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Kommentar

Discounter Penny auf dünnem Eis: Her mit den wahren Preisen!

Die Penny-Aktion zu den „wahren Preisen“ geht zu Recht nach hinten los. Die Frage dahinter birgt aber eine große Chance. Gerade für die Landwirtinnen und Landwirte. Ein Kommentar.

Lesezeit: 4 Minuten

Dann geh doch zu Netto…, möchte man rufen: Mit seinen „wahren Preisen“ hat es der Discounter Penny zwar bis in die Tagesschau geschafft. Er muss sich nun aber zu Recht deutliche Kritik aus dem Berufsstand gefallen lassen.

„Billige Werbung auf Kosten der Bauern“ und eine „alte Kamelle im Sommerloch“, kommentierte WLV-Präsident Hubertus Beringmeier so treffend wie zeitnah. Der Deutsche Bauernverband erkannte „Greenwashing in Höchstform“. Vom Bund der Milchviehhalter (BDM) bis hin zum Landesverband der niedersächsischen Schweineerzeuger (LNS) findet niemand die Aktion so richtig gelungen.

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Mineralwasser aus Frankreich so teuer wie Milch

Penny (hauseigener Slogan: Wer günstig will, muss Penny") ­ und seinen Marktbegleitern von Aldi bis Lidl stünde sehr wohl eine ehrliche Debatte gut zu Gesicht. Und zwar über die eigene Verantwortung. Seine Marktmacht gegenüber seinen Lieferanten. Und den eigenen Beitrag an den „kleinen Preisen“ nach Jahrzehnten von Discountkultur und Geiz ist geil-Mentalität.

Dem Handel stünde eine ehrliche Debatte gut zu Gesicht: Und zwar über Marktmacht und die eigene Verantwortung.“

Und wenn diese Fragen zu groß sind, geht es im ersten Schritt auch gerne eine Nummer kleiner: Zum Beispiel mit einem Blick auf das eigene Sortiment, wo Mineralwasser aus Frankreich erst aufwändig herangekarrt und dann auch noch zu ähnlichen Preisen wie heimische Milch verhökert wird. Wahre Preise eben.

Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast

Viel zu kurz kommt bei all der Aufregung der eigentliche Kern der Debatte, also die Frage wie neben den direkten Produktionskosten auch ökologische und soziale Folgekosten eingerechnet und die gesamtgesellschaftlichen Kosten berücksichtigt werden können. Diese Frage bleibt vor dem Hintergrund von Herausforderungen wie Klima- und Artenschutz so brandaktuell wie ungelöst. Und die vermeintlichen negativen externen Effekte der modernen Landwirtschaft müssen vom Green Deal über die grüne Taxonomie bis zum Umbau der Tierhaltung als Begründung für so ziemlich jedes Ungemacht herhalten, mit dem die Landwirtinnen und Landwirte derzeit konfrontiert werden.

Geht es an die konkreten Berechnungen, ist die Datenbasis dabei oft erstaunlich dünn. Und das schon bei einfachen konkreten Fragen: Fällt die Bilanz eines Kilogramms Bioweizen besser aus, weil seine Produktion mit weniger Dünger und Pflanzenschutz auskommt? Oder hat die konventionelle Frucht die Nase vorn, weil der Ertrag pro Fläche höher ist? Hier gehen selbst unter Wissenschaftlern die Meinungen und Rechenmodelle diametral auseinander. Spätestens, wenn „gesellschaftliche Erwartungen“ ins Feld geführt und einkalkuliert werden, wird es dünn, mitunter sogar ideologisch. Und es gilt der Grundsatz: Traue keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast.

Lasst uns über die vielen nicht entlohnten Leistungen der Landwirte sprechen!

Auffällig ist, wie insbesondere die negativen Effekte der Landwirtschaft die öffentliche Agenda bestimmen. NGOs und der Streit um Verbote dominieren die Debatten. Hier braucht es einen Kontrapunkt in Form von: Argumenten, Daten und belastbaren Methodiken. Diese sollten die Landwirtinnen und Landwirte und ihre Verbände mit Hilfe der Wissenschaft geben und einfordern.

Und wo wir gerade dabei sind: Dann lasst uns bitte auch über die vielen nicht entlohnten positiven Leistungen der Landwirtinnen und Landwirte sprechen. Stichworte Versorgungssicherheit und Erhalt der Kulturlandschaft: Was ist uns die Unabhängigkeit vom Ausland bei Lebensmitteln und Energie wert? Was leistet der Weidehalter am Deich und im Mittelgebirge und die Direktvermarkterin am Ortsrand? Wie lässt sich der gesellschaftliche Nutzen regional geschlossener Kreislaufsystem beziffern? Wer, wenn nicht die Land- und Forstwirte, ist im Stande große Mengen CO2 dauerhaft zu binden und Lebensräume für Insekten in der Fläche zu schützen? Und wie bekommen sie Instrumente und Anreize, damit das auch endlich fair entlohnt wird?

Die Antwort ist einfach: Her mit den wahren Preisen!

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