Deutschland positioniert sich gerne als Vorreiter in der Ernährungswende. Die rasche Transformation der Tierhaltung und der oft zwanghafte Umgang mit pflanzlichen Proteinen sind hierzulande unübersehbar. Doch ein Rundgang durch die Hallen der Anuga in Köln im Oktober offenbart eine andere globale Realität.
Mit 7.800 Ausstellern und 140.000 Besuchern, von denen 94% bzw. 80% aus dem Ausland kamen, bietet die Anuga einen umfassenden Einblick in die weltweiten Ernährungsgewohnheiten. Besonders auffällig: Die Fleischhallen waren brechend voll. Länder wie Argentinien, Uruguay und Brasilien präsentierten sich mit beeindruckenden Ständen und sendeten eine klare Botschaft: Fleisch bleibt weltweit hoch im Kurs.
Der Stellenwert tierischer Produkte ließ sich auch gut an der Hallenbelegung ablesen: Von den insgesamt 10 Hallen war rund die Hälfte fest in den Händen der Fleisch- und Milchkonzerne. Zudem drängte sich in den „Tierhallen“ auch nur sehr selten das Thema Tierwohl auf.
Fleischersatz nur Randerscheinung
Während man Fleischalternativen bei den Schwellenländern vergeblich suchte, entdeckte man sie eher bei kleineren Start-ups oder als Nischenprodukte bei europäischen Fleischproduzenten. Und obwohl einige pflanzliche Alternativen geschmacklich durchaus überzeugen, gibt es hier noch viel Luft nach oben.
Hersteller von Pflanzenproteinen berichten von einem wachsenden Interesse im Gastronomiebereich. Mit der richtigen Zubereitung kommen offenbar auch Fleischliebhaber auf ihre Kosten. Im Einzelhandel hingegen fehlen die begehrten Wiederkäufer. Warum nur?
Letztlich entscheidet der Geschmack. Ein Produkt kann noch so gesund oder umweltfreundlich sein – wenn es nicht schmeckt, bleibt es im Regal. Die Anuga 2023 hat es verdeutlicht: Die globale Ernährungswelt bewegt sich langsamer in Richtung pflanzlicher Proteine als es manch grüner Visionär in Deutschland erhofft hätte.