Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Hochwasser Europawahl 2024 DLG-Feldtage 2024

topplus Resistente Ungräser

Viel Ackerfuchsschwanz in Getreide - Landwirte sollten Nester ausmulchen

Im Getreide kommt jetzt Ackerfuchsschwanz und Weidelgras zur Geltung. Was man kurz- und langfristig unternehmen kann, um die Gräser in Schach zu halten, hat uns Johannes Hermann von agris42 erklärt.

Lesezeit: 6 Minuten

Ackerfuchsschwanz- oder Weidelgras-Ähren, die aus Getreidebestände schauen, sorgen immer wieder für Frust. Herr Hermann, sind hier ­immer Resistenzen die Ursache?

Hermann: Nein, aber Resistenzen sind der häufigste Grund. Ausgehend von optimalen Applikationsbedingungen kann eine Resistenz die Ursache sein, gerade wenn die Gräser nesterweise auftreten und in anderen Teilen des Schlages sonst ein guter Bekämpfungserfolg erzielt wurde. Diese Nester wandern und wachsen oft auch in Bodenbearbeitungsrichtung.

Weitere Indizien sind, dass oft außer den Gräsern keine weiteren Arten zu finden sind, besonders nach dem Einsatz von ALS-Hemmer. Diese Punkte betreffen aber nicht nur Ackerfuchsschwanz und Weidelgras, sondern alle Arten, für die ein Resistenzverdacht besteht. Für eine optimale zukünftige Bekämpfung ist es wichtig zu wissen, ob und welcher Art eine mögliche Resistenz ist. Nur so lassen sich unnötige Herbizidmaßnahmen vermeiden.

Für wie effizient halten Sie das Mulchen von Ackerfuchsschwanznestern?

Hermann: Mulchen ist dann effektiv, wenn die Samen noch nicht reif sind, also bevor sie die Teigreife erreichen. Auf der sicheren Seite ist man zum Zeitpunkt der Blüte. Damit unterbindet man die Bildung neuer resistenter Samen. Man sollte aber zwischendurch die gemulchten Flächen noch mal kontrollieren, denn die Gräser schieben schnell neue Ähren nach. Beides gilt sowohl für den Ackerfuchsschwanz als auch für das Weidelgras.

In Ihrem Unternehmen führen Sie Resistenztests durch. Wann sollten Landwirte Samen zur Prüfung einsenden?

Hermann: Liegt der Verdacht auf Resistenzen nahe, macht es Sinn, einen Resistenztest durchzuführen. Dadurch erfährt man, ob die Pflanzen gegenüber dem eingesetzten Herbizid resistent sind und mit welchen anderen Herbiziden man diese in den Folgekulturen noch bekämpfen kann.

Unsere mehrjährigen Ergebnisse zeigen, dass fast jede Population zumindest gegen einen Herbizidwirkstoff resistent ist. Wichtig zu wissen ist, welcher Wirkstoff das ist und wie stark die Resistenz ausgeprägt ist.

Dazu sammelt man ab Ende Juni etwa einen Kaffeepott voll reifer Samen ein und schickt uns diese zur Analyse. Wir untersuchen die Samen dann im Gewächshaus auf verschiedene Wirkstoffe und teilen ­anschließend rechtzeitig zur nächsten Frühjahrsapplikation mit, welche Produkte noch wirken und welche nicht. Mehr Informationen zum genauen Vorgehen können Landwirte auch immer auf unserer Webseite finden.

Wie können Landwirte die Ergebnisse künftig nutzen?

Hermann: Die Ergebnisse zeigen, mit welchen Wirkstoffen die problematischen Gräser noch bekämpft werden können. Die eigentliche Bekämpfung geht aber über die Herbizide hinaus. Gerade bei einer Anpassung der Fruchtfolge, durch die man eventuell Herbizide einsetzen kann, die bisher nicht verwendet wurden, ist es wichtig zu wissen, wie es um diese Wirkstoffe steht. So kann man auch schauen, welche Kulturen sich am besten eignen.

Der Resistenztest kann für zwei bis drei Jahre genutzt werden, da sich die Resistenzsituation nicht so schnell ändert.  Zu wissen, was wirkt und die Einzelmaßnahmen gezielt planen zu können ist also sicherlich der größte Vorteil des ganzen und die Tests sind dabei deutlich günstiger als die Kosten, die pro Feld für Herbizide entstehen.

Sind es die Ackerfuchsschwanz- oder die Weidelgras-Resistenzen, die in Deutschland häufiger vorkommen? Wie ist die regionale Verteilung?

Hermann: Ackerfuchsschwanz und auch der Windhalm sind derzeit auf deutlich mehr Flächen anzutreffen als das Weidelgras. Trotzdem ist die Entwicklung alarmierend; denn es kommen in immer mehr Regionen Flächen mit resistentem Weidelgras dazu. Da Weidelgras ackerbaulich und chemisch schwieriger zu bekämpfen ist als Ackerfuchsschwanz, ist davon auszugehen, dass Weidelgras auch auf Ackerfuchsschwanzflächen einwandert bzw. sich auf diesen durchsetzen wird.

Beim Weidelgras beobachten wir dennoch derzeit noch regionale Schwerpunkte, die aber über ganz Deutschland verbreitet sind. Übrigens haben wir in Deutschland fast ausschließlich Resistenzprobleme bei Welschem Weidelgras.

Gibt es Unterschiede zwischen sensitiven und resistenten Samen in Bezug auf ackerbauliche Faktoren und Maßnahmen?

Hermann: Nein, neben dem unterschiedlichen Verhalten gegenüber Herbiziden sind keine Unterschiede bei  ackerbaulichen Maßnahmen bekannt, die sich in der Praxis ausnutzen ließen. Auch deshalb liegt der Schlüssel im Ackerbau, denn dieser bekämpft resistente und sensitive Arten gleichermaßen.

Dazu zählt auch die Stoppelbearbeitung. Was gilt es hierbei bzgl. Gräser zu beachten?

Hermann: Gräsersamen, und hier insbesondere Ackerfuchsschwanz und Windhalm, haben eine sogenannte Keimruhe (Dormanz). Diese ist bei Weidelgras und Trespen geringer ausgeprägt. Dormanz bedeutet, dass reife Samen nicht sofort wieder keimen, anders als wir das von Getreide kennen.

Das Problem für die Praxis ist, dass unterschiedlichste Faktoren dazu beitragen, dass Samen jedes Jahr eine unterschiedlich starke  Dormanzausprägung haben. Generell aber lässt sich sagen, dass je näher man dem eigentlichen Aussaatzeitpunkt (Oktober für Getreide) kommt, desto eher ist die Dormanz auch gebrochen und der Samen keimt.

Da die Menge der auflaufenden Samen sich aus den diesjährigen und denen der Vorjahre zusammensetzt, ist auch das Keimverhalten diesbezüglich unterschiedlich. Die vorjährigen Samen haben meist keine Keimruhe mehr, während der neue Jahrgang meist eine mehrwöchige Keimruhe zeigt.

Für die Stoppelbearbeitung heißt das, dass man situativ vorgehen sollte. Man kann also auch selber in einem Blumentopf schauen, wann die Arten keimen und seine Bearbeitung darauf abstimmen. Da die Gräser Lichtkeimer sind, ist eine flache Bearbeitung zum Anregen der Keimung wichtig. Da aber auch andere Aspekte bei der Stoppelbearbeitung eine Rolle spielen, ist das hier nur der Blick auf die Gräserbekämpfung.

Sind Resistenzen denn eigentlich ein deutsches Problem?

Hermann: Nein, auch in anderen europäischen Ländern stellen die bei uns problematischen Gräser und Resistenzen die Landwirte vor Herausforderungen. Je nach Schwerpunkt des Ackerbaus kommen auch noch dikotyle Arten hinzu. Die unterschiedlichen Restriktionen beim Einsatz von Herbiziden haben aber dazu geführt, dass die Resistenzsituationen zwischen Ländern nicht 1:1 vergleichbar sind.

Sind noch weitere Arten relevant?

Hermann: Ja, aber hier sprechen wir dann über weniger als 2 % der Proben, die uns zur Resistenzuntersuchung eingesendet werden. Dazu gehören dann bspw. die einjährige Rispe, Mäuseschwanz-Federschwingel, verschiedene Hirse-Arten, Amaranth, Gänsefuß, Hundskerbel , Kamille und Klatschmohn. Gegen all diese Arten sind auch Resistenzen bei verschiedenen Wirkstoffen bekannt, aber es sind noch keine flächendeckenden Probleme, sondern oft nur sehr regionale oder betriebsspezifische Themen.

Ihre Meinung ist uns wichtig!
Helfen Sie uns, unsere Angebote noch besser auf Ihre Bedürfnisse und Wünsche abzustimmen. Nehmen Sie teil an einer 15-minütigen Online-Befragung und erhalten Sie einen Gutschein für den top agrar Shop im Wert von 15 Euro.

Mehr zu dem Thema

top + Schnupperabo: 3 Monate für je 3,30€

Zugriff auf alle Inhalte auf topagrar.com | Tagesaktuelle Nachrichten, Preis- & Marktdaten

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.