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topplus Prof. Windisch erklärt

Ohne Nutztiere keine Nachhaltigkeit

Nicht nur auf Grünland wächst viel nicht-essbare Biomasse. Auch auf dem Acker ist die erzeugte Biomasse größtenteils für Menschen nur verwertbar, wenn sie über den Tiermagen aufbereitet wird.

Lesezeit: 4 Minuten

Schmelzende Polkappen, steigende Meeresspiegel, extrem trockene Sommer, Unwetter mit sintflutartigen Niederschlägen: Der Klimawandel ist allgegenwärtig.

Schnell gelesen

Nachhaltiges Wirtschaften wird im ­Agrarsektor künftig ein zentrales Thema.

Nutztiere sind Teil der Lösung, weil nur so eine klimaschonende Kreislaufwirtschaft möglich ist.

Klimalabel könnten dazu beitragen, dass der Landwirt für Produkte mit niedrigem CO2-Fußabdruck mehr Geld erhält.

Der Lebensmittelhandel braucht die Bauern, um seine Klimaziele zu erreichen.

Wissenschaftler fordern, dass die Weltgemeinschaft mehr tun muss, um die Erderwärmung zu stoppen. Im Fokus steht dabei auch die Landwirtschaft. Sie produziert große Mengen an Treibhausgas-Emissionen (THG), ist zugleich aber Teil der Lösung.

Durch die Wiedervernässung von Mooren, durch die große Mengen an Kohlenstoff gebunden werden können, konservierende Anbauverfahren im Ackerbau oder ein nachhaltiges Fütterungsmanagement in der Tierhaltung sinkt der CO2-Fußabdruck im Agrarsektor.

Die Bauern müssen sich auch deshalb stärker mit dem Thema beschäftigen, weil der Lebensmittelhandel mehr Klimaanstrengungen seitens der Bauern einfordern wird. Wer in Zukunft Preisabschläge für seine Produkte vermeiden will, braucht einen niedrigen CO2-Fußabdruck bei Milch, Fleisch, Gemüse, Getreide usw.

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Ohne Nutztiere keine Nachhaltigkeit

Unser Autor: Prof. Dr. Wilhelm Windisch, Technische Universität München

Die Ernährung der Menschheit verursacht von der Urproduktion bis zum Konsum etwa 30 % der globalen Treibhausgasemissionen. Davon wiederum gehen 40 % auf das Konto der Nutztiere. Wenn wir die globalen Klimaschutzziele erreichen wollen, müssen wir die Erzeugung von Nahrung künftig also umwelt- und klimafreundlicher gestalten, und die Nutztierhaltung muss dazu signifikant beitragen!

Sie abzuschaffen wäre keine Lösung. Denn die Weltbevölkerung steigt, und damit auch der Bedarf an hochwertigen Lebensmitteln. Das Ziel muss sein, die Lebensmittelerzeugung so aufeinander abzustimmen, dass mit minimalem Ressourcenverbrauch und maximalem Schutz von Klima, Umwelt und Biodiversität möglichst viele Menschen gesund und nachhaltig ernährt werden.

Die Nutztierhaltung abzuschaffen, wäre keine Lösung.
Prof. Dr. Wilhelm Windisch

Ein limitierender Faktor bleibt die landwirtschaftliche Nutzfläche. Drei Viertel aller Nutzflächen sind Grasland. Dort wächst ausschließlich nicht-essbare Biomasse, die nur über den Umweg der Nutztiere in Lebensmittel überführt werden kann. Gleichzeitig bietet die Weidehaltung großes Potenzial zur Speicherung von Kohlenstoff und zum Schutz der Biodiversität.

Auch im klassischen Ackerbau ist die auf dem Feld erzeugte Biomasse größtenteils nicht essbar. Allein in Deutschland sind etwa drei Viertel der auf dem Acker produzierten Biomasse für die Bereitstellung von Lebensmitteln ungeeignet.

Die großen Mengen an nicht-essbarer Biomasse, die bei der Erzeugung pflanzenbasierter Nahrung auf dem Acker anfallen, sind aber nicht verloren. Sie stellen für Nutztiere eine bedeutende Futterressource dar:

  • Nicht-essbare Zwischenkulturen und Koppelprodukte lebensmittelliefernder Pflanzen eignen sich für Wiederkäuer.

  • Nebenprodukte aus der Weiterverarbeitung von Ernteprodukten haben für die Schweine- und Geflügelernährung eine große Bedeutung.

  • Dies gilt auch für vegane Ersatzprodukte. Bei deren Herstellung fallen große Mengen an Nebenströmen an, die gut als Futtermittel genutzt werden.

Tiere sind Teil der Lösung

Zweifelsfrei wird die Erzeugung pflanzenbasierter Nahrung in Zukunft Vorrang haben. Dabei dürfen die Nutztiere gegenüber dem Menschen nicht in Nahrungskonkurrenz stehen.

Die Pflanzenbauer sind angehalten, die Fruchtfolgen in Richtung lebensmittelliefernder Kulturen zu optimieren. Die Landtechnik muss die Verbesserung der Ernteverfahren vorantreiben und die Lebensmittelindustrie muss eine noch bessere Trennung der essbaren Fraktion aus den Ernteprodukten erreichen.

Auch wenn uns das gelingen sollte, in Zukunft wird ein signifikanter Anteil der auf dem Acker gewonnenen Biomasse von der Humanernährung ausgeschlossen bleiben. Das gilt nicht nur für offensichtlich ungeeignete Koppelprodukte wie beispielsweise Stroh, sondern auch für Getreide und andere Erntegüter, die beispielsweise aufgrund ungünstiger Wetterbedingungen vor oder während der Ernte die verarbeitungstechnische und hygienische Mindestqualität verloren haben.

Ähnlich ist die Nutzung von Grenzertragsböden zum Anbau typischer Futtergetreide wie etwa Gerste zu beurteilen, denn diese finden in der Humanernährung trotz ihrer hohen Essbarkeit kaum Verwendung. Zudem führt ihr Anbau auf schwachen Standorten kaum zur Verdrängung anderer, lebensmittelliefernden Kulturpflanzen.

Festzuhalten bleibt: Das übergeordnete Ziel, mit minimalem Ressourcenverbrauch und maximalem Schutz von Klima, Umwelt und Biodiversität möglichst viele Menschen zu ernähren, lässt sich nur durch Einbeziehung der vollen Bandbreite an Nutztieren in die Kreislaufwirtschaft der Biomasse erreichen.

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