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Schweine erfolgreich vermarkten: IXP oder MFA – was ist besser?

Hohe Preise, hohe Zuschläge – dazu passt die Vermarktung nach Index­punkten. Doch manchmal bringt der Verkauf nach Muskelfleischanteil mehr.

Lesezeit: 7 Minuten

Dieser Artikel erschien zuerst im Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben.

Über 400 € Mehrerlös für 46 Übergewichte einer Partie – nur weil diese nach Muskelfleischanteil verkauft wurden statt nach Indexpunkten. Dieses Plus hat Stephan Burhorst durch intensives Analysieren von Schlachtpartien herausgeholt.

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„Der Stundenlohn ist gewaltig, wenn man die Schweine direkt passend tätowiert“, weiß der 40-jährige Schweinemäster aus Visbek. Er ist Vermarktungsprofi. Denn neben den 1300 eigenen Schweinen übernimmt er seit drei Jahren die Sortierung, Vermarktung und Auswertung für etliche Berufskollegen mit mehreren Tausend gezeichneten und ausgewerteten Schweinen pro Jahr.

Berater-Tipps

- In der Regel sind es zu schwere Partien, die Geld verlieren. Nicht erst am 80. Tag mit den ersten Testwiegungen starten.

- Beim Verkaufsstart an der Futtermenge orientieren. Anhand des gefressenen Futters die Futtermenge pro Einzeltier berechnen. Dividiert durch die Futterwertung erhält man den Zuwachs, der zum Einstallgewicht addiert wird. Das theoretische Schnittgewicht bietet einen guten Orientierungswert.

- Beim Verkauf der Vorläufer nicht zwangsweise darauf warten, dass ein ganzer Zug voll wird. Unter Umständen nur einen halben Zug liefern, um verlässliche Gewichtswerte zu bekommen.

- Bei schleppendem Markt die Schweine früh anmelden. Sonst sind die Auftragsbücher schnell voll, sodass die Schweine geschoben werden und die Autofom-Ergebnisse weiter sinken.

- Keine zu großen Abstände zwischen den Partien. Im Abstand von fünf bis zehn Tagen vermarkten – abhängig vom Schlachtgewicht der vorherigen Partie.

- VertrauteGlaubenssätze hinterfragen. Wer Schweine immer zu schwer abliefert, kann sich wirtschaftlich vergaloppieren.

- Nicht über 50 Cent Vorkosten diskutieren, wenn gleichzeitig durch Übergewichte unter Umständen 5 € verloren gehen.

Flexibel bleiben

Während die meisten Mäster auf eine Klassifizierungsart festgelegt sind, entscheidet Burhorst flexibel nach Preisniveau und Tiermaterial. Dazu analysiert er die Abzugsmasken der Schlachtbetriebe und sucht das Optimum, das auch für den Landwirt praktikabel bleibt.

„Die beiden Abrechnungssysteme haben ganz unterschiedliche Ansätze“, erklärt der Landwirt. Bei der Vermarktung nach Muskelfleischanteil (MFA) ist der Zuschlag fix und endet bei 61 % MFA. Wie Übersicht 1 zeigt, sind bei den meisten Preismasken maximal 2 Cent/kg Schlachtgewicht (SG) drin, wenn das Schinken­gewicht passt.

Ganz anders bei Vermarktung nach Autofom. Zum einen ist die Preismaske komplexer, da die Teilstückgewichte den Wert bestimmen. Zum anderen wird nach Index­punkten (IXP) bezahlt statt nach Gewicht. Dadurch sind die Zuschläge variabel.

Je höher die Notierung, um so mehr steigt der Zuschlag. Da ab 1,04 IXP/kg gekappt wird, ist bei einem Basispreis von 2 €/IXP ein Bonus von bis zu 8 Cent/IXP möglich. Bei 2,50 €/kg steigt der maximale Zuschlag auf 10 Cent/kg.

„Die Anforderungen an die Sortierung sind bei Verkauf nach Indexpunkten höher“, stellt Burhorst klar. Seine Erfahrung: Das optimale Schlachtgewicht liegt bei Autofom-Vermarktung im Schnitt eher zwischen 90 und 95 kg als bei 96 bis 100 kg. Je nach Schinkenausprägung muss jeder Betrieb sein optimales Liefergewicht finden. „Denn was oben an Zuschlag ­möglich ist, kann unten auch abgezogen werden“, gibt Burhorst zu bedenken.

Übergewichte sind teuer

Auch bei Über- und Untergewichten gehen die beiden Systeme grundverschieden vor.

Bei vielen MFA-Masken reicht der abzugsfreie Gewichtsbereich von 86 bis 105 kg. Damit ist er 5 kg größer als bei den meisten IXP-Masken. Für die ersten beiden Kilogramm Übergewicht werden moderate 2 Cent/kg abgezogen. Daher vermarkten Mäster schwere Partien gern nach MFA, wenn sie die Wahl haben. Allerdings läppern sich die Abzüge mit zunehmendem Gewicht. Bei 110 kg SG fehlen 13 Cent/kg, bei 115 kg SG steigt der Abzug auf 28 Cent/kg.

Bei Autofom-Vermarktung ist der Optimalbereich mit 88 bis 102 kg meist deutlich kleiner. Es werden nicht Cent-Beträge abgezogen, sondern Indexpunkte – für die ersten 3 kg Über- oder Untergewicht 0,5 IXP/kg, darüber 1 IXP/kg.

Gewicht kostet Indexpunkte

Zusätzlich schlägt die schlechtere Bewertung der Teilstücke durch. Diese verlassen mit steigendem Schlachtgewicht ebenfalls ihren Optimalbereich. Folge: Je schwerer die Tiere werden, um so geringer ist der Zuwachs an Indexpunkten. Da gleichzeitig das Schlachtgewicht steigt, verschlechtern sich die IXP/kg SG.

Den Überblick über die komplexen Masken behält Stephan Burhorst nur am Computer. Er nutzt die Beraterversion des IQ-Agrar-Portals. Dort sind die Schlachtdaten seiner Kunden aufgelistet. Bei Schlachthöfen, die Vermarktung nach IXP oder MFA anbieten, kann er dadurch meistens beide Werte ein­sehen. So kann er dem Landwirt zeigen, welches Ergebnis seine Schweine beim anderen Klassifizierungsverfahren gehabt hätten und welcher Erlös alternativ möglich gewesen wäre.

Mit der Beraterversion kann Burhorst zusätzlich Daten zusammenführen, Betriebe vergleichen, den Erlös für verschiedene Preismasken kalkulieren. Dadurch zieht der versierte Datenanalyst wichtige Schlussfolgerungen zur Vermarktung. Ein Beispiel präsentiert er in Übersicht 2.

Neue Herkunft einschätzen

Bei diesem Durchgang hatte Mäster Meier (Name geändert) eine neue Ferkelherkunft eingestallt, sodass er bei den Schlachtergebnissen nicht auf Erfahrungswerte bauen konnte. Wichtigste Frage für Burhorst: Reicht das Schinkengewicht für die IXP-Vermarktung?

Bei Verkaufsstart herrschte noch ein Preisniveau von 2,50 €. Der Mäster wollte die Schweine extra schwer abliefern, weil er auf einen höheren Preis spekulierte. Deshalb verkaufte er die Vorläuferpartie nach MFA-Maske.

Damit lag er bei der Maskenwahl richtig. Die 161 Tiere mit einem mittleren Schlachtgewicht von 97,33 kg kamen auf 60,82 % MFA. Bei Autofom-Klassifizierung hätten sie 0,997 IXP/kg erreicht, wie Burhorst im IQ-Agrar-Portal herausfindet. Wie viel das unterm Strich beim Erlös ausmachte, zeigt die Differenz zur Notierung. Mit der MFA-Maske lagen Meiers Schweine 0,15 €/’Tier unterhalb der Notierung. Hätte er sich für die Autofom-Maske entschieden, wäre der Verlust mit 0,74 €/Schwein erheblich höher ausgefallen. Die Entscheidung für die MFA-Maske hat ein Plus von fast 100 € gebracht – ohne Arbeit oder Investition.

Bei Analyse der Schlachtdaten ­fielen Berater Burhorst die guten Schinkengewichte auf. Daher empfahl er Meier, die Folgepartien nach Indexpunkten zu verkaufen. Zudem riet er ihm, die Schweine leichter zu liefern, da sonst Abzüge durch schwere Schinken drohen.

Kürzerer Liefertakt

Die Folgepartie, die nur fünf Tage nach den Vorläufern an den Haken kam, bestätigte Burhorsts Empfehlung. Mit 93,85 kg SG erzielten die 160 Schweine 1,02 IXP/kg. Das brachte Meier stolze 4,67 € pro Tier über Notierung. Wäre er bei der MFA-Vermarktung geblieben, hätte er 4,31 € pro Tier weniger erlöst. Für die gesamte Partie macht das 690 € Mehrerlös – nur aufgrund der Entscheidung für die Bezahlung nach Indexpunkten.

Die nächsten Partien schnitten ähnlich gut ab, da Meier das niedrige Schlachtgewicht durchzog. Lediglich die Nachzügler blieben unter 1 IXP/kg. Doch selbst diese hätten mit MFA-Vermarktung weniger Erlös gebracht.

Das schwächere Abschneiden der Vorläufergruppe ließ Burhorst keine Ruhe. Die Sortierung des gesamten Durchgangs nach Schlachtgewicht ergab: Ab 99 kg werden die Tiere zu schwer und bringen weniger als 1 IXP/kg.

Der Vermarktungsprofi fand eine ungewöhnliche Lösung. Er empfahl, nur die schweren Schweine nach MFA zu verkaufen, den Rest nach Indexpunkten. Das funktioniert aber nur, wenn der Schlachthof beide Systeme anbietet.

Burhorsts Vorgehensweise: Bei Vorläuferpartien nach deutlich zu schweren Schweinen suchen. Diese sollten schon beim Anzeichnen mit der Betriebsnummer und einem Zusatzbuchstaben tätowiert und später separat nach MFA-Maske vermarktet werden.

Den finanziellen Vorteil für Meiers Vorläuferpartie zeigt Übersicht 3. Die 46 schweren Schweine hätten bei MFA-Maske 65 € unter Notierung abgeschnitten. Bei IXP-Maske aber hätten sie mit 510 € deutlich mehr gegenüber der Notierung verloren. Unterm Strich hätte Meier bei MFA-Vermarktung der schweren Schweine 445 € mehr erlöst.

Die 115 optimalgewichtigen Schweine hingegen sind bei der IXP-Maske besser aufgehoben. Mit 1,014 IXP/kg liegen sie 390 € über Notierung gegenüber nur 40 € bei MFA-Maske. Unterm Strich ein Plus von 350 € für Mäster Meier.

Schwere Partien splitten

Burhorst ist klar, dass auch versierte Mäster nie sämtliche Übergewichte beim Anzeichnen treffen. „Aber wenn man sich nur die ‚Elefanten‘ rauspickt, bringt das einen sehr ordentlichen Stundenlohn“, empfiehlt er seine Methode für die Vorläuferpartie. Die Folgepartien können in der Regel komplett nach Autofom-Maske vermarktet werden, da es im Idealfall kaum Ausreißer über 100 kg SG gibt. Bei den Nachläufern ist die gesplittete Vermarktung eine Überlegung wert. Wenn diese sehr spät den Hof verlassen, können auch hier vermehrt schwere Tiere auftreten.

In der aktuellen Marktsituation empfiehlt Burhorst Folgendes: Wenn Schlachtpartien geschoben werden und ins Übergewicht wachsen, kann man mit Split­gruppen den Verlust verringern. Der Aufwand ist gering: Nur etwas Zeit und ein zusätzlicher Schlagstempel. Möglich ist das Splitten der Partie natürlich nur, wenn der Schlachthof beide Methoden anbietet.

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