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topplus Agritechnica 2023

Trends in der Gülletechnik: Einfach oder professionell

Gülletransport und -ausbringung werden immer häufiger getrennt. Daneben ist auch der Trend hin zur Nachrüstung von Schleppschlauch- oder Schuh ungebrochen.

Lesezeit: 9 Minuten

SCHNELL GELESEN
Der Prallteller hat auf dem Grünland noch ein Jahr, dann ist Schluss. Nachrüstlösungen mit einfachen Verteilern sind deshalb momentan sehr beliebt.
Neue Ausbringgestänge gibt es ­unter anderem auch von Bomech und ­Vogelsang. Bomech zeigt erstmals einen Schleppschlauchverteiler.
Bei Festmiststreuern steht das gleichmäßige Ausbringen der organischen Düngemittel im Fokus der Entwickler.

Grob lassen sich die Trends in der Gülletechnik in zwei Kategorien unterteilen. Auf der einen Seite sehen wir hochtechnisierte Güllewagen mit Ausbringtechniken für eine präzise Applikation. Auf der anderen Seite bieten die Hersteller bei den Verteilern aber auch Nachrüstlösungen für einfachere und kleinere Fässer.

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Drei Innovationstreiber für die Gülletechnik

Vor allem gesetzliche Anforderungen, aber auch der teure Dünger der letzten Jahre treibt Landwirte an, ihre Gülle noch gezielter einzusetzen. Hinzu kommt das Förderprogramm der Bundesregierung, was zu vielen Investitionen in neue Gülletechnik geführt hat. Folgende Faktoren beeinflussen die Entwicklungen in der Branche:

  • Verbot von Pralltellern auch auf Grünland, ab 2025 ist Schluss.
  • Rote Gebiete: Die Düngermengen sind gesetzlich begrenzt, hier kommt es auf jedes Kilogramm Stickstoff an.
  • Kurze Düngezeitfenster erfordern schlagkräftige Maschinen.

Neue Alternativen zu Schleppschlauch und -schuh

Das Ende des Pralltellers ist nah. Noch eine Saison, dann ist auch auf Grünland Schluss mit der einfachen, günstigen und leichten Technik. Wer die Arbeit weiterhin selbst übernehmen möchte, der wird auf der Agritechnica zahlreiche Nachrüstlösungen für sein Fass finden.

Die Anzahl der Hersteller, die Schleppschlauch- oder Schleppschuhgestänge in Arbeitsbreiten ab 6 m anbieten, steigt stetig. Auch neue Konzepte kommen hinzu, wie der Schleppfix der Brunner Spezialwerkstatt aus Österreich. Die Maschine kommt ohne rotierenden Verteilerkopf aus. Der Güllestrahl prallt auf eine spezielle Fächerdüse, die den flüssigen Dünger dann weiter zu Leitblechen und schließlich zu den Ausbringkufen mit 15 cm Strichabstand bringt. Der kleinste Verteiler misst 7,20 m in der Breite und wiegt nur rund 500 kg.

Ohne Kufen kommt der Rohrverteiler von BHE Agrotec aus. Das Prinzip dabei ist Folgendes: Ein herkömmlicher Schneidverteiler fördert Gülle über Schläuche in drei Rohre. In jedem Rohr sind hydraulisch angetriebene Schnecken montiert, die die Gülle über einzelne Schlitze ausdosieren. Über geklemmte Blenden lässt sich die Schlitzgröße variieren. Das soll für eine gute Verteilgenauigkeit sorgen.

Wichtig ist dabei laut Hersteller, dass das Rohr immer gut gefüllt ist. Stützräder führen den Verteiler über den Boden. Den dreiteiligen, klappbaren Rohrverteiler gibt es in den Arbeitsbreiten 9 und 12 m und wiegt 950 bzw. 1.150 kg. Er kommt ohne Hubwerk am Fass aus.

Gülleverteiler werden immer genauer

Auflagen in Roten Gebieten und teure Düngemittel drängen die Landwirte dazu, ihre Wirtschaftsdünger sehr präzise und verlustarm auszubringen. Der NIRS-Sensor ist auf immer mehr Ausbringfässern zu sehen. Am Bordrechner kann der Fahrer die gewünschte Nährstoffmenge je Hektar eingeben und die Steuerung regelt die Durchflussmenge automatisch.

Dazu braucht es aber in der Regel Drehkolben-, Verdränger- oder Kreiselpumpen mit einem hydraulischen Antrieb. Denn dann lässt sich über die fasseigene Bordhydraulik die Drehzahl der Pumpe und damit direkt die Menge steuern.

Ein Problem bei der Ausbringung per NIRS-Sensor bleibt, dass man die Menge nur nach einem Nährstoffwert regeln kann. Wird an einer Stelle weniger Stickstoff benötigt, reduziert sich meist auch die Gesamtmenge und somit auch die anderen Nährstoffe wie Phosphor oder Kali. Deswegen setzen einige Landwirte mittlerweile eher auf die Ausbringung nach Phosphor und ergänzen anschließend Stickstoff mineralisch, ebenfalls per angepasster Applikationskarte.

Gülle teilflächenspezifisch auszubringen, war bisher immer auf die gesamte Gestängebreite reduziert. Das heißt, wer z.B. mit einem 30 m-Schleppschlauchverteiler unterwegs war, konnte die Menge auch nur auf der gesamten Breite anpassen. Zunhammer hat nun für das ECO-Dou Vario-Gestänge eine Weiterentwicklung vorgestellt. Bei dem System setzt man auf zwei Drehkolbenpumpen. Jede der Pumpen versorgt eine Gestängehälfte mit Gülle. Die Durchflussmengen lassen sich jetzt unabhängig voneinander steuern. Möglich macht das der hydraulische Pumpenantrieb. Damit steigt vor allem bei großen Arbeitsbreiten die Genauigkeit. Die DLG vergibt dafür die Silbermedaille.

Präziser wird es auch bei den Verteilern. So bieten mehrere Hersteller mittlerweile geeignete Ventile für die einzelnen Schläuche der Verteiler. Damit lassen sich heute in Keilen sogar einzelne Auslässe separat und automatisch per Section Control abschalten. Zunhammer wird in Hannover eine überarbeitete Version seiner pneumatisch geschalteten Quetschventile zeigen, bei dem das Gehäuse aus durchsichtigem Polyurethan gefertigt ist. Defekte Ventile sollen sich so schneller identifizieren lassen.

Legal auf der Straße unterwegs

Fliegl wird auf der Agritechnica ein Einachsfass mit 9 m³ Füllmenge vorstellen, das trotz angebauten, 9 m breiten Schleppschuhverteiler legal auf der Straße unterwegs sein soll. Die gewichtsoptimierte Bauweise des Polyline 9000 setzt auf einen Tank aus glasfaserverstärktem Kunststoff. Bei einem zulässigen Gesamtgewicht von 13 t und einem Leergewicht von 4,5 t bleiben 8,5 t Nutzlast.

Bodenschonung mit großen Reifen und Triebachsen

Weil viele Fässer durch die umfangreiche Technik schwer sind, werden bodenschonende Konzepte wichtiger. Reifendruckregelanlagen gehören bei den Ausbringgespannen schon fast zur Serienausstattung. Manche Hersteller bieten spezielle „Moorausführungen“ an. Dabei sind die Radausschnitte im Tank noch größer und Reifen bis zu 2,00 m Höhe möglich.

Auch Triebachsen stehen immer häufiger auf der Optionenliste. Dabei geht es in erster Linie nicht darum, auch bei nassen Bedingungen fahren zu können, sondern den Boden schon zu schonen, bevor es brenzlig wird. Hier kommen oft hydraulische Antriebe zum Einsatz. John Deere hat mit dem eAutoPowr ein stufenloses Getriebe mit elektromechanischer Leistungsverzweigung für das Topmodell 8R 410 im Programm. In Zusammenarbeit mit Joskin kann der Schlepper elektrische Energie für E-Motoren an den Achsen eines Güllefasses bereitstellen und den Wagen somit direkt antreiben. Auch Konzepte mit einem Kettenlaufwerk unter dem Fass anstelle von Reifen werden in der Praxis erprobt. Hier bremsen aber wohl vor allem die hohen Kosten die Euphorie.

Noch weniger Druck bringt man auf den Acker, wenn man das Fass weglässt. Hier haben Verschlauchungsanlagen einen großen Vorteil, denn man muss nur mit Schlepper samt Verteiler aufs Feld. Bei kleinstrukturierten Flächen ist das Auf- und Abbauen der Technik aber meist unpraktikabel. Die Firma Kleutec hat mit ihrer mobilen Lösung samt Container und Schlauchrolle das Verschlauchen mobiler gemacht.

Auch Bomech hat die Verschlauchungstechnik für sich erkannt und bietet künftig ein Schleppschuhgestänge in 15 bzw. 18 m Arbeitsbreite für den Anbau am Schlepper. Das Schwenkrohr, an dem der Gülleschlauch befestigt ist, positioniert der Hersteller unter dem Verteiler und recht nah am Schlepper. Das soll die Belastung auf das Anbaugerät minimieren und die Traktion des Schleppers beim Ziehen des Schlauches verbessern. Der Drehbereich des Rohres liegt bei 170°. Neben Schleppschlauch- oder Schleppschuhgestängen sind auch Injektoren für diese Art der Gülleausbringung geeignet.

Doppelter Nutzen von Güllescheibeneggen und Grubbern

Die Auswahl bei den Injektoren wächst. Wo früher hauptsächlich spezialisierte Hersteller Güllescheibeneggen oder Grubber angeboten haben, sind mittlerweile auch bekannte Bodenbearbeitungsgerätehersteller auf den Zug aufgesprungen.

So hat Lemken bereits im letzten Jahr seine Heliodor-Kurzscheibenegge für die Gülleausbringung hinter dem Fass oder dem Selbstfahrer fit gemacht. Nun bietet auch Amazone mit seiner Catros diese Möglichkeit. Die Verteilertechnik stammt dabei von externen Firmen, wie z.B. Vogelsang.

Stufenloses Schleppschlauchgestänge

Für Aufsehen sorgte in diesem Frühjahr das neue Schleppschlauchgestänge von Bomech. Der eigentlich für den Schleppschuh bekannte Hersteller aus den Niederlanden arbeitet an einem variablen Gestänge, bei dem sich die Arbeitsbreiten stufenlos zwischen 21 und 36 m variieren können. Damit sollen Lohnunternehmer mit nur einer Maschine auf unterschiedliche Fahrgassenabstände der Kunden reagieren können.

Auch Vogelsang wird in Hannover eine Weiterentwicklung seines BlackBird-Schleppschuhgestänges zeigen. Der Verteiler wird nun auch mit 30 m Breite verfügbar sein, damit zieht man mit der Konkurrenz gleich. Ob noch weitere Hersteller neue Gestänge zeigen, bleibt abzuwarten.

Nexat setzt Gülleausbringung auf feste Spuren

Ganz neu ist der Gülleaufbau für das System Nexat. Hier arbeitet die Firma Kalverkamp mit dem Gülletechnikhersteller Wienhoff zusammen. Der Aufbau fasst 32 m³. Die Verteiltechnik (Schleppschuhgestänge/Injektor) sind unter dem Rahmen integriert. Damit will man auch die recht schwere Gülletechnik auf feste Spuren bringen. Wir bleiben gespannt, ob sich das System in der Praxis beweisen kann.

Mist gleichmäßiger verteilen

Mist nach Applikationskarte ausbringen ist schon heute möglich. Voraussetzung dafür ist ein im Fahrwerk des Streuers integriertes Wiegesystem. Da Mist aber häufig recht inhomogen ist, kommen Forderungen aus der Praxis, auch diesen Wirtschaftsdünger per NIRS-Technologie auszubringen.

Samson hat für seinen Opti-Sensor auf der Sima im Dezember 2022 eine Goldmedaillie gewonnen. Bei der Entwicklung ist in der Seitenwand des Dungstreuers der Sensor verbaut, der dann in Echtzeit die Nährstoffgehalte sowie die Trockenmasse von Mist und Kompost bestimmen soll und schließlich die Ausbringmenge regelt. Das System befindet sich noch in der Erprobung. Wir sind gespannt, ob Samson nun eine praxisreife Version in Hannover ausstellen wird.

Bergmann will mit dem SpeedControl die Querverteilung beim Streuen verbessern. Dabei wird die Vorfahrtgeschwindigkeit des Schleppers über TIM (tractor-implement-management) geregelt. Denn laut Hersteller ist eine zur Ausbringmenge angepasste und konstante Kratzbodengeschwindigkeit dafür enorm wichtig. TIM steuert den Schlepper und verändert die Fahrgeschwindigkeit, um die gewünschte Menge je Hektar (geregelt nach t/ha oder per Applikationskarrte) auszubringen.

Eine modulare Bauweise soll landwirtschaftliche Transporter vielseitiger machen. Fliegl und Brantner bieten z.B. Streuwerke als Zusatzoption für ihre Abschiebewagen an. Brantner präsentiert in Hannover das Breitstreuwerk Power-Spread Pro. Damit ergänzen die Österreicher ihr Programm neben stehenden Walzen nun auch um eine Version mit liegenden Walzen und Streutellern.

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