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Snacks aus Bohnen: Start-up sucht Landwirte

Das Start-up Bohnikat vermarktet Snacks aus eher seltenen Leguminosen wie Ackerbohnen, Winter-, Platt- oder Kichererbsen. Im Interview erklärt die Gründerin, wie sie mit Landwirten zusammenarbeitet.

Lesezeit: 4 Minuten

Cecilia Antoni ist die Gründerin von Bohnikat, einem Start-up, das Snacks aus Hülsenfrüchten vermarktet. Mit top agrar spricht sie über die Zusammenarbeit mit Landwirten und ihre Anforderungen an die geerntete Ware.

Wo und wofür wird die Ackerbohne in Deutschland heute angebaut?

Cecilia Antoni: In Deutschland wird sie heute fast ausschließlich als Tierfutter angebaut oder als Speisebohne ins Ausland exportiert. In anderen Ländern wie zum Beispiel in Italien und dem arabischen Raum gilt die Ackerbohne als Delikatesse. Dort gibt es viele traditionelle Gerichte mit ihr wie Fave oder Foul. Die deutschen Küstenregionen mit den feuchten Böden eignen sich besonders gut für den Anbau. Im letzten Jahr wurden auf rund 60.000 ha Ackerbohnen angebaut.

Für wen lohnt sich der Anbau der Ackerbohne?

Antoni: Die Ackerbohne ist für alle Landwirte interessant, die ihre Fruchtfolgen auflockern möchten. Aufgrund ihrer Luftstickstoffbindung im Boden und ihrer tiefen Wurzel profitieren die nachfolgenden Kulturen von einem hohen Vorfruchtwert.

Ackerbohne: Kriegsnahrung oder Superfood?

Warum fristet die Ackerbohne bei Landwirten dennoch ein Nischendasein?

Antoni: Ihr Anbau ist anspruchsvoller als der von Getreide und das Wissen darüber ist über die Zeit teilweise verloren gegangen. Zudem ist die Wertschöpfung für Tierfutter geringer als für die Humanernährung. Aber: Die Ackerbohne ist unverzichtbar für gesunde und fruchtbare Ackerböden, denn durch ihre Symbiose mit den Knöllchenbakterien wird Luftstickstoff in den Boden eingebracht und so auf natürliche Weise gedüngt. Für Bienen und Hummeln bieten ihre Schmetterlingsblüten außerdem eine wichtige Nahrungsquelle.

Mit deinem Unternehmen möchtest du der Ackerbohne wieder mehr Aufmerksamkeit schenken. Warum?

Antoni: Die Ackerbohne ist eine heimische Hülsenfrucht und wird in Deutschland schon seit ungefähr 300 n. Chr. angebaut. Im Mittelalter war sie Grundnahrungsmittel. In alten, deutschen Kochbüchern finden sich sehr viele Rezepte mit Ackerbohnen. Diese sind jedoch selten an die nachfolgenden Generationen weitergegeben worden. Das hängt unter anderem mit den Kriegs- und Nachkriegserlebnissen zusammen.

In diesen schwierigen Zeiten gab es oft nur Bohnen zu essen. Die Ackerbohne ist mit schlechten Erinnerungen verknüpft. Deshalb wurde sie später komplett vom Speiseplan gestrichen und geriet in Vergessenheit. Die jüngere Generation von heute hat meist noch nie von der Ackerbohne gehört.

Hoher Proteingehalt, viele Ballaststoffe, Mineralien, Vitamine

Warum sollte es wieder mehr Ackerbohnen auf dem Speiseplan geben?

Antoni: Bei uns wächst ein Rohstoff, der - müssten wir ihn aus dem Ausland exportieren - längst das Label „Superfood“ hätte und wird dennoch nicht für die menschliche Ernährung genutzt. Die Ackerbohne schmeckt, ist sehr vielseitig und steckt voller wertvoller Nährstoffe. Wie alle Hülsenfrüchte hat sie einen hohen Proteingehalt, viele Ballaststoffe, viele Mineralien und Vitamine. Die Ackerbohne hat zudem kaum Fett und keine Allergene.

Bohnikat stellt Produkte aus heimischen Hülsenfrüchten her. Wie sieht eure Produktpalette aktuell aus?

Antoni: Unsere Produktpalette umfasst neben unseren gerösteten Ackerbohnen (salzig + salzreduziert) auch rohe, heimische Hülsenfrüchte, die sonst eher selten zu bekommen sind, wie z.B. dunkle Wintererbsen, Platterbsen, geschälte Ackerbohnen und Kichererbsen. Für Mitte 2024 ist eine Chili-Variante der gerösteten Ackerbohnen mit in Deutschland angebauten Chilis geplant.

Zusammenarbeit mit Landwirten

Wie arbeitet ihr mit Landwirten zusammen? 

Antoni: Der ursprüngliche Plan war Vertragsanbau. Doch die veränderten Klimabedingungen der vergangenen Jahre beeinflussen die Qualität der Ackerbohnen. Unsere Ansprüche sind aufgrund unseres Herstellungsprozesses andere, als zum Beispiel für AB-Mehl oder stark verarbeitete Produkte. Bei uns wird die ganze Bohne geröstet und sie bleibt bis zum Schluss ganz. Deshalb lassen wir uns aktuell noch jedes Jahr von verschiedenen Landwirten Muster schicken und testen diese, wie gut sie sich zu unserem Ackerbohnen-Snack verarbeiten lassen. 

Wieviele Bauern produzieren für euch welche Menge Ackerbohnen im Jahr? 

Antoni: Bevorzugt verwenden wir die Ware von einem Landwirt, um unsere Produktionsprozesse nicht öfters neu anpassen zu müssen. Aktuell sind es ca. 8 bis 10 to. 

Wie sieht die Zusammenarbeit aus? Garantiert ihr zum Beispiel feste Preise und Abnahmemengen? 

Antoni: Wir testen die Ackerbohnen sehr genau. Wenn sie geschmacklich gut sind, schauen wir, wie gut kann die Ware vom Landwirt gereinigt werden. Ist sie top, werden wir uns auf jeden Fall einig. 

Weitere Landwirte für den Anbau von Ackerbohnen gesucht

Sucht ihr noch weitere Landwirte, die Ackerbohnen für euch anbauen könnten?

Welche Qualitätsansprüche habt ihr an das Erntegut? 

Antoni: Wir verwenden ausschließlich Öko-Ackerbohnen und testen vorab sehr genau die Ware nach Geschmack und Verarbeitung. Die Ackerbohnen sollten zudem möglichst wenig Lochfraß, eine bestimmte Größe und Restfeuchtigkeit haben sowie sehr gut ausgereinigt sein. 

Welche Erlöse sind aus Erzeugersicht mit der Ackerbohne zu erzielen?

Antoni: Das hängt tatsächlich von der Weiterverarbeitung ab und kann nicht pauschal beantwortet werden.  

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