Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Agrarantrag 2024 Maisaussaat Erster Schnitt 2024

topplus Weidehaltung

Union pocht auf effektives Wolfsmanagement und leichtere Entnahmen

Der Unmut über den politischen Stillstand beim Umgang mit dem Wolf steigt. Das ist beim Fachgespräch der CDU/CSU-Bundestagsfraktion deutlich geworden. Die Lösung wäre ein echtes Bestandsmanagement.

Lesezeit: 5 Minuten

In der Diskussion um den Umgang mit dem Wolf sind die Fronten klar: Auf der einen Seite die Wildtierfreunde und Naturromantiker, auf der anderen die Weidehalter, die um ihre Tiere fürchten. Daran haben auch die Äußerungen von Bundesumweltministerin Steffi Lemke nichts geändert, die sich kürzlich für den konsequenten Abschuss von Problemwölfen ausgesprochen hatte. Der scheitert oft genug an überbordender Bürokratie oder am Widerstand von selbsternannten Tierschützern.

Unterdessen wächst der Wolfsbestand und damit auch die Gefahr von Übergriffen auf Mensch und Tier. Grund genug für die CDU/CSU-Bundestagsfraktion, das Thema in der vergangenen Woche in einer Fachveranstaltung mit dem Titel „Menschen und Weidetiere schützen - Raubtiere bejagen“ zu behandeln. Die Patentlösung war am Ende zwar nicht gefunden, deutlich wurde aber die Wut von Betroffenen über den politischen Stillstand in der Wolfsfrage.

Das Wichtigste zu den Themen Rind + Milch mittwochs per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Herdenschutz auf der Alm unmöglich

Der Vorsitzende des Almwirtschaftlichen Vereins Oberbayern, Josef Glatz, hat jedenfalls sichtbar die Nase voll von der Behauptung, dass effektiver Herdenschutz auf der Alm möglich sei. Das Prinzip sei in Frankreich und Italien längst als gescheitert eingestuft worden, stellte Glatz klar. Auch in Deutschland ist nach seiner Überzeugung ein wolfssicherer Zaun nicht möglich, denn das Tier werde immer eine Möglichkeit zum Überwinden finden.

Der Landwirt pocht daher auf eine leichtere Entnahme und ein echtes Bestandsmanagement, das den Weidetieren genug Lebensraum lässt. „Der Wolf kann überall leben, unsere Tiere und Pflanzen nicht“, betonte Glatz mit Blick auf die einzigartigen Biotope der Alpenregion.

Dammann-Tamke: Entnahme von Problemwölfen „reine Theorie“

Laut dem Präsidenten des Deutschen Jagdverbands (DJV), Helmut Dammann-Tamke, wurde in Niedersachsen seit Beginn der aktuellen rot-grünen Legislaturperiode im vergangenen Jahr kein einziger auffälliger Wolf entnommen. Die Bekenntnisse der Grünen zur aktuellen Rechtslage, die ja schließlich Entnahmen ermögliche, bezeichnet er deshalb als „reine Theorie“. Die entsprechende Ausnahmeregel sei erst möglich, wenn mindestens zweimal der genetische Nachweis erfolgt sei. Dann bekomme ein Jäger den Auftrag, genau das Tier mit dem entsprechenden genetischen Code zu schießen. Das Problem sei, dass der Wolf kein „KFZ-Kennzeichen“ trage, verdeutlichte Dammann-Tamke. Bei der aktuell erreichten Wolfsdichte mit beispielsweise sechs Rudeln allein im Landkreis Celle sei die Identifizierung des richtigen Tieres praktisch unmöglich.

Die Bereitschaft der Jäger, sich hier zu engagieren, werde zudem durch „militante Tierschützer“ stark gedämpft. Da helfe es wenig, wenn der niedersächsische Umweltminister Meyer durchgesetzt habe, dass eine Entnahme im Vorfeld öffentlich gemacht werden muss. Das führe dann oft dazu, dass sämtliche Reviereinrichtungen abgefackelt, zerstört oder angesägt werden, erläuterte der DJV-Präsident. Da wundere es nicht, wenn Landesjagdmitglieder sagen, dass Vater Staat das Problem selbst lösen solle, meinte Dammann-Tamke.

Stegemann: Kari will sich nicht um Weiderisse kümmern

Weidetierschutz ist für den agrarpolitischen Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Albert Stegemann, immer auch Tierschutz. Ihn wundert daher die Position der neuen Bundestierschutzbeauftragten Ariane Kari in dieser Frage. Die hatte nach seiner Darstellung kürzlich im Ernährungsausschuss erklärt, dass sie sich in erster Linie um die Nutztiere in konventioneller Haltung kümmern wolle und nicht um die Weidetiere. Außerdem meine Kari, dass Risse bei Weidetieren in der Regel eine Frage unzureichenden Herdenschutzes sei.

„Hundertprozentigen Wolfsschutz gibt es nur im Tierpark – alles andere ist illusorisch“, entgegnete Jens Schreinicke, Landwirt und Wolfsbeauftragter des Landesbauernverbandes Brandenburg. „Gebetsmühlenartige Wiederholungen“, dass Herdenschutzmaßnahmen mit ausreichend Fördermitteln machbar seien, weist er zurück. Auch „mit einem Haufen Geld“ für Präventionsmaßnahmen und teils 25 Herdenschutzhunden seien Schäfer irgendwann physisch und psychisch an der Grenze, warnt Schreinicke.

Landwirt Schreinicke: Bestandsmanagement senkt Rissrisiko

Nicht gelten lassen will der Landwirt auch das vom NABU-Vertreter Konstantin Kreiser eingebrachte Argument, dass ein Bestandsmanagement nichts wesentliches an der Zahl der Risse ändere. Laut Schreinicke gab es 2015 mit neun Wolfsrudeln und neun Paaren in Brandenburg 74 gerissene Schafe und Ziegen, 25 tote Rinder und 19 Stück gerissenes Gatterwild. Im vergangenen Jahr habe der Wolfsbestand in Brandenburg bei 47 Rudel und 14 Paare. Die Risszahlen: 973 Schafe und Ziegen, 106 Rinder und 32 Stück Gatterwild. Hinzu komme, dass viele Tierhalter Risse nicht mehr melden, ergänzte der Wolfsbeauftragte des LBV.

Schreinicke drängt deshalb auf eine Regulierung des Wolfsbestandes in Form einer Schutzjagd nach schwedischem Vorbild. Das sei logistisch machbar und sinnvoll, wie Beispiele aus anderen Regionen wie etwa dem Schweizer Graubünden zeigen. Notwendig sei auch ein länderübergreifendes Monitoring, da der Wolf zur europäischen Metapopulation zähle, so der Landwirt.

Stier: Bejagung macht Wolfsbestand scheuer

Nach Auffassung des Biologen Dr. Norman Stier würde eine Bejagung durchaus auch zu einer Verhaltensänderung von Rudeln führen. Die würden dann eben Regionen, in denen er „negative Erfahrungen“ gemacht habe, eher meiden. Tendenziell blieben nämlich bei Abschüssen immer die scheusten Tiere übrig. Vor diesem Hintergrund bekräftigte die Unionsfraktion ihre Forderung nach erleichterten Entnahmen und einem Bestandsmanagement für den Wolf in Deutschland. Dafür müsse der Schutzstatus des Beutegreifers in der FFH-Richtlinie endlich gelockert werden.

Mehr zu dem Thema

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.