Die Umweltminister von Bund und Ländern wollen neue Regeln für den Abschuss übergriffiger Wölfe auf den Weg bringen. Der Wolf ist eines der Schwerpunktthemen auf der am Mittwoch beginnenden Umweltministerkonferenz (UMK) im westfälischen Münster.
Abschuss nach nur einem Riss möglich
Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) hatte Mitte Oktober ihren Vorschlag für eine schnellere und unbürokratische Entnahme von übergriffigen Wölfen vorgestellt. Danach soll der Abschuss von Wölfen bereits nach dem ersten Riss von Nutztieren möglich sein. Er darf demnach innerhalb von 21 Tagen ab dem Risstag erfolgen, wenn das Tier im Radius von 1.000 m um die Rissstelle erneut angetroffen wird. Bedingung ist ein Urteil eines Gutachters sowie ein ausreichender Herdenschutz. Zudem sollen die Bundesländer Regionen mit erhöhtem Wolfsaufkommen definieren, in denen Schnellentnahmen möglich sind.
Mecklenburg-Vorpommern warnt vor rechtlichem Flickenteppich
Noch nicht zufrieden mit Lemkes Vorschlag äußerte sich vor Beginn der UMK Mecklenburg-Vorpommerns Agrar- und Umweltminister Till Backhaus (SPD). Die Vorschläge für die Schnellabschüsse gingen in die richtige Richtung, er zweifele aber an ihrem Bestand vor Gericht, sagte Backhaus. „Ich fordere daher bundeseinheitliche Regelungen zum Umgang mit Wölfen, die Schutzzäune überwunden und Nutztiere gerissen haben“, sagte er. Dafür brauche es eine Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes oder einer Wolfsverordnung des Bundes. Von der UMK erwarte er daher, dass sie einen Beschluss fasst, der keinen rechtlichen Flickenteppich bedeutet.
Wolfs Abschuss in NRW steht bevor
Der gastgebende Umweltminister von NRW, Oliver Krischer (Grüne) steht in seinem Bundesland kurz vor einer Allgemeinverfügung für einen Abschuss der Problemwölfin GW954f, auch „Gloria“ genannt. Zuständig ist der Kreis Wesel, in dessen Gebiet das Wolfsrevier Schermbeck am Niederrhein fällt. NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) sieht seine schwarz-grüne Koalition geschlossen beim Thema Wolf. „Dazu gibt es innerhalb der Landesregierung keinen Dissens und klare Zuständigkeiten. Wir sind einig, dass wir alle rechtlichen Spielräume beim Wolf ausschöpfen wollen“, sagte er im Interview mit dem Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben.
Weidetierhalter wollen in Münster demonstrieren
Landwirte und Weidetierhalter haben zur Umweltministerkonferenz in Münster Demonstrationen angemeldet. Am Donnerstag, den 30. November, findet ab 12.00 Uhr eine Kundgebung vor dem Mövenpick Hotel in Münster statt, die der Westfälische Landwirtschaftsverband ausrichtet. Daran nehmen auch Vertreter des Deutschen Bauernverbandes, des Rheinischen Landwirtschaftsverbandes, von Land Schafft Verbindung und dem Schafzuchtverband NRW teil. Rund 100 Landwirtinnen und Landwirte aus Westfalen-Lippe werden hierzu erwartet.
Geld für Schutzmaßnahmen gefordert
Auch von den Weidetierhaltern aus Niedersachsen gibt es große Erwartungen an die UMK. Der Wolf müsse weiter Chefsache sein, damit nicht nur der finanzielle Förderrahmen gesichert ist, sondern auch die Bearbeitung der Anträge nicht bis zum Nimmerleinstag dauert, fordert das Aktionsbündnis aktives Wolfsmanagement. Die Weidetierhalter wollen, dass das Land auch für die Kosten des notwendigen Zaunbaus und den laufenden Unterhalt für die Sicherung der wolfabweisenden Zäune und für Herdenschutzhunde aufkommen muss, berichtet der Landvolk Pressedienst.
Große Präsenz von Wölfen in Weidetierregionen im Norden
Wie es mit der Weidetierhaltung bei zunehmender Wolfspopulation in Norddeutschland weitergehen soll, haben die 14 in der „Landvolk-Küste“ zusammengeschlossenen Landvolkkreisverbände in einer Umfrage mit rund 1.000 Teilnehmenden ermittelt – darunter gut 83 % Weidetierhalter. Rund 76 % der Betriebe gaben an, dass in einem Umkreis von 60 Kilometern Wölfe leben. Die Hälfte sehe Wölfe in der Umgebung des Hofes, bei mehr als jedem fünften Betrieb kam es zu Wolfsübergriffen, sodass viele Weidetierhalter Herdenschutzmaßnahmen umgesetzt haben bzw. planen.
„Diese Umfrage zeigt deutlich: Die Rückkehr, die ungebremste Ausbreitung des Wolfes sowie vermehrte Übergriffe auf Großtiere stellen für unsere Weidetierhalter ein sehr hohes und nicht kalkulierbares Gefahrenpotenzial dar – und sie fühlen sich durch die Politik im Stich gelassen“, sagte Jörn Ehlers als Sprecher der zusammengeschlossenen Verbände.