirksame Antibiotika. Um eine ausreichende Wirkung zu erzielen und Resistenzen zu vermeiden, müssen die Tiere konsequent nach Anweisung des Hoftierarztes behandelt werden. Die Behandlung darf nicht zu früh enden, erst recht nicht mit reduzierter Dosis. Schon aus Tierschutzgründen wird es nicht möglich sein, den Antibiotika-Einsatz dauerhaft auf null herunterzufahren.

Obwohl die deutschen Schweinehalter den Antibiotika-Einsatz deutlich gesenkt haben, reglementiert das Antibiotika-Minimierungskonzept durchgängig das Viertel der Betriebe, das die Kennzahl 2 überschreitet. Diese müssen beim Veterinäramt einen schriftlichen Maßnahmenplan einreichen. Auch wenn man verantwortungsvoll im Bestand arbeitet, kann man schnell zu den 25 % gehören. Wenn sich der Wirkstoffeinsatz vernünftig begründen lässt, sollte man keine Angst vor dem Maßnahmenplan haben. Bei erheblicher oder wiederholter Überschreitung der Kennzahl 2 erhält das Veterinäramt jedoch erhebliche Befugnisse. So darf es Impfungen vorschreiben oder den Antibiotika-Einsatz an den Hoftierarzt delegieren.

Durch Impfungen schützen

Enorm wichtig zur Durchfallprophylaxe sind Impfungen – insbesondere bei Viren, gegen die Antibiotika nichts ausrichten können. Während gegen Rotaviren seit dem letzten Jahr ein Impfstoff verfügbar ist, gibt es gegen Corona-Viren aktuell keinen Impfstoff. Um Saugferkeldurchfällen vorzubeugen, werden die Muttertiere geimpft. Gegen E.-coli-Infektionen und gegen Clostridien perfringens Typ A sowie Typ C stehen kommerzielle Impfstoffe zur Verfügung. Wenn es keine Impfstoffe am Markt gibt oder diese keine ausreichende Wirkung zeigen, können bestandsspezifische Impfstoffe die Lösung sein.

Gegen Kokzidien kann man nicht impfen, sondern nur vorbeugend behandeln. Der Wirkstoff Toltra­zuril muss frühzeitig verabreicht werden – entweder oral zwischen dem dritten und fünften Lebenstag oder per Injektion in Kombination mit einem Eisenpräparat 24 bis 96 Stunden nach der Geburt.

Eine stabile Bestandsimmunität sorgt dafür, dass die Ferkel über das Kolostrum Schutzstoffe gegen Durchfallerreger bekommen.

Antibiotikum gegen MMA

Erster Schritt für eine gute Herdenimmunität ist die richtige Eingliederung der Jungsauen. Wichtig ist auch, MMA bei Sauen vorzubeugen. Ein Resistenztest hilft bei der Auswahl des Antibiotikums. Er zeigt auch Alternativen zu Wirkstoffen mit Humanvorbehalt, die mit dem Wichtungsfaktor 3 belegt sind. MMA-Erreger lassen sich in Zervixtupfern nachweisen. Milchproben sind bei Gesäugeentzündung weniger aussagekräftig.

Vorbeugen im Flatdeck

Wenn in der Abferkelbucht kein Durchfall auftritt, sind die Ferkel stabiler gegen Durchfallerkrankungen in der Ferkelaufzucht. Bei der Vorbeuge spielt die Hygiene ­eine Hauptrolle. Nur durch intensive Reinigung und Desinfektion sowie konsequente Schadnager­bekämpfung lassen sich Infektionsketten unterbrechen.

Zusammen mit dem Hoftierarzt sollte man den Überblick haben, welche Erreger im Bestand aktuell von Bedeutung sind. Diese können möglicherweise auch die Abwehr der Tiere schwächen und Durchfallerregern die Tür öffnen. Dabei spielen in unserer schweinedichten Region auch PRRS-, Circo- und Influenzaviren eine Rolle.

Bei der Behandlung von Coli-Durchfällen und klinischer Salmonellose kommen in der Ferkelaufzucht auch Wirkstoffe mit Humanvorbehalt zum Einsatz. Das gilt nicht für die Behandlung von Ileitis, Dysenterie und Spirochaeten-Durchfall.

Zur Vorbeuge der Ödemkrankheit stehen Impfstoffe zur Injektion zur Verfügung. E. coli-bedingten Absetzdurchfällen kann man durch einen oral zu verabreichenden Impfstoff vorbeugen. Da dieser nur gegen bestimmte Stämme wirkt, ist eine genaue Diagnostik erforderlich.

Gegen Lawsonia intracellularis, den Erreger der Ileitis, kann über Futter und Wasser oder per Injektion geimpft werden. Gegen salmonellenbedingten Durchfall stehen für bestimmte Typen Impfstoffe zur Verfügung. Gegen Dysenterie- und Spirochaeten-Erreger gibt es keinen Impfschutz.

Augen auf beim Futter

  • Futter und Fütterungsmanagement spielen in der Aufzucht bei der Coli-Prophylaxe eine bedeutende Rolle. Sauenhalter sollten auf folgende Punkte achten:
  • Rohprotein- und Calciumgehalt begrenzen, da beide Magensäure puffern.
  • Das Futter nach dem Absetzen in kleinen Portionen zuteilen.
  • Aufeinanderfolgende Futter aufeinander abstimmen und beim Übergang verschneiden.
  • Mehl ist bei Durchfallproblemen besser geeignet als Pellets oder Granulat.
  • Futterzusätze wie Probiotika oder Präbiotika und insbeson­dere Säure helfen gegen unerwünschte Keime und stabilisieren die Darmflora.
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