Constanze Brinkmann ist Geschäftsführerin des Landwirtschaftlichen Sorgentelefons und der Ländlichen Familienberatung Oesede, Niedersachsen.
Frau Brinkmann, welche Themen liegen den Anrufern des Landwirtschaftlichen Sorgentelefons auf dem Herzen?
Constanze Brinkmann: Häufig geht es um Streit zwischen Alt und Jung. Manche wollen auch über den Betrieb sprechen, über Preise oder dass sie der Stallneubau überfordert hat. Andere erzählen, dass sie sich Sorgen um die Eltern machen oder einsam sind und einen Partner oder eine Partnerin suchen.
Kann man auch wegen einer kleinen Unstimmigkeit beim Sorgentelefon anrufen?
Brinkmann: Ja, auf jeden Fall. Viele warten zu lange, bis sie sich Hilfe holen. Wer früh seine Gedanken sortiert, kann Klarheit für sich gewinnen. So kann man Erfahrungen mit neutraler Hilfe am Telefon sammeln. Dafür kann es auch um eine vermeintliche Kleinigkeit gehen. Wenn es dann größere Sorgen oder eine Krise gibt, ist die Hemmschwelle niedriger, unsere Nummer zu wählen.
Wer nimmt denn am anderen Ende den Hörer ab?
Brinkmann: Einer unserer 26 Ehrenamtlichen. Alle haben Stallgeruch und kennen das Hofleben aus erster Hand. Das Telefon ist montags, mittwochs und freitags von 8.30 Uhr bis 12.00 Uhr sowie dienstags und donnerstags von 19.30 Uhr bis 22.00 Uhr besetzt. Dann ist immer je ein Beratender am Telefon. Sie nehmen nichts persönlich, man kann poltern, weinen, schimpfen. Unser Motto lautet „hören, spüren, ermutigen“. Die eigenen Sorgen, die Trauer oder Ungewissheit auszusprechen, kann viel bewegen.
In diesem Jahr feiert das Sorgentelefon 30-jähriges Jubiläum. Wie sahen eigentlich die Anfänge aus?
Brinkmann: Es waren Berater, Seminarleiter und Vortragende unserer Landvolkshochschule in Oesede, die den Stein ins Rollen brachten. Von den Teilnehmern kam immer wieder die Frage, an wen man sich wenden könne, wenn man mal innerhalb der Familie oder auf dem Hof nicht weiter weiß.
Sie haben einen sehr persönlichen Blick auf die Sorgen vieler Landwirte und ihrer Familien. Was wünschen Sie sich für deren Zukunft?
Brinkmann: Ich hoffe, dass die Hemmschwelle, Angebote wie unseres zu nutzen, weiter abgebaut wird. Sich betriebswirtschaftliche Berater oder Pflanzenschutzberater auf den Hof zu holen, ist ganz normal. Das wünsche ich mir auch für die Familienberatung und für das Sorgentelefon. Wir können helfen, wenn einem alles über den Kopf wächst.