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Strukturwandel: Wer rettet die Milchbauern?

Kühe schaffen Kulturlandschaft und Freizeitregionen. Sie sind Identitäts- und Wirtschaftsfaktoren, die weit über Milch hinausgehen. Dennoch droht der Milchbranche ein Strukturbruch. Ein Kommentar.

Lesezeit: 3 Minuten

Dieser Beitrag erschien zuerst beim Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben.

Es rumort unter den Mitgliedern des Deutschen Milchkontors und Arla – weil die Auszahlungen niedrig und die Auflagen hoch sind. Doch auch bei anderen Milcherzeugern macht sich Resignation breit. Viele fürchten einen Strukturbruch wie in der Schweinebranche.

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Denn es gibt Parallelen: Die Wirtschaftlichkeit ist oft schlecht, Investitionen sind riskant und zweifelhafte Kampagnen rücken Rinder in ein schlechtes Licht. Vermeintliche Rettungsversprechen entpuppen sich meist als Luftnummer:

Politik: Agrarminister Cem Özdemir und seine Staatssekretärinnen singen ein Loblied auf familien­geführte Milchviehbetriebe, wollen mit dem Anbindestall-Verbot, der Wiedervernässung von Mooren und dem Fokus auf „Grünland-Milch“ aber ganze Milchregionen trockenlegen. Zur Ablenkung entfachen sie die Diskussionen um Milchlieferverträge sowie Lieferverzicht neu. Sie versprechen eine Besserstellung der Erzeuger, was einige Wissenschaftler aber bezweifeln.

Handel: Aldi und Lidl wollen bereits nächstes Jahr Trinkmilch nur noch aus Haltungsform 3 und 4 listen – sechs Jahre früher als angekündigt. Anbindeställe und „normale“ Boxenlaufställe wären raus. Doch schon jetzt hakt es zum Teil am Milchpreiszuschlag. Die bangen Fragen: Schafft der Handel hier wie bei der GVO-freien Milch einen neuen Standard, ohne dauerhaft dafür zu zahlen? Was passiert, wenn ein Händler auf Haltungsform 1 zurückgeht und günstiger anbietet?

Verbraucher: Verunsichert von der hohen Inflation und verwirrt von den vielen Labeln greift die Mehrheit der Verbraucher vermutlich auch künftig zum günstigsten Produkt – trotz allem Verständnis für die Erzeuger. Höherpreisige Mehrwertprodukte bleiben eine Nische.

Molkereien: Wie die gesamte Wirtschaft leiden auch Molkereien unter hohen Kosten sowie der Ampelpolitik. Die Margen sind eng. Aber: Innovativ und gewillt, für die Milcherzeuger etwas zu verbessern, sind nur einzelne Unternehmen.

Verbände: Sie sind gespalten wie eh und je. Die einen sehen die Vertragspflicht als Durchbruch, die anderen als Untergang. Das bestärkt den Eindruck „Die wissen selbst nicht, was sie wollen.“ Den Bauern ist damit nicht geholfen.

All das bricht auf Erzeuger ein. Keine Frage: Wer Milch produziert, braucht Nerven, muss die Kosten im Griff haben und jeden Tag Optimierungen suchen. Das wissen Landwirte. Aber ihnen fehlt eine langfristige Milch-Perspektive. Daher sind die Sorgen über einen Strukturbruch berechtigt.

Diesen noch abzuwenden, ist nicht einfach. ­Allein dürfte es die Branche kaum schaffen. Ein Ansatz könnte daher sein, Unterstützer zu gewinnen. Weil Milchproduktion mehr als „nur“ Melken ist. Zum Beispiel profitiert auch die Touristik- sowie Gastgewerbebranche: Denn Kühe schaffen Kulturlandschaft und Freizeitregionen. Sie sind so Identitäts- und Wirtschaftsfaktoren, die weit über Milch hinausgehen. Wenn das vor allem in der Politik stärker ankommt, besteht zumindest die Chance auf mehr Realismus.

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