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Leguminosen: Kulturen mit Zukunft?

Heimische Leguminosen haben viele positive Eigenschaften, doch beim Anbau ist einiges zu beachten. Die steigende Nachfrage der Lebensmittelindustrie wird für neuen Schub sorgen.

Lesezeit: 5 Minuten

Dieser Artikel erschien zuerst im Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben.

Nach den Wünschen der Politik müssten sich die Anbauflächen von Ackerbohnen, Körnererbsen, Soja oder Lupinen eigentlich stark ausweiten, da deren Anbau unter anderem positiv auf die Biodiversität wirkt. Mitunter schwankende Erträge sorgen aber dafür, dass nicht mehr Landwirte ihre Fruchtfolge mit Leguminosen auflockern. Allerdings signalisiert die Lebensmittelindustrie wegen des Trends der veganen Ernährung einen steigenden Bedarf. Ist deshalb jetzt der richtige Moment, um in den Anbau einzusteigen?

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Neue Anbauer gesucht

Dass solche Überlegungen keine Träumereien bleiben müssen, zeigte ein Vortrag von Neil Naschold während des Leguminosentages NRW auf Haus Düsse in der vergangenen Woche. Naschold erläuterte das Projekt „Plant based ­Proteine aus Ackerbohnen“ der Südzucker AG, Mannheim. Das Unternehmen, eigentlich bekannt als der größte Zuckerproduzent in Europa, erwartet im Bereich der vegetarischen Nahrung nachhaltig gute Zuwachsraten, obwohl es wegen der Inflation eine kurzzeitige Nachfragedelle gegeben hat.

Deshalb baut die Südzucker in Offstein ein neues Werk, um dort das allergenfreie Protein von Ackerbohnen so aufzubereiten, dass daraus ein Milchersatz oder Backwaren hergestellt werden können. Das Protein kann nach weiteren Verarbeitungsschritten aber auch als Grundlage für Fleischersatz, Suppen, Soßen oder Fertigmahlzeiten dienen. Die Stärke aus den Ackerbohnen lässt sich beispielsweise in der Keksproduktion nutzen. Die restlichen Bestandteile sind sinnvoll in der Tierfutterherstellung verwertet.

Naschold erklärte, dass die Fläche für den Vertragsanbau 2024 völlig überzeichnet ist. Neueinsteiger können aber im April/Mai nächsten Jahres ihr Interesse für den Anbau 2025 erklären. Der Südzucker-Mitarbeiter erwartet hohe Zuwachsraten. Anbauer müssen eine 100%ige Sortenreinheit garantieren. Im Erntegut dürfen keine ­Sojabohnen enthalten sein. Zugelassen sind aktuell nur die Sorten Tiffany und Allison der Norddeutschen Pflanzenzucht (NPZ). Der Experte deutete aber an, dass in Zukunft neuere Sorten, auch Winterackerbohnen, für die Verarbeitung als Lebensmittel geeignet sein werden.

Regionale Erfasser nehmen die Ware an, reinigen sie und kontrollieren die Qualität. Dann liefern sie entsprechend dem Bedarf die Rohware per Lkw nach Offstein. Für die Ernte 2024 wird das in NRW die Raiffeisen Westfalen-Mitte eG übernehmen.

Sojaanbau im Nordwesten

Eine weitere Leguminose mit viel Potenzial ist die Sojabohne. Nach Aussage von Roul Gamser, IG Pflanzenzucht, sind aktuell 14 Sorten in Deutschland zugelassen. Das primäre Ziel der Zucht war bisher, den Ertrag auf über 3 t/ha zu bringen. Das wird im Durchschnitt mehrerer Jahre nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes noch nicht erreicht. Die Zuchtunternehmen hatten für 2023 eine Anbaufläche von bis zu 70.000 ha erwartet, letztendlich sind es 44.800 ha geworden. Sie sind trotzdem zuversichtlich, dass die Fläche bis 2030 auf über 100.000 ha ansteigen wird. Das liegt auch daran, dass beispielsweise im Nordwesten Deutschlands immer mehr Unternehmen Sojabohnen erfassen und verarbeiten, zum Teil auch für die Humanernährung.

Schwierigkeiten beim Anbau

Allerdings gab es im Anbaujahr 2023 einige Schwierigkeiten:

  • Die Aussaat erfolgte wie bei den anderen Sommerungen recht spät und verzettelt. Einige Flächen wurden erst Anfang Juni bestellt.
  • Danach waren die Wachstumsbedingungen eigentlich gut, aber stellenweise haben die Rhizobien, mit denen die Entwicklung der Knöllchenbakterien gefördert wird, nicht funktioniert.
  • Im Mai/Juni haben die Bestände zum Teil unter Dürre gelitten.
  • Im August fehlte dann die intensive Sonneneinstrahlung.
  • Im September waren etliche Bestände recht üppig mit guten Hülsenansätzen. Es traten aber vermehrt Lager und Sclerotinia auf.
  • Ende September startete die Ernte mit guten oder sehr guten Erträgen. Sie zog sich aber bis Ende Oktober (Noternte) hin.
  • Der Durchschnittsertrag lag bei 3 t/ha, Profis haben aber 4 t/ha und mehr geerntet.

Mit Soja Geldverdienen

Wie sich der Soja aus Sicht eines Praktikers darstellt, erläuterte Matthias Finkenbrink aus Warendorf. Der viehintensive Betrieb, 300 Sauen und Mastschweinehaltung, nimmt seit 2018 an dem Programm „Vielfältige Fruchtfolgen“ teil. Anlass war unter anderem der starke Besatz mit Ackerfuchsschwanz auf den teilweise sehr schweren Böden. Ein Resistenztest offenbarte die schwachen Wirkungsgrade einiger herbizider Wirkstoffe.

Der Landwirt startete 2018 mit dem Anbau von Ackerbohnen und Sojabohnen. Doch der Ertrag der Ackerbohnen enttäuschte, da die oft nassen Böden erst spät befahrbar waren und eine frühzeitige Aussaat häufig nicht möglich war.

Da die regionale Genossenschaft, die Raiffeisen Warendorf eG, sich seit 2017 intensiv mit Aufbereitung und Vermarktung von Soja beschäftigt, nutzt Finkenbrink nun diesen Marktzugang.

Von vegetarischer Ernährung profitieren

Doch er gibt zu: „Wir haben schon viel Lehrgeld bezahlt.“ Heute ist für ihn klar, dass er sich mit einer frühen Saat nur Nachteile einhandelt. Auf den kalten Böden kommt für ihn eine Saat vor dem 10. Mai nicht mehr infrage. Dann können die Bohnen durchwachsen. Das senkt den Unkrautdruck und verringert die Schäden durch Taubenfraß. Die Tauben verscheucht er mit einen Schussapparat. Das erfordert allerdings einen intensiven Austausch mit den Nachbarn.

Wegen der zunächst mäßigen Erträge waren die direktkostenfreien Leistungen in den ersten drei Jahren negativ, doch jetzt sieht es gut aus. Aktuell baut Finkenbrink über die Raiffeisen Warendorf eG Soja als Rohstoff für die Lebensmittelindustrie an und profitiert so mit guten Preisen vom Trend der vegetarischen Ernährung.

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