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Zuckerkurse starten Rallye

Die Börsenkurse für Zucker sind kräftig gestiegen und haben in London die wichtige Marke von 700 US-Dollar/t zeitweise überschritten. In mehreren Zuckererzeugerländern deuten sich kleine Ernten an.

Lesezeit: 4 Minuten

Die Weltmarktpreise für Zucker haben in den vergangenen anderthalb Wochen kräftig zugelegt. Der Kontrakt auf Weißzucker an der Agrarterminbörse in London zur Lieferung im März 2024 durchbrach am Dienstag vergangener Woche (29.8.) die charttechnische Widerstandslinie bei 690 $/t (638 Euro) und verteuerte sich im weiteren Handelsverlauf in der Spitze auf 713,80 $/t (660 Euro). Bis Freitagmorgen gegen 10 Uhr hiesiger Zeit gab der Kontrakt zwar auf 698,40 $/t (646 Euro) nach; das waren aber immer noch fast 7 % mehr als zum Start der Kursrallye am vorvergangenen Mittwoch. Auf diesem Niveau hatte sich der Preis für Märzkontrakte zuletzt im Oktober 2011 bewegt.

Auch der Rohzucker-Future an der New Yorker Börse verteuerte sich deutlich. Der betreffende Kontrakt mit Fälligkeit im März 2024 wurde zuletzt für 25,57 cts/lb (522 Euro/t) gehandelt; das waren fast 8 % mehr als zur Eröffnung des Handels am vorvergangenen Mittwoch. Damit rangiert der Kurs weiterhin knapp unter der charttechnischen Widerstandslinie bei 26 cts/lb (530 Euro/t). Wenn diese Marke auf Schlusskursbasis deutlich nach oben durchbrochen wird, sind weitere Kurssteigerungen wahrscheinlich.

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Preishausse durch El Niño

Marktexperten begründeten die aktuelle Hausse am Zuckermarkt mit Spekulationen, dass Indien seine Zuckerexporte in der im Oktober beginnenden Vermarktungssaison 2023/24 als Reaktion auf trockenheitsbedingte Ertragseinbußen bei der Zuckerrohrernte einschränken könnte. Allerdings verbesserten sich zuletzt die Wetteraussichten für wichtige indische Anbaugebiete. Unterdessen erklärte das indische Landwirtschaftsministerium, es werde eine Entscheidung über die Zuckerausfuhren für 2023/24 treffen, sobald die endgültigen Schätzungen für die heimische Produktion vorliegen. Bereits in der laufenden Saison deckelt Indien seine Zuckerausfuhren auf 6,1 Mio t, nachdem 2021/22 noch ein Rekord von fast 12 Mio t erreicht worden war. Indien ist der zweitgrößte Zuckererzeuger nach Brasilien und der drittgrößte Exporteur nach Brasilien und Thailand. Außerdem wird die Hausse am Zuckermarkt weiterhin von Prognosen befeuert, dass das Wetterphänomen El Niño die Wachstumsbedingungen für Zuckerrohr in Thailand verschlechtern könnte.

Pessimistischere Ertragsprognose für Deutschland

Indes veranschlagt das Monitoring Agricultural ResourceS (MARS) der EU-Kommission den Zuckerrübenertrag für die anstehende Ernte auf voraussichtlich 73,7 t/ha; im Juli waren lediglich 73,3 t/ha erwartet worden. Damit würde der Fünfjahresdurchschnitt um 2,4 % übertroffen. Unter anderem korrigierte das MARS seine Hektarertragsvoraussagen für die Bundesrepublik und Frankreich um 0,6 t auf 74,0 t beziehungsweise um 0,4 t auf 81 t nach oben. Die wirtschaftliche Vereinigung Zucker (WVZ) zeigte sich zuletzt allerdings mit einer Ertragsprognose von durchschnittlich 73,5 t/ha etwas pessimistischer als das MARS.

Unterdessen taxiert die EU-Kommission die Zuckerproduktion in der EU-27 in einer ersten Voraussage für 2023/24 auf 15,52 Mio t Weißzuckeräquivalent; das wären 6,3 % mehr als die für die laufende Saison geschätzte Menge. Gleichzeitig dürften die betreffenden EU-Zuckerexporte um 6,6 % auf 3,38 Mio t ausgeweitet werden. Davon werden wahrscheinlich erneut 2,65 Mio t auf Zucker in Verarbeitungsprodukten entfallen; das wären nur 8 000 t weniger als die für 2021/22 verzeichnete Rekordmenge. Die Ausfuhren an unverarbeiteter Ware sollen um 208 000 t auf 728 000 t steigen.

Weltweite Erzeugung kleiner als Verbrauch?

Dem voraussichtlichen Exportplus wird nach Einschätzung der Brüsseler Fachleute eine Einschränkung der EU-Zuckerimporte um 500 000 t oder 15,9 % auf 2,65 Mio t gegenüberstehen. Davon sollen 1,9 Mio t auf unverarbeitete Ware entfallen, was einem Rückgang von 20,8 % entsprechen würde. Den Zuckerverbrauch in der kommenden Vermarktungssaison sieht die Kommission bei 14,75 Mio t, nach 14,80 Mio t im Vorjahr. Unter dem Strich prognostizieren die Experten für 2023/24 einen Aufbau der Zuckerbestände in der EU um 3,4 % auf 1,351 Mio t.

Derweil erwartet die Internationale Zuckerorganisation (ISO) für das Wirtschaftsjahr 2023/24 eine globale Zuckererzeugung von 174,84 Mio t tel quel (tq). Das Vorjahresniveau würde damit um 2,19 Mio t oder 1,2 % verfehlt. Gleichzeitig soll der weltweite Zuckerverbrauch um 426 000 t tq oder 0,2 % auf 176,96 Mio t steigen. Damit würde sich ein Produktionsdefizit von 2,11 Mio t Zucker ergeben, nach einem Überschuss von schätzungsweise 493 000 t in der noch laufenden Saison. AgE

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