Die Schließung des Schlachthofs in Brensbach (Odenwaldkreis) –dem letzten in Südhessen – 2023 hat Folgen für die wenigen verbliebenen Viehhalter der Region.
Dass der letzte Schlachthof Südhessens in Brensbach schließen würde, war lange bekannt. Die Anlagen waren marode und die Betreiberfirma insolvent. Im letzten Jahr war es dann soweit. Seit Oktober läuft ein Insolvenzverfahren und ein neuer Betreiber wird gesucht, berichtet die Frankfurter Rundschau.
Eigentlich wollten der Landkreis Darmstadt-Dieburg und der Odenwaldkreis sich finanziell für seine Rettung einsetzen. Sie sind Eigentümer der Immobilie. Doch daraus wird vorerst nichts. Grund ist die miserable Haushaltslage, erfuhr die Zeitung.
Der Landkreis Darmstadt-Dieburg habe die Haushaltsberatungen auf den 5. Februar verschoben. Vorher seien keine Planungen möglich und ohnehin seien im aktuellen Entwurf gar keine Mittel für den Schlachthof eingeplant.
Kein Invest ohne Betreiber
Zwar hatten beide Kreise schon 2022 die Rettung des Schlachthofs durch ihre gemeinsame Mehrheitsübernahme beschlossen. Davon unterschieden werden muss aber laut FR die für den Betrieb der Schlachtstätte zuständige Betriebs GmbH. Diese hatte Mitte 2023 Insolvenz angemeldet. Und an dieser Gesellschaft halten die Kreise keine Anteile.
Die Immobilie des Schlachthofs, der Schlachtanlagen und der dazugehörigen Kläranlage sind stark sanierungsbedürftig. „Im jetzigen baulichen Zustand würde ein neuer Pächter eventuell keine Betriebserlaubnis erhalten“, weiß auch der Odenwaldkreis und besteht darauf, dass sich zuerst ein neuer Betreiber finden muss, der ein tragfähiges betriebswirtschaftliches, aber auch zukunftsfähiges, tierwohlgerechtes Modell mitbringt.
Bisher sei es jedoch nicht gelungen, einen seriösen Betreiber zu finden, da der Schlachthof mit den bisher rund 20.000 Schlachtungen jährlich nicht betriebswirtschaftlich zu führen sei. Dazu müsse die Anzahl der Schlachtungen nach Einschätzung von Fachleuten mehr als verdoppelt werden.
Landwirte sehen ausreichend Auslastung
Die Nachfrage von Landwirten soll auf jeden Fall vorhanden sein, wird Karlheinz Rück, der Kreislandwirt des Landkreises Darmstadt-Dieburg zitiert. Er fordert in der FR, dass die Landkreise mit einer Bürgschaft in Vorleistung gehen müssten.
„Wir dürfen den Schlachthof und die damit verbundenen regionalen Strukturen nicht sterben lassen“, so Rück weiter. Je länger der Schlachthof jedoch geschlossen bleibe, desto eher würden sich die hiesigen Produzenten neue Strukturen aufbauen. Auch die Gastronomie mache Werbung mit regionalem Fleisch. Das sei aber nicht mehr da. Man habe ein Glaubwürdigkeitsproblem.
Schweinehalter muss nun Lkw mieten
Das sieht auch Lutz Eidmann aus Groß-Umstadt so. Es ist einer der größten verbliebenen Viehbetriebe im Landkreis Darmstadt-Dieburg mit 13.000 Mastschweinen. Bisher wurde das Fleisch von der Züchtung der Tiere bis zu ihrer Schlachtung und Verarbeitung in einem Umkreis von wenigen Kilometern produziert. Doch seit der Schlachthofschließung sei es schwierig geworden, sagt Eidmann.
Früher habe er 18 Tiere im Hänger 15 Minuten zum Schlachthof gefahren, hiesige Metzger verarbeiteten das Fleisch und warben ihrerseits mit der Regionalität. „Es war sichergestellt, dass das Fleisch von meinem Hof stammt“, sagt der Landwirt in der Frankfurter Rundschau.
Heute müsse er einen Lastwagen mieten, um dann mehr Schweine auf einmal ins nordhessische Schwalmstadt oder nach Schefflenz bei Buchen (Neckar-Odenwald-Kreis) zum Schlachten zu bringen. 50 bis 60 Tiere würden wöchentlich transportiert. Die Tiere seien dadurch jetzt eineinhalb Stunden unterwegs. Darüber hinaus koste das pro Schwein bis zu 15 € mehr.