Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Agrarantrag 2024 Maisaussaat Erster Schnitt 2024

topplus Von Leguminosen bis Labor

„Kultiviertes Fleisch ist eine gute Alternative, aber rettet nicht die Welt."

Leguminosenanbau, In-vitro Fleisch und die Kooperation zwischen Landwirten & Start-ups: In Berlin diskutierten Politikerinnen, Landwirte und Start-ups den „Protein-Hype".

Lesezeit: 4 Minuten

Was ist dran am Protein-Hype? Wie können sich Landwirte so aufstellen, dass sie beides - alte und neue Proteine - rentabel erzeugen können? Über diese Fragen diskutierten die Politikerinnen Renate Künast (Grüne) und Christina Stumpp (CDU) mit Landwirt Leonard van Uelft und Start-up-Gründerin Laura Gertenbach vergangenen Donnerstag in Berlin. Einig waren sich alle darüber: Die Forschung, von Leguminosenanbau bis In-vitro Fleisch, muss am Standort Deutschland dringend ausgebaut werden.

Die Diskussion fand im Rahmen des Events „Alles auf Start:up" von der Andreas Hermes Akademie, dem Deutschen Bauernverband (DBV) und der German AgriFood Society (GAFS) statt. Bereits zum fünften Mal luden die Organisatoren zu dem Netzwerktreffen ein, auf dem auch der Vorentscheid der Future Agro Challengestattfand.

Das Wichtigste zum Thema Perspektiven dienstags, alle 14 Tage per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Renate Künast stellte mit Blick auf klimatische Veränderungen in Brasilien, Argentinien und Südspanien sowie auf das jüngste Wachstum der BRICS-Staatenin ihrem Eingangsstatement klar: „Neue Proteine sind kein Hype, sondern eine logische, geopolitische Entwicklung. (...)Wir können uns auf vergangene Strukturen, z.B. beim Import von Futtersoja, nicht mehr verlassen."

Die Forschung hinkt hinterher in Deutschland

Für die Humanernährung stellte sie ein 3-Säulen-Modell vor: Tierische Erzeugnisse sollen weiterhin die Hauptproteinquelle sein. Pflanzliche Produkte sollen die zweite Säule und biotechnisch erzeugte Produkte, wie z. B. kultiviertes Fleisch die dritte Säule bilden. Deutschland könne sich dabei an Nachbarländern wie Dänemark oder den Niederlanden orientieren. Dort sei die Forschung in diesen Bereichen bereits weiter. Die Ministerin sprach sich außerdem gegen die Diskriminierung pflanzenbasierter Produkte aus. Damit ist z.B. gemeint: die höhere Besteuerung von Haferdrinks.

Tierisches oder pflanzliches Eiweiß?

Christina Stumpp von der CDU wünscht sich für zukünftige Grillabende beides: Das Steak neben der Sojawurst. Sie sagte: „Pflanzenproteine sind eine Ergänzung zu tierischen - und kein Ersatz." Übereinstimmend mit Renate Künast betonte sie, wie wichtig es sei, mehr in die Forschung von Kulturfleisch zu investieren. Denn ein Umdenken in der Land- und Forstwirtschaft sei dringend nötig, um die wachsende Weltbevölkerung zu ernähren. Dafür gebe die Politik lediglich den Rahmen vor. Der Verbraucher müsse je nach persönlicher Präferenz, der Esskultur und des Geschmacksletztendlich selbst entscheiden können, ob er zu Steak oder Sojawurst greift. Sie sagte: „Am Ende muss es lecker sein, das ist am wichtigsten. Wir müssen unsere Esskultur im Blick behalten."

Auch Laura Gertenbach, Gründerin von Innocent Meat und Bauerstochter aus Mecklenburg-Vorpommern, brach eine Lanze für tierische Produkte: „Tierhaltung wird immer da sein müssen. Kultiviertes Fleisch ist eine gute Alternative, aber rettet nicht die Welt." Ihr Start-up baut die Fertigungstechnologie für die Herstellung von In-vitro-Hackfleisch. Ihre Kunden kommen aus der Industrie. Landwirte braucht es auch in diesem System, z.B. um Futter für die Zellkulturen zu erzeugen.

Als Landwirt muss ich mich auf die Erzeugung konzentrieren können."
Leonard van Uelft

Junglandwirt Leonard van Uelft berichtete auf dem Podium von seinen Erfahrungen mit dem Anbau von Eiweißpflanzen. Er bewirtschaftet rund 450 ha Fläche überwiegend in ökologischem Anbau auf dem Familienbetrieb Gut Edlau in Könnern. Der Standort ist geprägt von guten Lößböden bei geringen Niederschlägen. In Zusammenarbeit mit dem Start-up Hülsenreich hat er auch mit Kichererbsen Erfahrungen gesammelt.

Diese Zusammenarbeit haben beide Seiten nach zwei Anbaujahren beendet. Van Uelft erklärt: „Als Landwirt muss ich mich auf die Erzeugung konzentrieren können. Die ganze Vermarktung bis ins Supermarktregal ist zu aufwendig." Auf die Frage, was ein Start-up denn mitbringen müsse für eine gute Zusammenarbeit, sagt er: „Gute Ideen, dreckige Hände - und nicht nur ein Prospekt!"

Dem Leguminosenanbau fehlen standortangepasste Sorten

Leguminosen werden aktuell auf 2 bis 3 % der deutschen Fläche angebaut. Das liegt vor allem an der Wirtschaftlichkeit dieser Kulturen. Van Uelft wünscht sich einen rentablen Leguminosenanbau, und zwar ohne staatliche Querfinanzierung. Seiner Meinung nach müssten folgende Voraussetzungen erfüllt werden:

  • Sichere Anbauvoraussetzungen und Strategien für Erzeuger. Dazu gehören standortangepasste Sorten und einfache Maschinen. Besonders die Sortenzüchtung von heimischen Eiweißquellen sei aufgrund der Futtermittelimporte in der Vergangenheit eingeschlafen.
  • Stabile Märkte und eine stabile Lieferstruktur
  • Einen lebendigen Wissenstransfer und Beratungsangebote. Auch Misserfolge sollten mit anderen geteilt werden.

Mehr zu dem Thema

top + Das Abo, das sich rechnet: 3 Monate top agrar Digital für 9,90€

Unbegrenzter Zugang zu allen Artikeln, Preis- & Marktdaten uvm.

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.