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topplus Landwirt zur Wiedervernässung der Moore

"Die Kühe müssen bleiben dürfen!"

Milchviehhalter Tim Müller fürchtet bei Wiedervernässung der Moore um die Grundlage seines Betriebes. Warum Paludikultur für den Kuhbauern keine Alternative ist.

Lesezeit: 4 Minuten

Milchviehhalter Tim Müller aus dem Landkreis Ostholstein in Schleswig-Holstein fürchtet bei Wiedervernässung der Moore um die Grundlage seines Betriebes. Warum Paludikultur für den Kuhbauern keine Alternative ist, haben wir im Interview mit ihm besprochen.

Inwiefern betrifft Sie die Debatte um die Wiedervernässung der Moore?

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Tim Müller: Unser Milchviehbetrieb liegt in der Oldenburger-Graben-Niederung in Ostholstein. 500 m von unserem Hof entfernt fangen die Moorflächen an. Wir leben sozusagen auf einer Grünlandinsel mitten in einer Ackerbauregion. Damit auch meine Generation unseren Hof im Vollerwerb betreiben kann, haben wir ihn in den letzten Jahren von 120 auf 350 Kühe weiterentwickelt.

Wir bewirtschaften 180 ha Dauergrünland und 40 ha Ackerland, ausschließlich für den Futterbau. Rund 160 ha des Grünlands ist Niedermoorfläche, wovon ich wiederum das meiste gepachtet habe. Die Wiedervernässung des Moores würde uns unmittelbar betreffen. Daher versuchen wir, die Veränderungen hier in der Region aktiv mitzugestalten. Bei allen Überlegungen und möglichen Lösungsansätzen lautet für mich aber immer die übergeordnete Frage: Wieviel Fläche bleibt uns für die Herstellung hochwertiger Grassilage?

Welche Veränderungen kommen eigentlich genau auf Sie zu?

Müller: Was genau wo geplant ist, weiß keiner so genau. Das ist ein Teil des Problems! Alle reden von Wiedervernässung, aber wie das aussehen wird, ist ungewiss. Die Veränderungen werden kommen. Und wir wollen sie gar nicht aufhalten, sondern sie aus der Region heraus mitgestalten. Wir wollen und müssen Teil der Lösung sein.

Paludikultur nur "vorgeschobene Alternative"

Die Aufgabe der Milchviehhaltung kommt für Sie dabei nicht infrage.

Müller: Das mögen andere Betriebsleiter anders oder mit dem reinen Blick auf die Zahlen sehen. Aber ich persönlich kann das Emotionale in der Debatte nicht ausblenden. Ich halte Kühe aus Überzeugung. Ich mache das mit Herzblut. Wenn Landwirtschaft, dann mit Kühen! Als 33-jähriger Betriebsleiter, der den Hof hochmotiviert erst vor drei Jahren übernommen hat, brenne ich für Milchvieh. Ich hab einfach Bock auf Kühe!

Und außerdem: Welche Wahl habe ich denn? Wir haben viel investiert. Unsere teuren, spezialisierten Gebäude lassen sich nicht so leicht umnutzen.

Und dann habe ich noch zwei Söhne: Ihnen zumindest die Möglichkeit zu erhalten, sich später auch für einen der ältesten und schönsten Berufe entscheiden zu können, ist eines meiner großen Ziele.

Ansätze der Paludikultur werden als Alternative zur bisherigen landwirtschaftlichen Bewirtschaftung der Flächen gehandelt. Was halten Sie davon?

Müller: Bisherige Ansätze von Paludikultur scheinen in der Praxis noch sehr weit entfernt von echter Wertschöpfung zu sein. Manchmal wirkt es auf mich leider wie eine vorgeschobene Alternative. Da wird etwas als theoretische Alternative vorgeschlagen, die ich als Praktiker aber erst noch mit Leben füllen müsste. Ich müsste erhebliche Teile meines Betriebes umstrukturieren und eine Sparte beleben, die sich in der Praxis noch nicht bewiesen hat.

Viel Ungewissheit in einer Zeit, in der man oft das Gefühl hat, vergebens nach Verlässlichkeit und Ehrlichkeit unserer Politik zu suchen."
Tim Müller

Tatsächlich scheint der Anbau von Paludikulturen aus heutiger Sicht mehr offene Fragen als Antworten mit sich zu bringen: Welche Erträge sind realistisch? Welche Maschinen sind notwendig? Wo sind die Märkte? Siedelt sich eine verarbeitende Industrie an und wie nachhaltig können wir auf Augenhöhe zusammenarbeiten?

Viel Ungewissheit in einer Zeit, in der man oft das Gefühl hat, vergebens nach Verlässlichkeit und Ehrlichkeit unserer Politik zu suchen.

Grundsätzlich wäre der Anbau von Paludikulturen für mich eher ein notwendiges Übel, ein Mittel zur Querfinanzierung der dann wohl teureren Futtergrasbeschaffung, wenn ich das Gras nicht mehr selbst in ausreichender Menge anbauen könnte.

Einfluss auf angrenzende Gemeinden klären

Was sind die nächsten Schritte?

Müller: Als allererstes brauchen wir eine bessere Datengrundlage. Wir müssen u.a. die sogenannten Moormächtigkeiten ermitteln. Moor ist nicht gleich Moor. Jede Region muss individuell betrachtet werden.

Zusätzlich gilt es zu klären, welchen Einfluss ein höherer Wasserstand auf die angrenzenden Gemeinden hat. Bisher hat die Oldenburger-Graben-Niederung große Teile Ostholsteins entwässert. Ist das zukünftig überhaupt noch möglich? Und wenn ja, wie?

Wir müssen wahrscheinlich das Wassermanagement im ganzen neu denken. Bei allen Überlegungen ist es am wichtigsten, die Menschen der Region mitzunehmen und transparent zu sein. Das ist der effektivste Weg, um in die Umsetzung zu kommen. Große Herausforderungen können nur gemeinsam gelöst werden.

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