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topplus Eingriffe in den Milchmarkt

Kommentar: Geh’n die Milchbauern baden?

Die Milchpreise sinken. Muss der Staat nun in den Milchmarkt eingreifen? Oder wird Milch durch die vielen Auflagen künftig ohnehin knapp?

Lesezeit: 3 Minuten

Ein Kommentar von Patrick Liste, Chefredakteur beim Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben.

Das muss man ihnen lassen: Mit ungewöhnlichen Bildern hat sich der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter wieder in Szene gesetzt. In Düsseldorf stellten Bauern Tanks auf – und nahmen ein Milchbad. Ihre Botschaft: Wir müssen ausbaden, was die Politik versäumt. Ihr Vorwurf: Die Politik hätte im Herbst 2022 beim Milchpreis-Zenit einen freiwilligen Lieferverzicht gegen Entschädigung umsetzen müssen – um die Talfahrt der Preise zu verhindern.

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Steht der deutsche Milchmarkt vor einem Wandel?

Die Forderung ist nicht neu, bleibt aber strittig: Viele Landwirte, Molkereien und Wissenschaftler sind dagegen, weil sie dem Markt mehr vertrauen als der Politik. Allerdings halten Berlin und Brüssel die Optionen am Köcheln – so bleibt das Thema Mengensteuerung auch acht Jahre nach dem Milchquotenende in der Diskussion. Das könnte sich aber bald ändern. Denn der deutsche Milchmarkt könnte vom Überfluss in den Mangel drehen, mutmaßen einige Akteure. Da­rauf deuten vor allem zwei Entwicklungen hin:

  • Der Handel verschärft die Auflagen für Tierwohl, der Staat das Ordnungsrecht bei Düngung, Pflanzenschutz und Emissionen. Das verteuert die Produktion, bei permanentem Preisdruck. Die Wirtschaftlichkeit bleibt eng. Und mit dem diskutierten Aus für Anbindeställe und der Wiedervernässung von Mooren könnten in Bayern und Niedersachsen große Mengen wegbrechen.
  • Die Nachfolge auf Milchviehbetrieben wird schwieriger. Teilweise raten Eltern ihren Kindern sogar davon ab. Denn während außerlandwirtschaftliche Branchen über eine Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich sprechen, gilt in der Nutztierhaltung eine Sieben-Tage-Woche mit immer höherem unternehmerischem Risiko.

Zusammengefasst: Im Gegensatz zur Vergangenheit können die verbleibenden Betriebe die wegbrechende Menge nicht auffangen. Die Produktion sinkt. Doch ob Milch in Deutschland tatsächlich knapp wird, ist nicht ausgemacht. Denn auch die Inlandsnachfrage geht zurück. Aktuell ist sie schwach. Ob sich der Konsum auf höherem Preisniveau einrenkt, zeigen die nächsten Monate. Die Konkurrenz durch pflanzenbasierte Alternativen und künftig Labormilch bleibt.

Zweifelhafte Aussagen als Dämpfer

Der gefährlichste Nachfragedämpfer dürfte aber das angekratzte Image sein. Kritiker werfen der Milchbranche mit oft zweifelhaften Aussagen vor, Umwelt und Klima zu zerstören. „Klima-Killer Kuh“ setzt sich bei Verbrauchern fest, mit der Folge: Fliegen ist für sie okay, Milch trinken nicht. Erzeuger, Molkereien, Landesvereinigungen und die „Initiative Milch“ halten mit Fakten sowie Werbung dagegen. Doch durchdringen können sie oft nicht. Es mangelt auch am Budget.

Was Mut macht: Die Branche ist kreativ. So hat der WLV-Kreisverband Märkischer Kreis „Kuh-Yoga“ angeboten – und so Milchviehbetriebe in vielen Medien positiv ins Licht gesetzt. Klasse!

Fazit: Nach dem Rekordjahr wird das Milchjahr 2023 ernüchternder. Politik und Handel sollten behutsam mit überbordenden Auflagen umgehen. Und die Branche selbst sollte geschlossen für sich werben. Beide Forderungen sind nicht neu, aber drängender denn je – damit nicht noch mehr Betriebe baden gehen, ganz unabhängig von der Diskussion um eine Mengensteuerung.

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