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Stagnation statt Ausbau in der Biogasbranche

Im Jahr 2022 gab es lediglich 107 neue Biogasanlagen in Deutschland. Dagegen wurden 30 stillgelegt. Der Wechsel von der Strom- zur Gaserzeugung hält an.

Lesezeit: 5 Minuten

Rund anderthalb Jahre nach Beginn des Angriffskrieges auf die Ukraine und der daraus resultierenden Gaskrise blickt die Biogasbranche erneut auf schwaches Jahr zurück. Gut 107 neu gebauten Biogasanlagen stehen im Jahr 2022 rund 30 Stilllegungen gegenüber, hat der Fachverband Biogas ermittelt. Insgesamt beläuft sich die Zahl der Biogasanlagen damit auf 9.876 mit einer installierten elektrischen Leistung von 5.895 Megawatt (MW). Die daraus resultierende Stromproduktion stieg marginal auf 33,54 Terawattstunden (TWh).

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Auch bei der Einspeisung von zu Biomethan aufbereitetem Biogas tut sich wenig – zumindest in punkto Anlagenbau: gerade mal vier neue Anlagen gingen 2022 ans Netz. Insgesamt 242 Aufbereitungsanlagen speisten Ende 2022 gut eine Mrd. Kubikmeter Biomethan ins Erdgasnetz. „Erstmals haben wir die summierte Gasproduktion von Biogas und Biomethan in Deutschland erhoben. Mit 91 TWh können wir rechnerisch fast 11 % des deutschen Erdgasverbrauches decken“, erklärt Manuel Maciejczyk, Geschäftsführer im Fachverband Biogas. Grundsätzlich ist mit einer zunehmenden Umstellung von Vor-Ort-Verstromungsanlagen in Richtung Biomethaneinspeisung zu rechnen, was sich mit steigenden Zahlen (6 neue Biomethananlagen 2023) und rund 500 Einspeiseanfragen für neue Biomethananlagen abschätzen lässt.

Wachstum verlangsamt sich

Das Wachstum der Biogasbranche insgesamt wird sich nach den Prognosen des Fachverbandes in diesem Jahr erheblich verlangsamen. Nach Abzug der zunehmenden Stilllegungen wird sich die Zahl der Biogasanlagen vermutlich nur um 33 erhöhen. Einem leichten Anstieg der installierten Leistung (5.905 MW) steht somit erstmals ein Rückgang der arbeitsrelevanten Leistung (3.829 MW) gegenüber, was insbesondere auf die Folgen der Erlösabschöpfung zurückzuführen ist. Diese negativen Effekte werden ggf. durch die temporäre Aufhebung der Höchstbemessungsleistung kompensiert, sodass die Stromproduktion auf annährend gleichem Niveau (33,9 TWh) bleibt.

Bayern bleibt Spitzenreiter

An der regionalen Verteilung der Anlagen und der installierten Leistung hat sich wenig geändert. Spitzenreiter ist nach wie vor Bayern mit 2.707 Biogasanlagen und 1.458 MW Leistung, gefolgt von Niedersachsen mit 1.691 Anlagen und 1.360 MW.

In Bayern sind 38 Güllekleinanlagen ans Netz gegangen, in Niedersachsen 16 und in Schleswig-Holstein 11.

Spitze in Europa

In Deutschland wird aktuell 50 % des europäischen Biogases erzeugt. „Der Anteil wird sich aber verändern, weil die Biomethanproduktion in Frankreich stark wächst“, erklärt Maciejczyk.

Deutsche Biogastechnik ist auch ein Exportschlager. Die Anlagen werden in 120 Länder der Weltverkauft. Das Exportvolumen beträgt 2,5 Mrd. €. Im Inland sinkt das Umsatzvolumen dagegen leicht auf 13,1 Mrd. €. Auch die Zahl der Beschäftigten sinkt aufgrund des geringeren Auftragsvolumens von 52.000 auf 50.000 im Jahr 2023.

Viel Wärme genutzt

Die Biogasanlagen haben im Jahr 2022 rund 23 TWh Wärme genutzt bzw. verkauft. Die Menge wird im Jahr 2023 sogar leicht auf 23,13 TWh steigen. Damit ließen sich fast 2 Mio. Haushalte versorgen. Zudem bleibt viel Wertschöpfung im ländlichen Raum. „Der Ausbau der Wärmenetze ist im vollen Gang. Biogasanlagen spielen dabei eine bedeutende Rolle“, sagt der Geschäftsführer.

Zu viele Hürden

Der Präsident des Fachverbandes Biogas, Horst Seide, beklagt, dass zu viele rechtliche Hemmnisse und schleppende Genehmigungsverfahren den dringend notwendigen Ausbau der Biogasnutzung in Deutschland behindern. „Und das mitten in der Klima- und Energiekrise, obwohl wir noch viel freie Potenziale hätten.“

Dabei ist nach Berechnung des Verbandes eine Verdopplung der Biogasproduktion möglich, ohne dass mehr Energiepflanzen angebaut werden müssten. „Gülle, Bioabfall und landwirtschaftliche Nebenprodukte bergen noch viel energetisches Potenzial“, weiß Seide.

Ganz anders ist die Lage in der EU. Allein 2021 gingen fast 300 neue Biogaseinspeiseanlagen ans Netz, was einem Zubau von knapp 30 %entspricht. Bis 2030 soll laut REPowerEU Plan der Europäischen Kommission die Biomethanerzeugung von heute 3,5 Mrd. m³ auf 35 Mrd. verzehnfacht werden. „Dazu muss auch Deutschland seinen Beitrag leisten“, betont Seide, und fordert von der Bundesregierung bessere Rahmenbedingungen – vor allem im Hinblick auf die „geburtenstarken Jahrgänge“, also die Biogasanlagen, die seit dem ersten Bau-Boom 2006 ans Netz gegangen sind und damit 2026 aus dem EEG fallen. Diese gut funktionierenden Anlagen bräuchten jetzt eine verlässliche und langfristige Perspektive, um ihr Potenzial und das umfangreiche Know-How der Betreiber auch in Zukunft nutzen zu können.

Kraftstoffmarkt als Wachstumstreiber

Als Lichtblick sieht Seide den Biomethanmarkt. „Seit 2021 ist es wieder wirtschaftlich, in die Gasaufbereitung zu investieren“, stellt er fest. Da Biomethanprojekte vom Start an zwischen drei bis fünf Jahre brauchen, bis Gas ins Netz fließt, rechnet er ab 2024 mit einer nennenswerten Zahl an neuen Anlagen bzw. Umrüstern. „Ein Teil der Branche will ins Gasnetz, die Biomethanmenge wird steigen“, erwartet er.

Ein Wachstumsmarkt ist der Verkehr. Absatzchancen sieht er vor allem bei Lkw. Sollte die Biomethanproduktion stärker wachsen als über den Kraftstoffmarkt abgesetzt werden kann, könnte laut Seide ein Teil des Biomethans in den Gebäudebestand wandern – als Heizoption nach dem Gebäudeenergiegesetz.

Bündelung wichtig

Beim Wechsel von Vorort-Verstromung auf die Gaseinspeisung ist es laut Maciejczyk wichtig, die Anlagen rohgasseitig zu bündeln. „Die Gasnetzbetreiber wünschen sich möglichst große Einheiten, damit die Zahl der Ansprechpartner überschaubar bleibt.“ Zudem gäbe es noch rechtliche Hürden, die eine schnelle Gaseinspeisung verhinderten. Dazu kämen Lieferschwierigkeiten wie z.B. bei Verdichtern.

Biogas in Berlin wieder Thema

„Alles, was wir brauchen, um das Biogaspotenzial voll auszuschöpfen, sind verlässliche und langfristige Rahmenbedingungen“, fasst der Verbandspräsident zusammen. Doch trotz der aktuellen Stagnation ist er zuversichtlich: „Nach dem Weggang von Staatssekretär Graichen und dem Wechsel zu Philipp Nimmermann finden wieder Gespräche über Biogas statt. Das hatte es vorher nicht gegeben.“

Wichtiges Branchentreffen

Unter dem Motto „Multitalent Biogas – Wohin führt Dein Weg?“ stehen die Entwicklungen der Biogasbranche in Deutschland auf der Jahrestagung des Fachverbandes Biogas (Biogas Convention 2023) mit der parallel stattfindenden Messe in Nürnberg im Vordergrund. Das Programm und der Ticketshop zur Veranstaltung sind jetzt freigeschaltet: www.biogas-convention.com

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