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Den Raps mit richtiger Düngung stärken

Übernässte Böden, schwache Wurzeln, ausgewaschene Nährstoffe – im Raps steht ein herausforderndes Düngejahr bevor. Mit diesen Tipps sichern Sie Ihre Erträge ab.

Lesezeit: 4 Minuten

Unser Autor:Gerrit Hogrefe, N.U. Agrar

Nach den kriegs- und krisenbedingten Rekordpreisjahren scheint auf den Märkten Ruhe eingekehrt zu sein. Nun bestimmen wieder die Fundamentaldaten das Geschehen am Markt. Der Preis für Raps pendelt sich – bei offenbar guter weltweiter Versorgungslage – zurzeit auf das langjährige Niveau von 40 €/dt ein. Dieses Preisniveau dürfte allerdings nur bei sehr hohen Erträgen für auskömmliche Deckungsbeiträge sorgen, da die Kosten (u. a. Löhne, Maschinen) deutlich gestiegen sind.

Dass sich in diesem Jahr solche Top-Erträge einstellen, ist aber alles andere als sicher – trotz der vielerorts imposanten Feldbestände. Landauf, landab waren im Herbst prächtig entwickelte Rapse zu sehen. Selbst sehr späte Saattermine erreichten wegen des warmen Herbstes eine ausreichende Vorwinterentwicklung.Mittlerweile bestimmt aber die Nässe das Bild auf den Feldern. Die Bestände werden aufgrund von Sauerstoffmangel infolge der anhaltend wassergesättigten Böden von Woche zu Woche schwächer.

Wie Pflanzenhormone und Sauerstoffmangel die Bestände beeinflussen

Bereits ab Mitte Oktober konnte man ein schleichendes Absterben der Feinwurzeln beobachten – insbesondere auf Böden mit geringer Feldkapazität. Das hat nicht nur negative Folgen für die Wasser- und Nährstoffaufnahme im Frühjahr, sondern ist vor allem aus phytohormoneller Sicht bedenklich. Der Grund: In den Spitzen der Feinwurzeln bilden sich die Cytokinine, welche die Zellteilung fördern und an der Ausprägung aller wichtigen Ertragsparameter maßgeblich beteiligt sind – von der Anzahl der Seitentriebe über die Kornzahl pro Schote bis hin zum TKG. Ein Mangel an Cytokininen kann deshalb empfindliche Ertragseinbußen nach sich ziehen.

Inwieweit Cytokinine die Entwicklung der Pflanze beeinflussen können, hängt jedoch nicht nur von ihrer absoluten Menge ab, sondern vorrangig von ihrem Verhältnis zu den Streckungshormonen (Auxinen). Und das macht die Lage noch etwas schwieriger: Denn die kürzer werdenden Tage ab Oktober gepaart mit geringer Strahlungsintensität und überdurchschnittlichen Temperaturen haben die Pflanzen dazu veranlasst, hohe Auxin-Mengen zu bilden, um sich „nach dem Licht zu strecken“.

Witterungsbedingt treffen damit sehr hohe Auxinpegel auf sehr geringe Cytokinin-Niveaus. Die Konsequenz daraus ist ein massives hormonelles Ungleichgewicht. Typische „Symptome“ dafür sind fast palmwedelähnliche, alte Blätter mit sehr langen Stielen und suppentellergroßen Blattspreiten.

So lassen sich die ­Cytokinine fördern

Die Produktion von Cytokininen in den verbliebenen Wurzelspitzen kann man durch Düngung stimulieren. Das funktioniert mit Anionen wie Nitrat, Sulfat oder Chlorid. Wegen der hohen Herbst- und Winterniederschläge ist davon auszugehen, dass selbst auf besseren Böden ein Großteil der Anionen in tiefere Schichten verlagert worden ist. Der vergleichsweise geringe Vorrat im Boden verstärkt damit die Bedeutung einer anionenbetonten Düngung, um ausreichende Konzentrationen sicherzustellen. Wie weit die Anionen abhängig von der Bodenart näherungsweise verlagert wurden, lesen Sie im Kasten.

Für die N-Startgabe sind daher nitrathaltige Dünger wie KAS oder ASS die Produkte der Wahl. Vorsicht ist allerdings auf sehr leichten Standorten geboten. Ein Überreizen der Nitratkonzentration im Boden kann schnell zu nachteiligen Effekten führen. Dazu zählen z. B. ein kohlartiger Wuchs, eine höhere Krankheitsanfälligkeit und eine ineffiziente N-Ausnutzung, da die Pflanze ihre Nährstoffe vorrangig in große Blätter einlagert. Daher gilt folgende Faustregel: Düngen Sie nicht mehr Nitrat (in kg/ha) in einer Gabe als der Boden Punkte hat.

Harnstoff schon eingekauft – was jetzt?

Viele Betriebe haben für Raps aber schon ammonium- oder amidhaltige Düngemittel eingeplant und vorgekauft. In diesem Fall kann man durch einen sehr frühen Applikationszeitpunkt einen ähnlichen Effekt erreichen. Denn Ammonium wird im Boden zügig zu Nitrat umgebaut.

Lediglich bei ammoniumstabilisierten Düngern (mit Nitrifikationshemmer) tritt der gewollte Nitratschub bei der Startgabe nicht ein. In dem Fall kann man mit hohen Sulfatgaben (SSA, Kieserit) und durch das Düngen von chloridischem Kali (z. B. Kornkali, 60er-Kali, Potash) die Cytokininproduktion beeinflussen.

Wie weit verlagern sich Nährstoffe im Boden?

Um das Verlagerungspotenzial von Nitrat, Sulfat und Co. des eigenen Standortes vor dem Hintergrund der Regenmengen überschlägig einzuschätzen, lässt sich folgende Faustregel nutzen: Teilen Sie dazu die Niederschlagssumme der vegetationslosen Monate (November bis Februar) durch einen bodenabhängigen Divisor (Sand: 2, Lehm: 3, Ton: 4). Das Ergebnis zeigt an, wie weit sich Anionen (außer Phosphat!) im Boden in cm verlagert haben. Berücksichtigen Sie, dass es sich dabei um Näherungswerte ohne wissenschaftlichen Anspruch handelt. Hier einige Beispielrechnungen:

  • anlehmiger Sand (<30 BP), 200 mm Niederschlag: 200 mm/2 = 100 cm Verlagerung.

  • sandiger Lehm (60 BP), 200 mm Niederschlag: 200/3 = rund 65 cm Verlagerung.

  • lehmiger Ton (40 BP), 200 mm Niederschlag: 200/4 = 50 cm Verlagerung.

Organische Dünger zu Raps?

Das schwache Wurzelsystem des Rapses und die potenziellen Nährstoffver­lagerungen lassen den „Volldünger“ Gülle bzw. Gärrest zu Raps attraktiv erscheinen. In den vergangenen Jahren hat sich aber wiederholt gezeigt, dass der frühe N-Bedarf der Rapspflanzen und die oft verspätete organische Düngung (Befahrbarkeitsprobleme) kein gutes Pärchen sind.

Sollten die Flächen dagegen gebietsweise einigermaßen früh befahrbar sein, kann Gülle in Kombination mit einer Startgabe aus SSA oder ASS mit wenigstens 50 kg/ha N eine Alternative sein. Gülle-Deadline im Raps ist auf den meisten Standorten der 10. März. Danach fällt die Ausnutzung des Gülle-N ab und die Erträge leiden.

Wie viel N braucht der Raps?

Das Gros der Bestände ist infolge der günstigen Herbsttemperaturen gut ­entwickelt bis grünkohlartig überwachsen. Das 12-Blatt-Ziel vor Vegetationsschluss haben viele Bestände selbst bei späteren Saatterminen sicher erreicht.Die mittlere N-Aufnahme dürfte damit für diese Bestände bei über 100 kg/ha N liegen – eine gute Voraussetzung für eine reduzierte N-Düngung im Frühjahr.

Für die Startgabe reichen in diesen gut entwickelten Rapsbeständen je nach Bodenart 60 bis 70 kg/ha N aus, trotz der erwartbar geringen Nmin-Werte. Im Falle starker Blattverluste können die Pflanzen den im Herbst aufgenommenen Stickstoff nicht vollständig nutzen. Dann sind Zuschläge von 10 kg/ha N auf die Startgabe notwendig (sofern nach DüV zulässig).

Wie Sie die N-Gesamtdüngung (nach pflanzenbaulicher Betrachtung und nach DüV) sowie die Höhe der Startgabe berechnen können, entnehmen Sie den Übersichten 1 bis 3.

Vereinzelt sind neben den gut entwickelten Beständen auch Rapsflächen zu beobachten, die nach den Sommerniederschlägen zu früh bearbeitet wurden und aufgrund von Strukturproblemen im Boden nur sehr geringe Wachstumsraten vorweisen. Diese Rapsbestände sind kaum über das 8-Blattstadium ­hinausgekommen und tun sich weiterhin sehr schwer. Die wassergesättigten Böden seit Ende Oktober tun nun ihr Übriges.

Weniger N-Aufnahmen bei schwach entwickelten Beständen

Weil im Verlauf des Herbstes oft noch Pflanzen durch Kohlfliegen, Nässe, Erdflöhe oder Phosphat-Mangel ausgefallen sind, konnten die Rapsbestände bislang häufig maximal 40 kg/ha N aufnehmen. Ähnlich verhält es sich mit Böden, die nach der Aussaat regional zugeschlämmt sind. Auch diese Bestände zeigen sich bis heute wenig vital, was sich an reduzierten Pflanzenzahlen und geringen N-Aufnahmen zeigt.

Die in diesen Fällen notwendigen Startgaben von mindestens 100 kg/ha N (z. B. aus SSA + KAS) werden oft bereits nah an der nach DüV rechnerisch möglichen Gesamtmenge liegen – besonders in den Roten Gebieten. Kleine Restmengen können Sie noch bei Pflanzenschutzmaßnahmen über AHL ergänzen. Alternativ ist es auch denkbar, mineralische Einmalgaben (z. B. mit Piamon oder ASS) in Höhe der möglichen N-Gesamtmenge zu düngen.

Rote Gebiete setzen Raps zu

Die massive Ausweitung der Roten Gebiete in rapsintensiven Regionen wie z. B. Mecklenburg-Vorpommern ist eine große Gefahr für die deutsche Rapsproduktion. Denn aufgrund des sehr frühen N-Bedarfs kann Raps kaum von der spät einsetzenden Stickstoffmineralisation aus dem Bodenhumus profitieren. Damit ist er – wie keine andere Kultur – abhängig von der Mineraldüngung. Pauschale Abschläge treffen den Raps damit hart.

Das zeigt sich deutlich beim Vergleich des pflanzenbaulichen Bedarfs mit den rechtlich zulässigen Düngemengen in den Roten Gebieten (siehe Übersichten 1 und 2). Selbst gut entwickelte Bestände mit hoher N-Aufnahme lassen sich so nicht bedarfsgerecht ernähren. Das führt zu einer Abwärtsspirale der Erträge.

Die Probleme verschärfen sich in Beständen mit schwacher Herbstentwicklung. Hier fallen die möglichen pflanzenbaulichen Abschläge für die Frühjahrsdüngung entsprechend geringer aus. Der nicht aufgenommene Herbst-N wird in niederschlagreichen Wintern verlagert und aus dem System gespült. Zurück bleibt eine Versorgungslücke von 50 bis 70 kg/ha N je nach Boden – und das bei einer bereits re­duzierten Ertragserwartung. In Roten Gebieten kommt es nun noch mehr darauf an, Rapsbestände sicher zu etablieren und eine optimale Herbstentwicklung zu erreichen.

Exkurs: Mikronährstoffe - Wie viel ist nötig?

Wichtige Mikronährstoffe wie Bor und Molybdän sind in ihrer pflanzenverfügbaren Form ebenfalls Anionen (Molybdat, Borat) und damit von Auswaschung betroffen. Geben Sie zu den ­frühen Rüsslerspritzungen in diesem Frühjahr dringend Bor hinzu, um die Versorgung der Pflanzen abzusichern. Überlegenswert ist eine Bodendüngung von Bor über KaliBor oder Excello-Produkte. Auf Böden mit pH-Werten < 6 empfiehlt es sich, weiterhin 100 ml/ha Natrium-Molybdat zur ersten Pflanzenschutzapplikation zuzugeben. Das gilt vor allem, wenn nitratbetont gedüngt wird. Denn ohne Molybdän kann die Pflanze Nitrat-N nicht verwerten.

Auf sorptionsschwachen Standorten können sich auch positiv geladene ­Kationen verlagern. So befördern Böden mit geringer Austauschkapazität (< 6 cmol) und gleichzeitig hohen pH-Werten die Verlagerung von Kali. Auf magnesiumschwachen Flächen empfiehlt es sich, nach einem niederschlagsreichen Herbst die Schwefelzufuhr über Kieserit durchzuführen (sichert auch die Mg-Versorgung ab). Auf Standorten mit niedrigen pH-Werten sind Kopfkalkungen als Ausgleich für die Calcium-Verlagerung sinnvoll.

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