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Husten bei Schweinen per KI früher erkennen

Schweinemäster Hauke Schneider nutzt seit 1,5 Jahren das Husten-Monitoringsystem „SoundTalks“. Dadurch konnte er die Haltungsbedingungen optimieren und die Tiergesundheitskosten senken.

Lesezeit: 7 Minuten

Atemwegserkrankungen verursachen nicht nur Schmerzen bei den Schweinen, sondern können für Tierhalter auch richtig teuer werden. Je früher sie Husten erkennen, desto erfolgreicher können sie die Tiere therapieren. Das Problem: Häufig husten Schweine nachts, wenn kein Tierbetreuer im Stall ist. Abhilfe soll das System „SoundTalks“ von Boehringer-Ingelheim schaffen. Laut Hersteller kann es Husten mithilfe von künstlicher Intelligenz (KI) bis zu sieben Tage früher erkennen, als übliche Tierbeobachtung.

Schnell gelesen

  • Das Hustenmonitoring SoundTalks ­erkennt Atemwegsprobleme bis zu ­sieben Tage vor dem Tierbetreuer.

  • Schweinemäster Hauke Schneider konnte seine Tiergesundheitskosten ­dadurch um 20 ct pro Tier senken.

  • Mithilfe der Messwerte hat er die ­Umgebungstemperatur und Luftfeuchte in den Mastabteilen optimiert.

  • Die Kosten setzen sich aus dem An­schaf­fungspreis für die Hardware und ­Gebühren für einen Datentarif zusammen.

Landwirt Hauke Schneider nutzt das Monitoringsystem bereits seit 1,5 Jahren. Der 38-Jährige betreibt einen ­Betrieb mit 2.000 Mastplätzen und 230 ha Ackerbau im Kreis Rendsburg-Eckernförde (Schleswig-Holstein). Da­rauf aufmerksam wurde er im Sommer 2021 bei einer Schulung. „Ich war sofort interessiert, denn erst kurz zuvor hatte ich in einer Mastgruppe Probleme mit Husten. Und die haben mich viel Geld gekostet“, erzählt Schneider.

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Einfache Installation

Das System konnte der Landwirt mit wenig Aufwand selbst im Stall installieren. Zunächst hat er dazu das sogenannte Gateway im Stallbüro installiert und mit dem Internet verbunden. Die Verbindung liefert ein Router, den Schneider schon länger im Stall nutzt. Anschließend musste er sich im Onlineportal von SoundTalks anmelden.

Danach konnte er Mikrofone, die sogenannten Monitore, mittig in den insgesamt 16 Abteilen aufhängen. Bei einer Abteiltiefe von 15 m genügt ein Monitor pro Abteil. Über ein drahtloses Signal sind die Geräuschempfänger mit dem Gateway und untereinander verbunden. Dadurch bilden sie ein Netzwerk im Stall. Dafür sollte zwischen den Geräten nicht mehr als 30 m Abstand bestehen.

Für jeden Monitor wird ein Aufkleber mit einer Nummer mitgeliefert. Damit konnte der Landwirt einfach im System angeben, welcher Monitor in welchem Abteil hängt. „Die gesamte Einrichtung war sehr einfach und hat nur etwa eine Stunde gedauert“, erinnert sich Schneider.

Während der Inbetriebnahme leuchten die Monitore zunächst blau und ­beginnen dann mit dem Aufzeichnen der Geräuschkulisse. Zuvor muss man auswählen, ob es sich bei den Tieren um Mastschweine oder Aufzuchtferkel handelt. Denn SoundTalks ist für beide Tiergruppen auf jeweils unterschiedliche Merkmale von Hustengeräuschen trainiert. Nach etwa 24 Stunden kann das System das Hustengeschehen im Stall zum ersten Mal beurteilen.

Alarm über Ampelfarben

Sobald das System in Betrieb ist, zeichnet es rund um die Uhr drei Messgrößen auf: Das Hustengeschehen, die Luftfeuchtigkeit und die Temperatur.

Die Intensität des Hustengeschehens zeigt der Monitor anhand einer farbigen Lampe an. Ist alles in Ordnung, leuchten die Monitore grün. Orange bedeutet, dass ein leichtes Hustengeschehen festgestellt wurde. Farbe rot zeigt an, dass die Schweine stark husten und dringend gehandelt werden muss. „Bei der morgendlichen Stallkontrolle geht mein Blick zuallererst auf die Lampe des Monitors. Leuchtet sie orange, weiß ich sofort, dass ich gezielt auf hustende Schweine achten muss“, erklärt der Landwirt. Zusätzlich bekommt er per App auch eine Nachricht auf sein Smartphone. „Zeigt mein Handy morgens einen Alarm aus der Nacht an, bin ich für meinen Stallrundgang bereits vorgewarnt“, erzählt er.

Die aufgezeichneten Daten kann Schneider über das Webportal am Computer einsehen. Darüber hinaus sind alle Daten auch per Smartphone abrufbar. Das Programm zeigt die Atemwegsgesundheit seiner Schweine in Echtzeit an. Außerdem liefert es Kurven zum Hustengeschehen für jedes Abteil über die gesamte Mastperiode.

Wenn alle Schweine das Abteil verlassen haben, muss der Landwirt den Monitor im System abmelden. „SoundTalks weiß dann, dass das Abteil leer steht und zeichnet in dieser Zeit keine Geräusche auf“, erläutert Schneider. Zum Waschen lässt der Landwirt die Monitore in den Abteilen hängen. Laut Herstellerangaben sind sie wasserdicht. „Zur Sicherheit hängen wir aber eine Kunststoffkiste darüber“, sagt er.

Lüftung ist wichtiger Hebel

Zunächst war der Landwirt skeptisch, ob die Aufzeichnung zum Hustengeschehen nicht durch laute Umgebungsgeräusche der Lüftung, beim Füttern oder dem Verladen der Schweine gestört würde. „Die Bedenken waren unbegründet. Das System kann die unterschiedlichen Geräusche sehr gut voneinander trennen“, freut sich Schneider.

Der Landwirt ist überzeugt, dass optimale Klimabedingungen im Stall der Schlüssel für eine stabile Herdengesundheit sind. „Häufig ist eine falsch eingestellte Lüftung die Ursache von Atemwegserkrankungen. Daher kon­trolliere ich immer zuerst die Luftrate und Abteiltemperatur“, erklärt er. Die Monitore hängen möglichst nah an den Temperaturfühlern der Lüftung. „Dadurch messen sie die gleichen Werte und ich kann mithilfe von SoundTalks meine Lüftung kontrollieren“, sagt Schneider. Deshalb nutzt er SoundTalks bereits beim Vorbereiten des Abteils für eine neue Gruppe. „Ich schalte das System schon ein, während ich das Abteil aufheize. So habe ich einen Überblick, ob die Temperatur und Luftfeuchte passen“, beschreibt der Landwirt. Dabei hat er festgestellt, dass die Frischluft zu schnell ins Abteil geströmt ist. Dadurch entstand Zugluft. Nun bremst ein Vorhang vor der Abteiltür die Luft.

Außerdem hat er festgestellt, dass Husten vor allem bei wechselnden ­Wetterlagen auftritt. In solchen Phasen achtet er deshalb besonders penibel auf eine optimal eingestellte Lüftung.

Dokumentation erledigen

Seit er das System nutzt, gab es insgesamt erst zehnmal einen orangenen und nur dreimal einen roten Alarm. In dem Fall zieht er sofort seinen Tierarzt zu Rate und bespricht mit ihm das weitere Vorgehen. Sein Tierarzt und auch sein Mastberater haben ebenfalls Zugangsrechte für das Hustenmonitoring und können alle Daten einsehen.

Neben dem Betriebsleiter arbeiten auch sein Vater und ein Auszubildender im Stall mit. Deshalb gefällt Schneider besonders gut, dass er Kommentare, z. B. zu Tierbehandlungen, in die mobile Anwendung einpflegen kann. „So wissen auch die anderen Personen im Stall, was in welchem Abteil passiert ist und welche Maßnahmen noch zu erledigen sind“, erklärt der Mäster den Nutzen.

Außerdem vermisst Hauke Schneider seine Mastschweine regelmäßig mithilfe eines Scanners. Die so ermittelten Gewichte trägt er ebenfalls in die SoundTalks-App ein. Zurück im Stallbüro kann er die Werte dann am Computerbildschirm einsehen und für Verkaufsentscheidungen nutzen. Auch eine Änderung der Futtermengen seiner Flüssigfütterung trägt er zunächst in die Kommentare ein und überträgt sie ­später in seinen Fütterungscomputer. Ebenso kann er Fotos in der Anwendung speichern und so zum Beispiel Probleme mit gelieferten Ferkeln einfach dokumentieren.

„Häufig ist eine falsch eingestellte Lüftung die Ursache für Husten.“

Als i-Tüpfelchen würde er sich wünschen, dass die Aufzeichnungen des Programms auch für andere Dokumentationspflichten genutzt werden können. „Es wäre z. B. hilfreich, wenn ich meine Kommentare zu den Tierbehandlungen direkt in ein Datenblatt mit dem Abgabebeleg der Medikamente importieren könnte“, regt der Landwirt an.

Insgesamt ist Schneider sehr zufrieden mit dem Monitoringsystem. Nach 1,5 Jahren der Nutzung verzeichnet er einen deutlichen Effekt in puncto Tiergesundheit: „Meine Tiergesundheitskosten sind um 20 ct auf nun 18 ct pro Schwein gesunken. Außerdem sind die Tageszunahmen im Schnitt um 20 g auf 1.100 g pro Tier und Tag gestiegen.“

Hardware und Datentarif

Für Neueinsteiger bietet Boehringer Ingelheim ein Starterpaket bestehend aus vier Monitoren und einem Gateway für 2.359 € (netto) an. Es kann sowohl in der Mast als auch in der Ferkelaufzucht eingesetzt werden. Außerdem benötigen Landwirte für die Nutzung – ähnlich wie bei einem Smartphone – einen Datenvertrag. Dieser ist im Einstiegspaket für die Dauer von einem Jahr bereits enthalten. Für jedes weitere Jahr kostet die Lizenz derzeit 169 € pro Monitor. Für größere Betriebe, die entsprechend mehr Monitore benötigen, bietet Boehringer größere Rabatt-Pakete an.

Hauke Schneider glaubt fest daran, dass digitale Anwendung in Zukunft an Bedeutung gewinnen werden. „Wir müssen immer mehr dokumentieren und haben gleichzeitig immer weniger Personal zur Verfügung. Da ist so ein System eine wertvolle Arbeitserleich­terung“, ist der Mäster überzeugt.

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