Kommunikation ist das Allerwichtigste. Nur wer anfängt, über seine Probleme zu sprechen, kann sie überwinden“, ist Rinderzüchter Daniel Kleemann aus Friedeburg, Niedersachsen, überzeugt. Deshalb hat der 42-Jährige letztes Jahr zusammen mit Verhaltensforscherin und Tierkommunikatorin Meike Böhm eine Fortbildung für Landwirte auf dem eigenen Hof abgehalten.
Der Titel des zweitägigen Kurses lautete: „Unser Hof, unsere Herde, unser Beruf, unser Leben!“ Im Mittelpunkt standen dabei sowohl das Befinden und Arbeitsethos der insgesamt zwölf Teilnehmer und Teilnehmerinnen als auch die Beziehung zu und die Ansprache von ihren Tieren.
Schließlich weiß auch Meike Böhm von ihren Besuchen auf Höfen in ganz Deutschland zu berichten: Den eigenen Tieren näherzukommen, macht Landwirte insgesamt zufriedener. So schlägt die 48-Jährige etwa vor, seine Kühe weniger als „Viecher“ denn als „Mitarbeiter“ zu betrachten. Beim Gang in den Stall könne man ihnen etwa erzählen, was heute ansteht. Dann dürfe man z. B. bei der Klauenpflege auch mit entspannteren Tieren rechnen.
Über den Hof hinausgucken
Wie es überhaupt zu dem Seminar kam? Durch Hektik, Arbeitslast und Ehekrise stand Daniel Kleemann selbst schon unter Druck. Erst viele Gespräche, eine Beratung sowie ein anderer Blick auf Hof, Herde und Herzensangelegenheiten konnten Abhilfe schaffen.
„Meine Erfahrungen möchte ich auf jeden Fall mit den Berufskollegen teilen“ – dieser Gedanke ließ den Betriebsleiter nicht los. Schließlich spreche man untereinander oft eher über neue Anschaffungen für den Hof oder Zuchtzahlen als über Sorgen und Nöte. Auch liefe man Gefahr, sich zu verzetteln, wenn man nie eine andere Perspektive einnimmt als die von klein auf erlernte.
Anderer Umgang mit den Tieren
Schluss mit Leistungsdruck bei den Kühen, körperbaulichen Problemen und Unruhe im Stall: Auf der Suche nach neuen Ansätzen zum Umgang mit seinen Tieren stieß der Betriebsleiter dann auf das Instagram-Profil von Meike Böhm. Letztlich absolvierte er sogar eines ihrer Online-Seminare. „Meikes Sichtweise auf die Herde war so ganz anders als das, was ich bisher gelernt hatte. Total beeindruckend“, kommentiert Daniel Kleemann.
Das Credo der Verhaltensforscherin, die nicht aus der Agrarszene kommt, ihr Wissen aber unter anderem durch die praktische Arbeit mit Bäuerinnen und Bauern erworben hat: „Was der Landwirt fühlt, überträgt er auf seine Herde. Anders gesagt: Wer die Stimmung im Stall verbessern will, muss zunächst an seiner eigenen Stimmung arbeiten.“
Bauer und Berater sein
Viele Planungstreffen, Telefonate und das Aufsetzen von Werbemitteln später, fand im November 2023 die erste Fortbildung der beiden statt. „Um genügend Zeit für die Vorbereitungen zu haben, hatte ich mir seit September den Donnerstag freigeschaufelt. Meike und ich wurden außerdem von vielen Seiten unterstützt“, sagt Daniel Kleemann.
So wird es Mitte Februar auch direkt eine zweite Ausgabe des Seminars geben (weiterführende Informationen gibt es auf Anfrage unter der E-Mail-Adresse kleemann.daniel1@gmx.de ). Ob die Fortbildungen eine Einkommensquelle werden können, das möchte der Landwirt erst einmal offen lassen.