Niedersachsen will den Schutz der Moore weiter vorantreiben. Das wurde am Freitag auf dem Moorgipfel in Osterholz-Scharmbeck deutlich. Die Landwirte jedoch vermissen weiter Planungssicherheit für ihre Zukunft.
So berichtet der NDR, dass der Bund 1 Mrd. € für die Entschädigung der Landwirte bundesweit bereitstellen will. Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) stellte dazu klar, dass sein Land auf jeden Fall den Torfabbau beenden will. Dafür sollen Flächen wieder vernässt werden. Die Landwirte sollen dabei bestenfalls auf eine alternative Bewirtschaftung umsteigen, wie zum Beispiel auf den Anbau von Rohrkolben oder speziellen Moosen. "Wir wollen zeigen, wie Moorentwicklung für den Klimaschutz und Erwerbsperspektiven für die Landwirtschaften parallel erreicht werden können", zitiert der NDR Meyer.
Es gibt keinen gesetzlichen Zwang zur Wiedervernässung von Moorböden - Meyer
Eine temporäre „Wiedervernässungsprämie“ brachte Prof. Harald Grethe von der Humboldt-Universität in Berlin ins Spiel. Hierzu machte Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte in Osterholz keine Zusagen, sondern verwies auf Mittel aus dem Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz (ANK) des Bundes.
Dass viele der Flächen für die Speicherung von CO2 „nass nutzbar“ gemacht werden müssen, daran bestehe kein Zweifel, bekräftigten mehrere Redner. Chancen werden zum Beispiel in der Gewinnung von Biomasse und in der Photovoltaik gesehen.
Bei dem Moorgipfel waren laut NDR rund 300 Vertreter des Landkreises Osterholz, des dortigen Landvolks, der Biologischen Station Osterholz und dem Gewässer- und Landschaftspflegeverband Teufelsmoor zusammengekommen.
Das Land Niedersachsen will bis zum Jahr 2030 1,65 Mio. t an Treibhausgasemissionen gegenüber 2020 einsparen. Das soll gerade auch durch die Wiedervernässung der Moore ermöglicht werden, da sie große Mengen an Treibhausgasen binden können. Die Landesregierung will ein Zentrum einrichten, in dem sich Landwirte, Umweltschutzgruppen und die Politik vernetzen können.
Landwirte würden mitmachen, wenn es Alternativen gibt
Viele Landwirte würden das Vorhaben, die Moore wiederzuvernässen, unterstützen, um die Treibhausemissionen zu senken. Allerdings wünsche sich die Landwirtschaft mehr Unterstützung von der Politik - gerade auch bei der Planungssicherheit, so das Landvolk. Viele Landwirte seien verunsichert, ob sie beispielsweise weiter in die Milchviehhaltung investieren sollen. Sie befürchten, dass sie nach wenigen Jahren auf ihren Flächen keine Tiere mehr halten dürfen. Konkrete Zeitpläne des Landes würden zu lange auf sich warten lassen, hieß es.
Staatshilfe wie beim Kohleausstieg gefordert
Es ist kein leichtes Thema und auch keine leichte Angelegenheit, trocken gelegte Moorflächen in Niedersachsen aus (unbestritten notwendigen) Gründen des Klimaschutzes wieder zu vernässen. Es ist eine Jahrhundertaufgabe, die viel Planung, viele Ressourcen und viel Zusammenarbeit verschiedener Ebenen erfordert, aber auch viele regionale und auch individuelle Besonderheiten berücksichtigen muss, schreibt der Bauernverband nach dem Treffen in einer Mitteilung.
„Wir haben eine gute Diskussionskultur, aber es fehlen noch die konkreten Antworten. Das Land und der Bund müssen endlich anfangen, finanzielle Strukturen zu etablieren und klar sagen, wie man die Vernässung umsetzen will. Ich erkenne die Federführung für die offenen Fragen noch nicht“, monierte Landvolkpräsident Dr. Holger Hennies.
Niedersächsischer Weg als Vorbild
Hennies forderte, sich den „Niedersächsischen Weg“ als Vorbild zu nehmen. Hier säßen alle Beteiligten an einem Tisch und verschiedene Interessen würden ausgeglichen und „gesetzesreif“ gemacht. Helfen könnte neben der geplanten Landesmoorgesellschaft und der Moorschutzstrategie ein „Moorkommissar“ oder eine „Moorkommissarin“, unterstrichen mehrere Redner.
Holger Hennies betonte: „Wir brauchen jetzt den ganzen Werkzeugkasten, und es muss individuell und fair für die Landwirte geregelt werden. Beim Kohleausstieg hat sich der Staat schließlich auch langjährig verpflichtet.“
Bernd Lütjen, Landrat des Landkreises Osterholz, der den Moorgipfel federführend ausrichtete, ergänzte: „Es muss zusätzliches Geld ins System rein. Es gibt schon gute regionale Projekte, aber das reicht nicht. Wir brauchen Verlässlichkeit, denn die Landwirte müssen davon überzeugt sein, dass sie nicht nach drei oder vier Jahren alleingelassen werden. Hierfür braucht es Vertrauen, nicht nur auf kommunaler Ebene.“