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topplus Mehr Komfort für Bullen

Praxisversuch: Scheuermöglichkeiten in der Rindermast

Auch Bullen scheuern sich gerne und das nicht nur zur Fellpflege. Woran sie das am liebsten tun und welche Körperstellen sie dabei besonders mögen, zeigt ein Praxisversuch.

Lesezeit: 5 Minuten

Mehr Tierwohl in der Rindermast wollen verschiedene Programme fördern. Dabei geht es nicht nur um die Fläche je Tier. Immer wichtiger werden qualitative Indikatoren wie die Buchtenstruktur oder Beschäftigungsangebote. Inwieweit eignen sich Scheuermöglichkeiten, um körperliche Bedürfnisse von Masttieren zu befriedigen?

Der Praxisversuch

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Ein Praxisversuch der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen und der Justus-Liebig-Universität in Gießen ist genau dieser Frage nachgegangen. Ziel war es, nicht nur die Stabilität und die Nutzungsdauer der Scheuermöglichkeiten zu erfassen, sondern auch die in­dividuellen Vorlieben der Mastbullen. Je ein Mastdurchgang eines Betriebs im Münsterland und vom Versuchs- und Bildungszentrum Haus Düsse nahmen am Versuch teil. Die Buchtenstruktur war in beiden Ställen ähnlich. Der Praxisbetrieb hat einen Standard-Tretmiststall, Haus Düsse hingegen einen umgekehrten Tretmiststall. Die Versuchsergebnisse stellen Mittelwerte aus beiden Betrieben dar.

Die Gruppengrößen variierten zwischen vier und zehn Bullen. Das Alter der Tiere erstreckte sich über den gesamten Mastzeitraum. In jeder Bucht konnten die Bullen zwischen zwei verschiedenen Scheuerprodukten wählen. Videoaufnahmen dokumentierten das Verhalten der Tiere. Dadurch ließen sich nicht nur die Häufigkeit und Intensität der Nutzung erfassen, sondern auch die Körperstellen, die Bullen bevorzugt scheuerten.

Die Tiere hatten jeweils sieben Tage Zeit, sich an die neuen Scheuermöglichkeiten zu gewöhnen, bevor ihre Nutzung über einen Zeitraum von 14 Tagen aufgezeichnet wurde. Danach kamen die Bullen in eine neue Bucht, um ihre Präferenzen zwischen verschiedenen Scheuermöglichkeiten zu vergleichen.

Bürste, Kratzer und Blech

Insgesamt gab es zehn verschiedene Scheuerprodukte von unterschiedlichen Her­­stellern. Sie variierten in Form, Material und Größe und lassen sich in vier Kategorien einteilen:

Bürsten: Diese Bürsten hatten bewegliche Borsten und ein festes Grundgerüst. So konnten die Bullen Druck auf die Borsten ausüben, was zu einer intensiven Scheuerwirkung führte. Im Versuch kamen eine eckige und eine runde Bürste von Suevia zum Einsatz, die an der Wand montiert waren. Zudem wurde eine Pfahlbürste von Patura installiert. Eine Bürste von HaBe hatte die besondere Eigenschaft, dass sich die Borsten nach hinten wegdrücken, wenn der Druck vorne zu hoch ist. Dadurch bleibt nur ein kleiner Teil der Borsten für die Bullen zugänglich. Es soll das Abbrechen der Borsten verhindern und die Haltbarkeit erhöhen.

Hängende Bürsten: Diese Bürsten befanden sich über den Bullen. Dazu zählt die rotierende Bürste von Boumatic und ein Eigenbau mit der Bürste Twister von Suevia. Sie war mittels eines Galgens und eines Drahtseils befestigt.

Punktuell und kleinflächig: Die Wahl basierte auf Beobachtungen, bei denen sich Bullen wiederholt an hervorstehenden Schrauben oder Gegenständen der Haltungseinrichtung scheuerten. Dafür kam der „Kuhkratzer“ von EasyFix zum Einsatz, der ursprünglich für die Montage an Nackenrohren von Liegeboxen konzipiert ist. In den Buchten war er an den Nackenrohren am Futtertisch angebracht.

Scheuerflächen: Sie sind für ihre kostengünstige Anschaffung und Langlebigkeit bekannt. Im Test waren Scheuerbleche von HaBe und Meier-Brakenberg, die sich in Form und Riffelung unterschieden. Auch dabei war eine  Gummimatte mit Noppen der Firma  BioretAgri.

Womit kratzt es am besten?

Die Auswertung zeigt: Die Bullen präferierten bestimmte Scheuermaterialien und hatten individuelle Vorlieben bei den gescheuerten Körperstellen. Sie bevorzugten Bürsten – insbesondere Pfahl- und rotierende Bürsten. Das zeigt die deutlich höhere Nutzungsdauer im Vergleich zu anderen Scheuerprodukten, wie in folgender Übersicht zu sehen ist. An der Wand montierte Bürsten sowie die Gummimatte nahmen die Bullen ebenfalls gut an. Als ­wenig reizvoll erwiesen sich Scheuerbleche, der am Stahlseil hängende Twister sowie der Kuhkratzer.

Je nach Scheuermittel variierten die Körperstellen, welche die Bullen vorrangig kratzen. Die Ergebnisse zeigt die nachstehende Übersicht. Bei den meisten Produkten waren der seitliche und vordere Kopf, der seitliche Hals und die Schulter bevorzugte Scheuerstellen. Die Pfahlbürste und die an der Wand montierten Bürsten ermöglichten das Scheuern der meisten Körperregionen. Dies könnte auch eine mögliche Erklärung für die hohe Nutzungsdauer der gelben Pfahlbürste sein.

Eine Ausnahme bildete die rotierende Bürste des Unternehmens Boumatic, welche die Tiere aufgrund ihrer Bauart und Positionierung hauptsächlich für den oberen Kopf- und Halsbereich, den Widerrist sowie die Schwanzwurzel nutzten.

Was lehrt der Versuch?

Die Erkenntnisse aus dem Versuch zeigen nicht nur, welche Scheuermöglichkeiten Bullen wie lange für welche Körperstellen nutzten. Sie dienen auch als Entscheidungsgrundlage für Landwirte, die sich an Tierwohlprogrammen beteiligen möchten. Denn nicht jedes Scheuerprodukt, das als Maßnahme zugelassen ist, erzielt den gleichen Effekt bei den Tieren.

Pfahl- und rotierende Bürsten waren zwar sehr beliebt, jedoch ist die Anschaffung vergleichsweise teuer. In Großgruppen relativiert sich der Preis je Tier. Dennoch gibt es günstigere Produkte, die Bullen gut annehmen. Beispielsweise an der Wand montierte Bürsten oder Gummimatten mit Noppen. Scheuerbleche sind zwar eine ökonomisch interessante Alternative, wurden von den Tieren jedoch kaum genutzt und fördern nur begrenzt das Tierwohl.

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