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Nische Waldstaudenroggen: Das unbekannte Urgetreide

Das traditionelle Zweinutzungsgetreide ist noch vom ganz alten Schlag. Die mehrjährige Kultur liefert sowohl Körner als auch Biomasse.

Lesezeit: 3 Minuten

Waldstaudenroggen (Secale multicaule) ist eine sehr alte, ursprüngliche Getreideart, die mit dem Roggen verwandt ist und bis zu 2 m hoch wird. Seinen Namen erhielt er, weil Landwirte ihn früher als erste Kultur auf gerodeten Waldflächen aussäten.

In den ­ver­gangenen Jahren wurde die mehrjährige ­Kultur durch den Trend zum Urgetreide ­wiederentdeckt.

Sortenwahl

Zugelassene Sorten gibt beim Waldstauden­roggen heute nicht mehr. Dennoch findet man die Kultur im Portfolio der Züchter – meist als Wildäsung oder Teil von Zwischenfruchtmischungen.

Standort und Fruchtfolge

Das Urgetreide ist extrem anspruchslos, robust und eignet sich besonders für sehr arme Grenzstandorte. Er verträgt Fröste von bis zu -25 °C.

Mit seinem kräftigen, tiefreichenden Wurzel­system lockert Waldstaudenroggen den Boden intensiv auf und reichert ihn mit Humus an. Das macht ihn zu einer guten Vorfrucht. Da er zu hohe Reststickstoffgehalte im Boden nicht gut verträgt, sollte er auf eine stickstoffzehrende Kultur folgen.

Aussaat

Die Aussaat ist von Mai bis November möglich – traditionell fällt sie in den Juni. Die Saatstärke liegt bei rund 300 bis 400 Körnern/m², gibt das Technologie- und Förderzentrum Straubing (TFZ) an.

Die Aussaat unterscheidet sich nicht von anderen Getreidearten. Bei einer ­Aussaat in weiter Reihe, lässt sich die Kultur auch mit Leguminosenuntersaaten kombinieren.

Pflanzenschutz

Waldstaudenroggen vermehrt sich über ­Wurzelausläufer und treibt so auch nach der Mahd oder Beweidung wieder aus. Dadurch kann er Unkräuter gut unterdrücken. Generell ist der Pflegeaufwand sehr gering.

Chemische Pflanzenschutzmittel sind nicht zugelassen. Nennenswerte Krankheiten oder Schädlinge sind nicht bekannt. Vor dem Winter empfiehlt sich laut dem Forschungsinstitut für biolo­gischen Landbau (FIBL) ein Schröpfschnitt, um die Gefahr der Auswinterung durch ­Schneeschimmel zu reduzieren.

Düngung

Die Ansprüche an die Nährstoffversorgung sind sehr gering. Besonders bei guter Stickstoffverfügbarkeit ist er sehr lageranfällig. ­Daher benötigt Waldstaudenroggen prinzipiell keine oder nur eine sehr vorsichtige Düngung.

Ernte

Laut dem TFZ kann man den Waldstauden­roggenbestand bis zu 5 Jahre lang nutzen. ­Üblicherweise wird das Urgetreide aber zweijährig angebaut, da sich der Wiederaustrieb nach mehreren Schnitten verschlechtert. Schon im Ansaatjahr lässt sich die Kultur mähen, um sie als GPS-Getreide zu nutzen. Tiefe Schnitte unter 10 cm und Fahrspuren verträgt das Getreide dabei nicht gut.

In dreijährigen TFZ-Versuchen erzielte es zwischen 43 und 90 dt TM/ha bei TS-Gehalten von über 28 %. Die Körner lassen sich ab dem zweiten Jahr im Juli bzw. Anfang August ernten. Die Kornerträge liegen dabei mit 10 bis 30 dt/ha deutlich unter denen moderner Getreidezüchtungen. Nach dem Drusch treiben die Pflanzen wieder aus, sodass danach noch ein Schnitt, eine Herbstweide oder eine Nutzung als Zwischenfrucht möglich ist.

Nutzung und Vermarktung

Urgetreide, also vermeintlich besonders ­ursprüngliche Getreidearten, liegen bei Bäckereien seit einigen Jahren im Trend. Waldstaudenroggen enthält mehr Ballaststoffe und ­Spurenelemente, wie z. B. Eisen oder Zink, als modernen Getreidearten. Dafür ist die Backfähigkeit aber schlechter, sodass sich das Mehl nur gemischt mit anderen Mehlen oder in Form von Sauerteig zum Backen nutzen lässt.

Auch der Geschmack ist würziger als bei modernem Roggenmehl. Daher können Kooperationen mit lokalen Mühlen oder Bäckern interessant sein. Eine kleine Nische ist zudem die Vermarktung von polierten Waldstaudenroggenkörnern als heimische Alternative zum Risottoreis. Neben den Körnern ist aber auch der Rest der Pflanze nutzbar, z. B. als Einstreu, zur Gründüngung, als Heu oder Silage für das Vieh oder die ­Biogasanlage. Zudem lässt er sich beweiden. Beim Wild ist er aufgrund seines hohen ­Wuchses als Äsung und Einstand beliebt.

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