Papst Franziskus hat Russland aufgefordert, dem Getreide-Abkommen mit der Ukraine und der Türkei wieder beizutreten. Beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz sagte der Papst vor 11.000 Gläubigen, der Krieg in der Ukraine zerstöre alles, auch das Getreide.
Dessen Zerstörung sei eine Beleidigung Gottes, denn es sei ein Geschenk Gottes, um den Hunger der Menschen zu stillen, zitiert ihn kirche-und-leben.de. Der Schrei von Millionen Hungernden werde im Himmel gehört, so Franziskus: "Ich appelliere an meine Brüder, die Regierenden in der Russischen Föderation, damit die Schwarzmeer-Initative wieder in Kraft gesetzt wird und das Getreide wieder sicher transportiert werden kann."
Russland hatte das von der Türkei und der UNO vermittelte Abkommen vor zwei Wochen aufgekündigt. Durch die Regelung konnte die Ukraine trotz des russischen Angriffskrieges Millionen Tonnen Getreide über das Schwarze Meer exportieren, erinnert der Deutschlandfunk. Russland will das Abkommen nur verlängern, wenn bestimmte Forderungen erfüllt werden – so etwa Sanktionserleichterungen beim Export russischer Düngemittel.
Angeblich Treffen vorgeschlagen
Staatliche russische Nachrichtenagenturen haben derweil Spekulationen über eine mögliche Begegnung von Papst Franziskus und dem orthodoxen Moskauer Patriarchen Kyrill I. verbreitet. "Um es nicht auf die lange Bank zu schieben, schlägt der Papst vor, Patriarch Kyrill auf einem Moskauer Flughafen, in Domodedowo oder Wnukowo, zu treffen, wenn er in die Mongolei fliegt", sagte der Vorsitzende der Weltunion der Altgläubigen, Leonid Sewostjanow, laut der Tagesschau. Dann müsse sein Flugzeug in Moskau aufgetankt werden.
Franziskus soll das Sewostjanow in einem Telefongespräch mitgeteilt haben. Ähnlich zitiert ihn RIA Nowosti, wie die Nachrichtenagentur KNA berichtete. Nach Vatikanangaben will Franziskus vom 31. August bis zum 4. September in die Mongolei reisen.
Der russisch-orthodoxe Christ gilt laut KNA in Moskau als Freund Franziskus'. Als der Ukraine-Krieg begann, habe ihn der Papst gebeten, sich für Frieden zu engagieren, sagte Sewostjanow im vergangenen August: "Ich bin sein Botschafter des guten Willens für die Förderung des Friedens." Eine offizielle Bestätigung des Vatikans gibt es weder hierfür noch für ein Angebot des Papstes, Kyrill I. auf einem Moskauer Flughafen zu treffen.
Guterres drängt Russland
Zuvor am 24.7. hatte bereits Antonio Guterres, Generalsekretär der Vereinten Nationen, Russland mit Nachdruck aufgefordert, zum Getreideabkommen zurückzukehren. Angesichts des jüngsten Scheiterns "werden die Schwächsten den höchsten Preis zahlen", sagte der UN-Chef laut Tagesschau. Er äußerte diesen Aufruf während seiner Rede in Rom zur Eröffnung des dreitägigen Gipfeltreffens zu Nahrungsmittelsystemen.
Guterres beklagte, dass es bereits negative Auswirkungen auf die weltweiten Weizen- und Maispreise gebe, nannte jedoch keine Zahlen. Sowohl Russland als auch die Ukraine seien "wesentlich für die globale Ernährungssicherheit". Er stellte fest, dass sie in der Vergangenheit knapp ein Drittel der weltweiten Weizen- und Gersteexporte, ein Fünftel des gesamten Mais und mehr als die Hälfte des Sonnenblumenöls ausmachten.