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Zuckererträge brechen um 40 % ein

Neue Gummirübenkrankheit wandert nach Norden

Auch auf Hessens Zuckerrübenfeldern ist das neue Bakterium angekommen, dass die Stolbur-Krankheit auslöst. Ein Landwirt berichtet über die schwerwiegenden Folgen.

Lesezeit: 4 Minuten

Zunächst traten in Baden-Württemberg verstärkt gummiartige, leicht verschrumpelte Rüben auf. Nun berichten auch hessische Bauern von der neuen Krankheit auf ihren Rübenfeldern. An den Rübenkörpern krabbeln häufig die Nachkommen des Krankheitsüberträgers, der Schilf-Glasflügelzikaden.

Verursacher der gummiartigen Rüben ist wohl hauptsächlich das Bakterium Candidatus Phytoplasma solani. Bekannt ist diese zellwandlose Bakterienart bisher eher als Kartoffelschädling. Dort löst es die Stolbur-Krankheit aus. Nun kommt der Erreger auch in Rüben vor.

SBR und jetzt noch Stolbur

So wie bei Landwirt Sebastian Schaffner aus Riedstadt-Wolfskehlen (Groß-Gerau). Auch er findet immer häufiger Rüben, die schrumpelig sind und sich verbiegen lassen. Die Zikade, offensichtlich ein Nutznießer des Klimawandels und der zurückliegenden viel zu trockenen Jahre, breitet sich laut Schaffner zunehmend aus. Und sie trage gleich zwei Bakterien in sich, die schädlich für Zuckerrüben und andere Pflanzen seien, sagte er in der Hessenschau.

"Angefangen hat alles mit einem Bakterium, das die Krankheit SBR (Syndrome Basses Richesses) verursacht und das den Zuckergehalt in der Rübe reduziert", erzählt Schaffner. Das sei schon schlimm genug, denn der Zuckergehalt der Rüben könne dadurch um die Hälfte sinken.

Das zweite Bakterium, Stolbur, lasse die Zuckerrüben schließlich schrumpeln und gummiartig werden. "Das kann sogar einen Totalausfall verursachen", sagt der Praktiker. Denn durch den Befall könne die Rübe schon auf dem Feld oder später im Lager verderben, bevor sie weiterverarbeitet werden könne.

In jüngster Vergangenheit sei ihm immer mehr aufgefallen, dass er welke Rüben in seinen Feldern habe, berichtet der Landwirt. Diese säßen auch recht locker im Erdreich. Zum Beweis zieht Schaffner an einer befallenen Frucht, die nur allzu bereitwillig nachgibt und an der gleich zwei weiße, nur wenige Millimeter große Zikadennymphen zu sehen sind. Spätestens dann, wenn Sebastian Schaffner die sonst starre Rübe biegt, sind die Auswirkungen von Stolbur offensichtlich.

Schnell neue Pflanzenschutzmittel zulassen

Weil die Zikade auch Wein, Kartoffeln oder Karotten befällt, sei schnelles Handeln nötig, findet Schaffner. Er setzt auf neue Pflanzenschutzmittel, die in der Entwicklung seien, aber noch zugelassen werden müssten. Auch hoffe er, dass die Politik die gesetzlichen Vorgaben für Fruchtfolgen lockert. Außerdem könnten neue Züchtungen resistenter werden gegen Stolbur. Das Problem sei ja keinesfalls auf Südhessen begrenzt.

Das bestätigt Christian Lang, der Vorsitzende des Verbands der Hessisch-Pfälzischen Zuckerrübenanbauer, der Hessenschau. "Aktuell sehen wir eine Ausbreitung in Bayern. Bei uns in Hessen ist die Gummirübenkrankheit schon bis in die Wetterau angekommen." Eine Fläche von 10.000 ha sei derzeit stark befallen, dazu komme die schwach befallene Fläche, die fünfmal so groß sei - und das beziehe sich allein auf den Zuckerrübenanbau. Befallene Kartoffeln seien dort nicht mit eingerechnet.

Schnelle Ausbreitung nach Norden

"Und die Zikade wandert jedes Jahr 20 bis 30 km", warnt Lang, auch über Landesgrenzen hinweg. Der Zuckerertrag der befallenen Rüben sinke um bis zu 40 %, der Schaden gehe in die Millionen.

An Gegenmitteln werde zwar derzeit geforscht, aber Lang ist sich sicher: "Auf konventionellem Weg werden wir der Zikade und den Bakterien nicht beikommen. Wir müssen unser Verhältnis zur Gentechnik überdenken."

Denn auch wenn die gesetzlichen Vorgaben für Fruchtfolgen gelockert würden und nach Rüben auch mal Mais angebaut werden dürfte: "So lindern wir das Problem nur, beseitigen lässt es sich nicht", sagt Lang. Neben der Gummirübenkrankheit machten auch Wanzen und Waldkakerlaken den Landwirten das Leben schwer.

Für Bauern wie Sebastian Schaffner ist die Gummirübenkrankheit ein herber Schlag ins Kontor. Denn die Preise für Zucker auf dem Weltmarkt steigen wegen Ernteausfällen und Exportbeschränkungen in anderen Ländern. Wegen Stolbur entgeht den heimischen Landwirten nun ein gutes Geschäft. Nicht auszuschließen, dass manche Gemüsearten von unseren Äckern verschwinden, zitiert der Hessische Rundfunk den Bauern.

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