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Lichterfahrten im Advent: Ja, nein oder vielleicht?

Soll es in diesem Advent wieder „Lichterfahrten“ geben? In der Landwirtschaft gehen die Meinungen auseinander. Fünf Stimmen haben wir einfangen.

Lesezeit: 5 Minuten

Dieser Beitrag erschien zuerst beim Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben.

Aus der Presseerklärung von „Land sichert Versorgung“ (LsV) – Landesverband NRW



Wir haben lange überlegt, ob und wie es mit der Lichterfahrt weitergeht. Nicht nur die steigenden Auflagen in der Landwirtschaft, sondern sogar Flächenenteignungen durch 4%ige Zwangsstilllegungen – wobei Cem Özdemir doch für jede Hand Getreide kämpfen will … – werden durchgezogen, und vieles mehr.

Viele Betriebe haben längst aufgegeben, sehr viele werden noch kommen. Andere haben nur noch einen kleinen Hoffnungsschimmer. Sie versuchen, ihre Betriebe irgendwie durch diese irrsinnigen Zeiten zu lenken und hoffen, dass eines Tages wieder Logik und Sachverstand ihr Leben bestimmen.

Trotz allem haben wir den Entschluss gefasst, dass wir noch einmal in die Planung für einen weiteren Funken Hoffnung gehen. Ein letztes Mal. Eines steht jetzt schon fest: Vielerorts fällt er kleiner oder gar ganz aus, bedingt durch das Höfesterben, das in Deutschland jeden Tag rasant zunimmt.

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Maurice Detering, Louis Kasper, Julia Holzgräfe, Andreas Siebold und Tim Tegtmeier – Team der Lichterfahrt in Rinteln



Unsere Lichterfahrt findet statt. Wir hoffen, ein wenig die Gesellschaft sensibilisieren zu können, darüber nachzudenken, was denn fehlen würde, wenn es immer weniger Bauern in den Dörfern, in der Region gibt – natürlich auch bezogen auf die gesamtpolitische Diskussion, die Nachhaltigkeit der landwirtschaftlichen Produktion innerhalb Deutschland gegenüber der Produktion aus dem Ausland, der globalen Nahrungssicherheit etc.

In den nur vier Jahren haben wir eine Bindung zur Lebenshilfe aufgebaut, die Bewohner freuen sich immer unglaublich. Sie haben sich im letzten Jahr überlegt, den schönsten Trecker zu prämieren. Das war eine außergewöhnliche Motivation für die Fahrer und natürlich für uns als Organisatoren.

Es ist auch jetzt, beim vierten Mal, eine emotionale Entscheidung, sich den ganzen Stress in der Vorweihnachtszeit zu machen, um die Freude der Kinder, der Bewohner der Lebenshilfe und unserer Zuschauer zu sehen. Wir haben einfach den Funken Hoffnung nicht aufgegeben, dass es auch anderweitig „funkt“ bei der Wertschätzung der ­regional produzierten Produkte.

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Katja und Ludger Schulze-Horsel, Ahlen



Durch die diesjährige Wettersituation steht die Landwirtschaft vor großen Herausforderungen, die viel Kraft kosten. Die Arbeiten sind auf absehbare Zeit nicht abgeschlossen, und die Maschinen stehen noch nicht für die Lichterfahrten zur Verfügung. Gleichzeitig haben die Regelungswut unter GAP und GLÖZ ein ungekanntes Maß an Schizophrenie erreicht. Die Folgen dieser Art von Ordnungswahn, vom Schreibtisch aus und nach dem Kalender, treten deutlich zutage.

Wir wollen mit der diesjährigen Absage der Züge im Kreis Warendorf ein deutliches Zeichen setzen, dass freiwillige Leistungen so erstickt werden. Gut ausgebildete Landwirtinnen und Landwirte brauchen Entscheidungsfreiheiten und Zutrauen, aber auch Freude an der Arbeit.

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Kai und Jenny Benninghoff, Hünxe



Für mich, die bei der ersten Lichterfahrt selbst noch Zuschauerin war und jetzt Mitfahrerin, ist es etwas Wunderschönes. Es winken Kinder, alte oder kranke Menschen warten in Rollstühlen an der Straße auf uns. Alle winken. Erwachsene treffen sich in Gruppen in ihren Vorgärten und trinken zusammen Glühwein. Ist es nicht das, was Weihnachten ausmacht?

Natürlich wurde durch die Aktion nicht alles besser für die Landwirte, aber es gibt jedes Jahr sehr viel mediales Aufsehen, Supermarktketten wie Aldi und Lidl stellen immer mehr auf regionalen Bezug oder auf bessere Halteformen für das Fleisch um, das dort verkauft wird. Bei uns im Supermarkt gibt es nur die Eier vom Bauern hier vor Ort.

Man muss die kleinen Veränderungen sehen und die große Freude, die mit den Lichterfahrten gebracht wird, und das übersehen die Veranstalter anscheinend, weil sie nun meinen, es lohnt sich nicht, weiter zu machen. Die aktuelle Regierung hält sich an viele Wahlversprechen nicht, und die Landwirte haben es nicht einfacher mit ihr. ­Davon sind jedoch alle Bürger betroffen, und die Regierung muss sich um Heraus­forderungen kümmern, die es vor einigen Jahren noch nicht gab.

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Hermann Dedert, Jan-Wilhelm Wetehof und Jens Müller, WLV-Kreisverband Herford-Bielefeld



Die Lichterfahrt ist für uns eine sehr emotionale Angelegenheit, und genau diese Aufmerksamkeit nutzen wir, um der Bevölkerung nicht nur viele strahlende Augen zu bescheren, sondern auch, um auf unsere Probleme und Sorgen hinzuweisen. Wir können mit so einer Fahrt sicher nicht die Politik in Berlin oder Brüssel erreichen, aber wir erreichen die Menschen hier vor Ort. Das schafft Vertrauen und Wertschätzung. Die Fahrt abzusagen, kam nicht infrage, denn sie ist für viele das Highlight der Weihnachtszeit. Bereits im Spätsommer kamen erste Anfragen, wann es denn wieder soweit ist …

Die seit Jahren enge und gute Zusammenarbeit mit dem Stadtmarketing, der Ordnungsbehörde und der Polizei machen es aber auch möglich. Besonders wichtig ist die Unterstützung der Polizei. Diese begleitet den Konvoi im Schritttempo auf der rund 6 km langen Strecke um die Stadt herum und sorgt für einen stets reibungslosen Ablauf des Zuges, der im letzten Jahr mit fast 100 Traktoren ein stattliches Lichtermeer darstellte und Tausende an die Straßen lockte.

Auch zahlreiche persönliche Gespräche mit den Landwirten nach der Tour bei Glühwein und Bratwurst sind ein wahrer Besuchermagnet und sorgen schlussendlich dafür, dass der Tag der Lichterfahrt der umsatzstärkste des Weihnachtsmarktes ist. In Herford wissen alle: Wenn die Landwirte kommen, dann geht die Post ab.

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