Burkhard Kayser ist freiberuflicher Berater für nachhaltige Landnutzung und hat seinen Schwerpunkt auf Agroforstsysteme gelegt. Er beriet Milchviehhalter Felix Riecken bei der Planung seines Agroforstkonzeptes und beschreibt im Interview die Vor- und Nachteile des Systems.
Was ist ein Agroforstsystem?
Kayser: Als Agroforstsystem bezeichnet man genutzte Bäume oder Sträucher in Kombination mit Landwirtschaft.
Für welche Betriebe kommen solche Systeme infrage?
Kayser: Alle Betriebe mit Weidewirtschaft profitieren. Der Gehölzfutteranbau ist wertvoll bei Wiederkäuern und verbessert die Tiergesundheit. Das System eignet sich ideal in Gebieten, wo Wind- und Wasserschutz relevant sind. Im Kern bietet es sich für alle Betriebe an, die ökologische und ökonomische Vorteile nutzen wollen.
Was sind die größten Hürden für das Anlegen eines Agroforstsystems?
Kayser: Die derzeitige Förderpolitik ist leider wenig motivierend. Und Flächen, wo Bodenbrüter wie der Kibitz oder die Wachtel angesiedelt sind, fallen gänzlich aus der Förderkulisse. Hinzu kommt, dass das Pflanzen und die Pflege der Gehölze gerade zu Anfang viel Aufwand erfordert.
Was sind die größten Potenziale?
Kayser: Kurz- und mittelfristige neue Einkunftsmöglichkeiten sowie eine Diversifizierung des Betriebes. In Zeiten von Trockenheit und Dürre bleiben Bäume und Sträucher grün und bieten Futter. Darüber hinaus gibt es spürbare psychische Effekte bei Landwirten, die Bäume anpflanzen: Sie leisten einen Beitrag für den Klimaschutz und sorgen für Artenvielfalt und Lebensräume.
Was geben Sie Skeptikern mit?
Kayser: Der Vorteil von Agroforstsystemen ist, dass sie reversibel sind. Sie lassen sich also auch wieder von Flächen entfernen. Wer Interesse hat, kann sich an die Beratungsstellen wenden. Ich freue mich, wenn Landwirte die Angst verlieren, Bäume zu pflanzen.